Kapitel 21

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POV Marco

Völlig am Ende meiner Nerven und Kräfte saß ich bei mir Zuhause auf dem Sofa. Nach dem missglückten Zusammentreffen mit Mario beim Training hatte ich mich zu Marcel geflüchtet. Er hatte mich aufgebaut und getröstet und jetzt saß ich hier. Bei mir zuhause, alleine auf dem Sofa. Verzweifelt und nicht wissend, was ich tun sollte. Wie sollte ich damit umgehen, dass er wieder hier spielte? Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Was sollte ich tun, wenn er sein Balg mitbringen würde? Wie mich dieses Kind doch nervte. Überall las und hörte man, wie süß es doch sein sollte. Alle Welt schien ihn zu lieben, nur ich nicht. Ich hasste dieses Kind, wegen dem ich meinen besten Freund verloren hatte. Und ja, ich hasste auch Mario, der mich einfach aussortiert hatte. Aber gut, Marcel meinte, dass ich im Moment eh alles und jeden hasste, aber ich konnte ja auch nichts dafür. Konnte nichts dafür, dass ich wegen Mario jetzt auch noch das letzte zu hassen begann, was ich bisher noch geliebt hatte. Ich begann das Training, den Fußball und vor allem den Verein, der mich ins offene Messer hatte laufen lassen, zu hassen. Überrascht blickte ich auf, als es an meiner Tür klingelte. Wer wollte denn bitte was von mir? Mit einem Seufzen erhob ich mich und schlurfte zur Tür. Als ich diese öffnete erblickte ich zu meinem Überraschen Auba und André.
"Was wollt ihr denn hier?", fragte ich sie überrumpelt.
"Mit dir reden", war Auba’s knappe Antwort und er schob sich an mir vorbei ins Innere meiner Wohnung.
"Aber-", setzte ich an, wurde jedoch von André unterbrochen: "Lass es einfach und geh rein."

Seufzend kam ich der Aufforderung nach und schloss die Tür hinter André, nachdem dieser Auba in meine Wohnung gefolgt war.
"Und was wollt ihr jetzt?", fragte ich beide leicht genervt und setzte mich wieder auf’s Sofa.
"Mit dir reden. Was sollte das beim Training?", fragte Auba.
"Gar nichts. Es ist alles gut", leugnete ich.
"Lüg uns nicht an. Alle haben deinen Ausraster Mario gegenüber mitbekommen", scholt noch André.
"Meine Güte, was hast du erwartet? Dass ich ihm um den Hals falle vor Glück? Ganz sicher nicht!", pampte ich ihn an.
"Er war dein bester Freund", erinnerte mich André.
"Die Betonung liegt auf war, André. Er hat sich gegen mich entscheiden", konterte ich.
"Hat er nicht. Er hat sich niemals gegen dich entschieden, sondern sich einfach nur für das Beste für sein Kind entscheiden", nahm André ihn doch tatsächlich in Schutz.
"Und damit gegen mich. Dieses Kind ist an allem schuld. Wäre es nicht auf der Welt, wäre alles noch so wie früher, so wie es sein sollte!", schrie ich ihn schon fast an.
"Milan kann da gar nichts für. Hast du vielleicht schon mal dran gedacht, dass es deine Schuld war? Dass Mario sich von dir abgewendet hat, weil er Angst hatte, wie du auf seine Vaterschaft reagierst?", versuchte André doch allen ernstes den Spieß umzudrehen.
"Was soll der Scheiß André?", mischte sich zu meiner Erleichterung jetzt Auba ein.
"Kein Scheiß Auba. Seid ihr schon mal auf den Gedanken gekommen das Ganze aus Mario’s Perspektive zu sehen? Wie dreckig es ihm ging?", ergriff André erneut für Mario Partei und so langsam fragte ich mich, was er hier wollte. Wenn er so sehr auf Mario’s Seite stand, dann sollte er doch lieber zu dem gehen, anstatt mich hier zu nerven.
"Und selbst wenn, hat er es doch nicht anders verdient. Immerhin ist er an dem Ganzen Schuld. Da ist es nur fair, wenn er auch ein wenig leidet", zischte Auba und ich sah, dass André erneut zum sprechen ansetzte als ich beide unterbrach: "Es reicht. Von euch allen beiden will ich nichts mehr hören. Ich hab das Ganze so satt. Ich verlange nicht, dass du dich zwischen mir und Mario entscheidest André, aber wenn du noch etwas mit mir zu tun haben willst, vermeidest du das Thema Mario und dessen Kind am Besten. Sonst kann ich für nichts garantieren."
"Er heißt Milan. Mario’s Sohn heißt Milan", sagte André, während er mir feste in die Augen blickte. Dann stand er auf und verließ das Wohnzimmer und schließlich mein Zuhause. Ich blieb schweigend sitzend und auch Auba sagte kein Wort. Milan... Irgendwas an André’s Tonfall und seinem Blick hatten mir gezeigt, dass da noch mehr sein musste. Aber ich wusste einfach nicht was. Wollte ich es überhaupt wissen? Eigentlich nicht. Ich fühlte mich ganz wohl so, wie es war. Mit Mario würde ich schon fertig werden.
"Idiot", brummte Auba und ich stimmte ihm zu. Ich hatte gerade wohl einen Freund verloren.
"Und Mario ist daran Schuld", erklang Auba’s Stimme und ich blickte ihn verwundert an, "Du hast laut gedacht. Und Schuld an dem Verlust eines weiteren Freundes ist Mario." Seine Worten ergaben so viel Sinn. Ich hatte Mario wegen dessen Kind verloren. Und das gab es nur wegen MARIO. Ich hatte einen absoluten Durchhänger und daran Schuld war MARIO, der mich in dieses Loch gestoßen hatte. Ich hatte André und noch so viel mehr verloren und das alles nur wegen MARIO. Mario, der Ursprung meines Unglücks.
"Du hast recht", murmelte ich und Auba nickte: "Natürlich hab ich das. Und du solltest dich so weit wie möglich von Mario fern halten. Er tut dir einfach nicht gut und ich möchte dich nicht noch mehr leiden sehen." Ich wusste, dass Auba es gut meinte und doch schmerzte mich der Gedanke, Mario so nahe bei mir zu haben und ihn doch nicht um mich zu haben, sehr. Wie sollte ich das nur schaffen?
"Danke Auba", seufzte ich, "Ich werde deinen Rat beherzigen. Aber könntest du mich bitte allein lassen? Ich brauch meine Ruhe. Das alles war etwas viel."
"Aber natürlich. Wir sehen uns morgen beim Training?" fragte Auba verständnisvoll.
"Natürlich", sagte ich und grinste angestrengt. Dann begleitete ich Auba noch zur Tür. Erst als ich endlich wieder alleine war, ließ ich mich auf den Boden sinken und ließ meiner Verzweiflung freien Lauf. Wie sollte ich das alles nur schaffen? Ich wusste es nicht, aber ich wusste, dass es noch eine harte Zeit werden würde.

Every BabyWhere stories live. Discover now