Krul - Aufbruch

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Ich kniete mich auf den Boden und sah in seine sturmgrauen Augen aus denen langsam das Leben floss.
"Ich werde nicht gehen!"
"Sei doch nicht dumm, lauf schon weg. Verschwinde von hier."
"Ich lasse sich nicht allein, Darien", flüsterte ich.
"Was hast du gesagt?", schrie Abaddon.
"Darien!", rief ich aus. "Sein Name ist Darien!"
In gleißendem Licht entflammte der Dämon und war fort. Darien lag leblos am Boden. Ich bettete seinen Kopf auf meinem Schoß und betrachtete ihn.
"Mach die Augen auf", forderte ich, doch er reagierte nicht.
"Ich habe deine dumme Wette gewonnen, also wach auf!"
Ein leises Lächeln erschien auf seinen Lippen.
"Ich habe es gehört", flüsterte er.
Empört stieß ich ihn herunter und sprang auf.
"Ich wusste das du dich erinnern kannst."
"Nein, das Menschsein ist mir noch immer fremd, aber dennoch erinnerte sich mein Herz daran. Auch wenn es nicht mehr schlägt."
Langsam wollte ich diesen Ort verlassen, denn nun war ich ihm nichts mehr schuldig.
"Wo gehst du hin?"
"Ich habe meine Schuld gezahlt, ich werde nicht länger hierbleiben und mich verstecken. Ich hole mir meinen Thron zurück. Aber du musst nicht mit mir kommen, denn ich will dich nicht in Gefahr bringen. Fühle dich nicht verpflichtet, denn noch immer liebe ich dich nicht. Du musst nicht mein Ritter sein."
"Warum bist du geblieben? Als du deine Kräfte wieder hattest, brauchtest du meinen Schutz nicht mehr."
Ich betrachtete meinen nackten Ringfinger. Jahrhundertelang zierte ihn ein schlichter Ring, Ferid stahl ihn mir. Das würde er büßen.
"Ich bin mir nicht sicher warum ich blieb. Ob ich dir wirklich nur meine Schuld zurück zahlen wollte... Aber was auch immer mich hielt, nun ist es fort."
Auch Darien hatte seinen Blick auf meine Hand gerichtet.
"Dieser Ring scheint dir ja viel bedeutet zu haben..."
Ich nickte. "Und ich hole ihn mir zurück."
"Warum ist er dir so wichtig?"
"Ich glaube, er war einfach schon immer da..."
"Wie sah er aus?"
"Er... war nicht sehr kostbar. Ein billiges goldglänzendes Ding mit einer Blume darauf. In ihrer Mitte saß eine einfache weiße Glasperle."
"Diese Perle... beschwor sie den Regenbogen wenn das Sonnenlicht sie traf?"
Erschrocken sah ich ihn an. "Woher weißt du das?"
"Kannst du dich daran erinnern, wo du diesen Ring her hast?"
Zögerlich schüttelte ich den Kopf.
"Aber ich weiß es"
"Erzähl es mir", bat ich.
"Ich habe ein ganzes Jahr lang jede Münze gesparrt die ich erübrigen konnte und ihn eines Sommers von einem fahrenden Händler gekauft."
"Du... du hast ihn mir geschenkt?"
Er nickte. "Mit dem Versprechen dich niemals zu verlassen. Warum hast du ihn all die Zeit über behalten?"
"Er schützte mich vor dem Sonnenlicht."
"War es wirklich nur das?"
"Ich weiß es nicht... Ich konnte mich einfach nicht von ihm trennen."
Ich schlug die Augen nieder und wandte mich zum gehen.
"Ich entbinde dich von all deinen Versprechen. Fühle dich mir nicht verpflichtet und geh deiner Wege."
"Aber ich will dein Ritter sein. Und vielleicht kannst du mich eines Tages wieder lieben lernen. Ich bleibe an deiner Seite, auch wenn meine Hoffnungen sich niemals erfüllen sollten. Ich werde bei dir bleiben, wenn du es wünschst."
Ich bewunderte seinen Mut und betrat den Wald.
"Dann folge mir, mein Ritter."
Er verbeugte sich spielerisch und die Sonne ging auf. Ich würde meine Feinde spüren lassen was es bedeutete, mich zu betrügen.
Denn ich war die Königin.

Der Ritter der KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt