13. Besuch

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Wieder einmal warf ich einen Blick auf die Uhrzeit meines Handys, die mir verriet, dass der Zug, mit dem Luna kommen würde, inzwischen zwölf Minuten Verspätung hatte. Nachdem ich vor zwei Wochen, einen Monat, nachdem Mik mich gebeten hatte, zu ihm zu ziehen und drei Tage vor Silvester, tatsächlich umgezogen war, hatten Mik und ich die Freundin eingeladen, um das Wochenende bei uns zu verbringen. Sogar Mik, der gerade eigentlich quasi Tag und Nacht arbeitete, um wie geplant die EP zu veröffentlichen, bevor es in zwei Wochen wieder auf Tour gehen würde, hatte sich das Wochenende frei genommen, um meine beste Freundin kennen zu lernen. Und während ich jetzt am Bahnhof stand und darauf wartete, dass ihr Zug ankam - Luna hatte geschrieben, dass sie kurz vor Potsdam waren, also konnte es zumindest nicht mehr ewig dauern - war mein Freund zuhause und schlief wahrscheinlich noch, nachdem er gestern erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen war.

Meine Uhr zeigte 08:14 - siebzehn Minuten Verspätung - als der Zug endlich einfuhr und keine Minute später sah ich auch schon Luna, die nur wenige Meter von mir entfernt aus dem Abteil stieg. Mit einem Lächeln auf den Lippen löste ich mich von der Mauer, gegen die gelehnt ich gewartet hatte, und ging auf meine Freundin zu, um sie in Empfang zu nehmen.

Luna schien mich erst zu bemerken, als ich fast direkt vor ihr stand, ließ dann aber ihren Koffer auf den Boden fallen, um die letzten drei Schritte zu mir zu überbrücken und mich zur Begrüßung zu umarmen. Noch bevor wir uns wieder voneinander lösen konnten, hatte sie schon begonnen, sich über die Bahn zu beschweren und während ich ihren Koffer hochhob, musste ich grinsen. Es war angenehm, ihre quirlige Persönlichkeit wieder um mich zu haben.

Neugierig betrachtete Luna alles um sich herum, während wir uns auf den Weg zum Ausgang machten, wo mein Auto auf dem Parkplatz wartete.

»Ich bin gespannt, wie eure Wohnung ist. So jemand wie darkviktory«, sie sagte den Namen gespielt ehrfürchtig, seitdem sie meinen Freund kennen gelernt hatte, hatte sie alle Scheu vor ihm verloren, »wohnt doch bestimmt in einem Palast.«

Ich lachte leise.

»Ein Palast ist es nicht. Aber es ist eine richtig schöne Wohnung mit toller Dachterrasse. Purer Luxus, wenn du mich fragst.«

»Und was zahlt ihr dafür?«

Ich seufzte. Mik und mein größtes Streitthema.

»Ein halbes Vermögen, wirklich. Ich könnte mir nicht einmal die hälfte der Miete leisten. Und wenn du mich fragst kriegt Mik von mir unverschämt wenig Geld dafür.«

»Und wenn man ihn fragt?«

»Ihn fragt man am besten nicht. Wir haben schon echt viel Zeit damit verbracht, darüber zu streiten.«

Luna wirkte gleichzeitig überrascht und erschrocken.

»Streitet ihr viel?«

»Nein, eigentlich nicht. Nicht so, wie du denkst. Zwischen uns ist alles in Ordnung, wir verstehen und so gut wie immer schon. Wir streiten uns eigentlich nur, wenn es um das Geld geht. Ich will halt einfach nicht, dass Mik so viel Geld für mich ausgibt. Und er tut so, als würde er mir am liebsten mein halbes Leben finanzieren.«

»Hmmm.«

Luna schien zu überlegen, dann, plötzlich, wie aus dem nichts:

»Liebst du ihn?«

»Was?«

Ich war überfordert, hatte mit dieser Frage nicht gerechnet.

»Liebst du ihn?«

»Mik? Natürlich, ich ... Ja, ich liebe ihn.«

»Gut.«

Luna schien nichts mehr sagen zu wollen und ich war verwirrt.

Buntes Papier ~ #KostoryTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang