Die wahre Gestalt

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Ich muss halt nur extrem Vorsichtig sein solange das Anwesen in der Nähe ist.

In der Schule lief ich durch die leeren Gänge, tief in Gedanken versunken.
Bis mich Kanato's Schrei zurück in die Realität brachte. Er schien sich über irgendetwas aufzuregen...
Ich gehe in die Richtung, aus der ich glaubte Kanato's Stimme gehört zu haben und fand ihn schließlich, mit Teddy im Arm, beim Telefon.
Was machte er denn hier? Er weiß doch, dass das Telefon schon seit Wochen kaputt ist...
"Hallo Kanato-kun.", lächele ich und kam dem lilahaarigen näher.
Der Jüngere sieht mich noch etwas zornig an, bevor sein Blick dann doch sanfter wird. "Hallo Ai-San..." "Ich habe dich schreien gehört. Was ist denn passiert?"
Kanato sah erst auf Teddy, bevor er mir wieder ins Gesicht schaute und antwortete: "Diese Yui hat Teddy und mir einen Kaffee angeboten. Einen Kaffee! Dabei hassen wir bittere Sachen, ne Teddy?" Während er das sagte, hatte er auf den am Boden liegenden Kaffeebecher gezeigt, dessen Inhalt sich über den Gang der Schule verteilt hatte.
"Darf ich dich dann auf etwas Süßes in die Cafeteria einladen? Und Teddy auch?" frage ich den kleineren lächelnd.
Dieser guckte erst wieder zu seinem Stofftier, als würde er mit ihm beraten ob sie die Einladung annehmen sollen, und nickt mir dann zu.
Wenig später sitzen wir gemeinsam in der Cafeteria, Kanato vor zwei Stück Kuchen und ich vor einer Tasse Milch, ich konnte diese Vorliebe einfach nicht ablegen, durch und durch Katze.
Ich war schon froh darüber, das ich Wollknäulen oder kleinen Bällen nicht mehr wie verrückt hinterrannte...
"Was wollte Yui denn von dir?" unterbreche ich die Stille. "Sie wollte irgendjemanden anrufen, ich hab ihr nur gesagt dass das Telefon schon ewig kaputt ist. Das schien sie nicht zu wissen." Die lilanen Augen des jüngeren funkeln kurz auf, sie spiegelten etwas Wut wider, wahrscheinlich dachte er an den Kaffee. Ich schmunzele leicht.
"Sag mal, Ai-San...", er sieht mich an. "Ja?" "Warum bist du heute nicht mit uns mitgefahren?"
"Ich... also... mir war heute nicht nach fahren. Ich wollte lieber laufen." Und ich wollte nicht von diesem Mädchen die ganze Zeit angestarrt werden, füge ich in Gedanken hinzu, aber das musste Kanato nicht unbedingt wissen.
"Du kannst Yui-San nicht leiden, oder?" "Ist das so offensichtlich?" antworte ich überrascht mit einer Gegenfrage. "Ja. Seit sie hier ist, gehst du Shû-San nämlich aus dem Weg. Teddy und ich fragten uns schon, warum das so ist. Anscheinend ist sie daran schuld." "Ja, es liegt wirklich an ihr." "Fährst du morgen wieder mit uns?" fragt er nun. "Weiß ich noch nicht..." "Shû-San würde es freuen, wenn du wieder mit uns fahren würdest. Er sah heute irgendwie traurig aus, jedenfalls soweit Teddy und ich das beurteilen konnten." "T-Tatsächlich...?" Kanato nickt, "Bist du etwa eifersüchtig?"
Verdammt nochmal, warum wusste jeder was in mir vorgeht?
"Ja...", nuschele ich und überlege kurz, "Und was das mit-fahren betrifft... morgen werde ich wieder mit euch fahren."
Das Gesicht des jüngeren hellte sich etwas auf, "Immer wenn du mitfährst, ist Ayato wenigstens ruhig und bringt nicht zu viel Unruhe. Das macht Teddy nämlich immer Angst."

"Er sah also traurig aus... Normalerweise zeigt er seine Gefühle nicht so offen..." Ich laufe in meinem Zimmer auf und ab und lasse mich dann auf mein Bett fallen. "Vorallem nicht vor seinen Brüdern. Vielleicht hat Kanato-kun sich aber auch geirrt...?"
"Ai?" fragt eine tiefe und durch die Tür gedämpfte Stimme. Für einen augenblick dachte ich es sei Shû, aber dann erkannte ich Reiji's Stimme.
Ich stehe auf, gehe zur Tür und öffne sie, "Ja, Reiji-san?" "Komm mit in mein Labor." er dreht sich um und geht, ich folge ihm. "Was habe ich jetzt schon wieder angestellt?" frage ich, als er sich in seinem Labor an den Schreibtisch stellt. "Gar nichts." "Warum hast du mich dann hergerufen?"
Er gibt mir einen Brief.
Ich öffne ihn, doch ich zögere damit ihn aufzufalten und zu lesen. Ich bekam selten Briefe, was wenn er von Gladihiko war? Das ist eigentlich nicht mehr möglich aber man weiß ja nie...
"Wenn du das nächste Mal zu Fuß zur Schule gehst, sag mir vorher bescheid." "Huh?" Ich sehe von dem Brief, welchen ich nun doch angefangen habe zu lesen, auf. Der Schwarzhaarige sah mich warnend an. "Ist was... passiert?" frage ich vorsichtig. "Sag das nächste Mal einfach bescheid. Es hat ewig gedauert bis der faule Nichtsnutz aus deinem Zimmer zurück kam und gesagt hat, das du nicht dort warst." Er schiebt seine Brille hoch.
"Oh... ja in Ordnung..." stimme ich zu und sehe wieder auf den Brief. 》Vielleicht hatte ich damit übertrieben allein zu gehen? Er hat sich bestimmt sorgen gemacht...《
Dann klopft es an Reiji's Tür. "Das ist Yui." nuschelt der Brillenträger und geht schon zur Tür. "Was?!" ungläubig starre ich ihm hinter. "Ich weiß das du sie nicht leiden kannst." "Hast du mich extra hergeholt, damit ich sie treffe?!" Das traute ich dem schwarzhaarigen zu.
Dieser öffnet gerade die Tür, vor dieser steht tatsächlich das blonde Mädchen. Als sie reinkommt und mich sieht stoppt sie kurz und sieht mich fragend an. Ich erwidere ihren Blick mit gemischten Gefühlen.
Ich war wütend auf Reiji. Ich war wütend, oder eher eifersüchtig, auf dieses Mädchen.
Und ich war wütend auf mich selbst. Ich kannte dieses Mädchen kaum, und hasste sie. Warum?
Ich gehe an ihr vorbei. "Entschuldige...", das Mädchen berührt mich an der Schulter. Ich zucke zusammen, ich hatte eindeutig was gegen Berührungen. Ich bleibe stehen, aber ohne sie anzusehen.
"Kann es sein das du dieses Kätzchen-" "Schweig." fauche ich leise und gehe, mehr wollte ich nicht hören.

Dance with the starsWhere stories live. Discover now