9. Endlich

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"Hey, du."

Verschlafen blinzelte ich in das abgedunkelte Innere des Busses. Ich spürte, wie sich die schmale Matratze auf Höhe meiner Hüfte etwas senkte, als Mik sich neben mich setzte. Verschlafen brummte ich, vergrub meinen Kopf im Kissen. Mik lachte leise, ich spürte seine Hand, die sich auf meinen Rücken legte.

"Rutsch mal."

Sofort drehte ich mich näher an die Wand und beobachtete grinsend, wie Mik sich neben mich auf die Matratze legte, seinen Arm ohne Aufforderung so ausgestreckt, dass ich mich an ihn kuscheln und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegen konnte.

"Das Wochenende ging viel zu schnell vorbei."

Abwesend nickte ich, seufzte.

"Aber es war total schön."

Dieses Mal war es Mik, der nickte, bevor wir erneut für einen kurzen Moment schwiegen.

"Danke."

Verwirrt drehte ich mich mehr in Miks Richtung, wartete auf eine Erklärung.

"Dass du da warst."

Ich lächelte, richtete mich etwas auf und stützte mich mit den Unterarmen auf der Matratze ab, sodass ich Mik besser betrachten konnte, wie er auf meinem Bett lag.

Sanfte Gesichtszüge, schönes Lächeln.

"Danke, dass du mich eingeladen hast."

Miks Lächeln wirkte viel zu anziehend, ich konnte nicht anders, als seine sanft funkelnden Augen zu betrachten und ehe ich wusste, was ich tat, lagen meine Lippen auf seinen. Nur sanft, nur kurz. Ein Kuss, der unschuldiger nicht hätte sein können. Mik lächelte erneut, ich hatte keine Angst vor seiner Reaktion. Wir beide hatten diesen Kuss schon lange erwartet, es war nicht überraschend gekommen. Ich spürte Miks Hand, die nach meiner griff, unsere Finger, die sich wortlos miteinander verschränkten. Ich ließ mich erneut neben Mik auf die Matratze sinken, legte meinen Kopf wieder auf seine Brust, kuschelte mich an ihn.

"Wann ...", ich zögerte, "Wann denkst du, können wir uns wieder sehen?"

Mik seufzte, ich spürte, wie er seine Lippen sanft auf meine Stirn legte. Die Berührung fühlte sich so vertraut an, so selbstverständlich.

"Jetzt. Ich habe ein paar Tage frei, bevor es erneut losgeht."

Ich verdrehte die Augen, beobachtete Miks Mimik.

"Nein, ernsthaft?"

"Das ist mein Ernst. Fahr noch mit uns im Nightliner nach Berlin und komm dann mit mir nach Potsdam. Deine Rückfahrt stornieren wir."

"Mik. So gerne ich würde ... Das geht nicht."

"Warum denn? Man, Dennis! Das ist doch das einzig tolle am erwachsen Sein. Dass man sich nicht mehr alles verbieten lassen muss. Dass sowas eben doch geht."

Nachdenklich ließ ich meinen Blick schweifen, betrachtete meine Hand, die immer noch mit Miks verschränkt auf seiner Brust lag. Ja, warum eigentlich nicht? Meine Kurse würden sich regeln lassen, es gab eigentlich keinen Grund, warum ich nicht einfach zustimmen könnte. Ich hatte meinen Entschluss gefällt, ja, ich wollte Mik nicht schon wieder gehen lassen.

"Okay."

Überrascht sah Mik mich an.

"Okay?"

"Okay."

Miks Grinsen verbreiterte sich und im nächsten Moment lagen seine Lippen wieder auf meinen, ohne dabei sein Lächeln fallen zu lassen. Auch ich grinste halb glücklich, halb aufgeregt in den Kuss.

Buntes Papier ~ #KostoryWhere stories live. Discover now