16. Regen

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Ich lächelte dem Security-Mann, der vor einem der beiden Nightliner stand, freundlich zu und betrat den großen Tourbus, mit dem wir gestern aus Berlin losgefahren waren und der nun für die nächsten Wochen unser Zuhause sein sollte.

Leise musste ich grinsen.

Auf meinem Bett lag Miks Sweatjacke und auch, wenn es Andere vielleicht genervt hätte, gefiel es mir, wie selbstverständlich für Mik mein Bett auch sein Terrain war.

Ich zog unter meinem Bett meine Schuhe hervor und setzte mich kurz auf die überraschenderweise ziemlich bequeme Matratze (um ehrlich zu sein hätte ich dem Bus, bevor ich bei der letzten Tour in einem geschlafen hatte, weniger Komfort zugetraut), um sie anzuziehen und zuzubinden. Dann schnappte ich mir Miks Sweatjacke, die ich überzog. Selbst Schuld, wenn er seine Sachen bei mir liegen ließ. Außerdem wusste ich, dass es ihn nicht stören würde.

Kurz vergrub ich meine Nase seitlich in der Kapuze - ja, es roch nach ihm -, bevor ich sie zurecht zog und den Bus wieder verließ.

Leichter Nieselregen empfing mich und ich zog mir die Kapuze der Jacke auf, bevor ich mich mit schnellem Schritt auf den Weg zurück zum Backstage-Bereich machte.

Als ich am Haupteingang vorbei ging konnte ich jetzt, über vier Stunden vor Einlass, schon die ersten Fans warten sehen, die neugierig die Köpfe hoben, als sie mich sahen, sich aber dann nicht sonderlich weiter für mich interessierten, als sie merkten, dass ich nicht Mik, Michael oder Bibi war.

Die Security-Leute ließen mich problemlos zum Backstage-Bereich durch, als ich ihn meinen Ausweis zeigte und schon im Flur hörte ich Mik Lachen.

Ich folgte der Stimme meines Freundes - er schien nicht mehr in dem Aufenthaltsraum zu sein, wo ich ihn zurückgelassen hatte, als ich gegangen war, um meine Schuhe zu wechseln - in eine Art Lager, wo er mit Dan und Wailam stand und gerade eine Kiste vor sich öffnete.

»Gut, dass du da bist.«, Mik grinste, »Du kannst gleich helfen.«

Er schob mir den Karton zu und fing auf meinen fragenden Blick hin an zu erklären: »Es hat angefangen zu regnen. Da drinnen sind Plastik-Capes und Planen, die wir raus bringen wollen für die, die da schon warten.«

Ich nickte und der Ton, in dem Mik von seinen Fans da draußen sprach, ließ mich lächeln. Es war süß, wie lieb er war. Mik sorgte sich um diese Menschen, die er nicht einmal kannte, mehr als es die meisten Anderen getan hätten.

»Willst du wirklich mit raus kommen, Mik? Wir sagen ihnen zwar, dass es keine Fotos und Autogramme gibt, aber wir wissen nicht, ob sie sich daran halten.«

»Quatsch.«, Mik winkte auf Dans Bedenken hin ab, »Es sind ja noch nicht so viele da. Mal schauen, wenn wirklich wenige da sind, mach ich sogar Fotos und alles, wenn von dir aus nichts dagegen spricht. Und wenn es wirklich gar nicht gehen sollte, muss ich eben wieder rein.«

»Okay. Von mir aus kannst du Fotos machen und Autogramme geben, so viel du lustig bist. Von Seiten des Managements gibts da gerade nichts, was dagegen spricht.«

»Super. Dann los! Reichen zwei Kartons?«

»Erstmal bestimmt. Wir haben zwei Kartons mit Capes und noch Planen. Wenn es wirklich nicht reichen sollte, haben wir aber noch welche hier.«

»Prima.«

Mik schnappte sich einen der Kartons und ehe ich reagieren konnte, hatte Wailam den anderen genommen.

»Die Planen sind noch im LKW, ich gebe jemanden von den Roadies bescheid, die werden euch gleich auch raus gebracht.«

Mik nickte dankend in Dans Richtung und trat dann auf den Flur, wo er auf Wailam und mich wartete, nur damit wir kurz darauf wieder aus dem Backstagebereich und vor die Halle treten konnten.

Buntes Papier ~ #KostoryWhere stories live. Discover now