Kapitel 96

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POV Marco

Nach der Artikelbombe, hatte sich Mario erstmal noch aufs Sofa gelegt. Ich kümmerte mich stattdessen um unsere kleine Tochter, die inzwischen Hunger bekommen hatte.
Lächelnd saß ich auf dem Küchenstuhl, hielt Melli im Arm und beobachtete sie beim trinken. Ich erkannte Mario in jedem ihrer Gesichtszüge wieder und mir wurde immer bewusster, wie sehr ich diesen Mann eigentlich liebte.
“Ach Schatz, wie bringe ich den Papa nur dazu mir zu glauben?”, hauchte ich fragend und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie ließ sich jedoch nicht davon beirren, sondern trank in Ruhe weiter.
Nachdem sie ihr Bäuerchen gemacht hatte, war sie auch schon wieder eingeschlafen und ich trug sie zu Mario ins Wohnzimmer. Als ich in sein Gesicht blickte, merkte ich sofort, dass er geweint hatte. Da ich ihn jedoch nicht bedrängen wollte, ließ ich das erstmal unkommentiert. Stattdessen setzte ich mich zu ihm, legte einen Arm um seine Schulter und gab ihm einen intensiven Kuss.
“Ich liebe dich, Mario”, murmelte ich und holte mein Handy aus der Hosentasche, da es geklingelt hatte.
Leicht genervt nahm ich wahr, dass Whatsapp schon komplett am zusammenbrechen war. Das ganze Team hatte Nachrichten gesendet und auch von unseren Familien war einiges dabei.
“Was schreiben sie?”, fragte Mario leise, wendete seinen Blick jedoch nicht einmal von Melli ab.
“André fragt, ob bei uns alles gut ist”, las ich die erste Frage vor, “und Schmelle fragt, ob wir uns bewusst für den Schritt entschieden haben.”
Seufzend unterdrückte Mario wieder die Tränen.

“Ich… Ich kann das nicht Marco. Ich schaffe das nicht.”
Energisch schob ich seinen Kopf in meine Richtung.

“Schatz, wir schaffen das! Ich liebe dich und ich werde dich nicht verlassen. Bitte glaub mir das doch.”
Schluchzend versuchte er sein Gesicht vor mir zu verstecken und es tat mir unglaublich weh, ihn so fertig zu sehen. Mit Tränen in den Augen, versuchte ich meinen Freund irgendwie zu beruhigen, doch es klappte nicht.
“Guck mal Chris schreibt, dass alle hinter uns stehen. Mario, unser Team ist bereit mit uns zu kämpfen. Das ist doch was Gutes. Sie wollen für uns da sein”, bestärkte ich ihn und hoffte, dass er dadurch ein bisschen mehr Selbstvertrauen bekommen würde, doch stattdessen war er aufgesprungen und in unser Schlafzimmer gerannt.
Seufzend brachte ich erstmal unsere Tochter ins Bett und beschloss damit, ihm ein paar Minuten Ruhe zu geben. Nach zehn Minuten klopfte ich mehrere Male an der Tür, doch zu hören war nur Marios Schluchzen.
“Schatz… Ich… Ich will für dich da sein. Unser ganzes Team steht hinter uns. Rede doch bitte mit mir”, versuchte ich es nochmal, doch auch danach regte sich nichts.
Ich überlegte eine ganze Weile, was ich nun tun sollte. Unsere Eltern kamen nicht in Frage, die machten sich sowieso schon wieder einen Kopf über die ganze Sache. Marios Brüder waren zu weit weg und so wusste ich welchen Weg ich nehmen musste.
“Ich bin nochmal weg”, rief ich und verließ daraufhin unsere Wohnung.
Es war wahrscheinlich der schwerste Gang seit Wochen, doch ich wusste, dass nur diese eine Möglichkeit in Frage kam. Mit mulmigen Gefühl im Magen, fuhr ich durch die Straßen Dortmunds und kam schließlich bei einer kleinen Wohnung an.
“Marco?”, wurde ich erstaunt von Ann empfangen und sie trat wie von selbst einen Schritt zur Seite.
“Ich muss mit jemandem reden und du bist meine einzige Hoffnung”, beteuerte ich und ließ mich von ihr durchs Wohnzimmer navigieren.
“Geht es um den Artikel? Ist Mario durchgedreht?”, fragte sie direkt, als sie mit zwei kleinen Wasserflaschen zurück kam.
Überrascht nickte ich.

“Ja, er ist völlig fertig. Er glaubt, dass ich ihn sitzen lasse, wenns ernst wird.”
Nickend nahm sie meine Aussage zur Kenntnis.

“Das habe ich mir gedacht. Weißt du Marco, dein Freund liebt dich wirklich sehr. Als wir damals noch zusammen waren, habe ich es gemerkt. Seine Blicke dir gegenüber waren nicht normal. Er hatte unglaubliche Angst, dass du ihn hassen könntest, wenn du es erfährst. Dann kam Milan und seine größte Angst war, dass du ihn nicht mehr mögen würdest. Er hat so gelitten und der Gedanke, dass jetzt alles vorbei sein könnte, macht ihn kaputt. Er reagiert so, weil er dich vom ganzen Herzen liebt.”
“Ich liebe ihn aber auch”, würgte ich verzweifelt heraus.
Lächelnd nahm Ann meine Hände.

“Ich weiß das und Mario weiß das auch. Doch er hat trotzdem Angst, weil er so oft enttäuscht wurde. Er hat Angst, dass du vielleicht doch wieder mit einer Frau zusammen sein willst. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass du ihn irgendwie wieder verlassen könntest.”
“Aber ich habe ihm das tausend Mal gesagt, Ann. Ich liebe ihn und unsere Kinder über alles. Mir fehlt nichts und ich will zu ihm stehen. Was soll ich tun, damit er das auch glaubt?”, harkte ich überfordert nach.
“Gib ihm keinen Grund mehr, an eurer Beziehung zu zweifeln. Er braucht die Sicherheit, dass du ihn niemals verlassen würdest, egal wie das Ganze ausgeht. So ein Outing ist nicht ohne”, versuchte sie mir zu erklären und ich verstand.
Mario wusste, dass ich ihn liebte, doch ihm fehlte die Sicherheit wegen dem Outing. Sofort war mir klar, was ich tun musste und auch aus vollem Herzen wollte.
“Ich werde ihn fragen, ob er mich heiraten will”, sagte ich und Ann stiegen Tränen in die Augen. Es waren jedoch Tränen der Freude.
“Marco, dass ist das schönste Geschenk, was du mir machen kannst. Mario ist mein bester Freund und er wünscht sich das alles mit dir schon so lange. Ich bin einfach unglaublich froh, dass du ihm jeden Tag zeigst, wie sehr du ihn liebst”, schniefte sie und strahlte ehrlich über das ganze Gesicht.
Plötzlich war das komische Gefühl weg und es blieb die Dankbarkeit übrig.

“Danke, dass du immer für Mario da warst und bist. Ich… ich weiß, dass ich nicht fair zu dir war aber ich war rasend eifersüchtig. Es tut mir Leid und ich hoffe, dass wir beide auch nochmal neu starten können. Milan und Mario brauchen dich, so wie ich Scarlett noch brauche.”
“Mario ist der Mensch in meinem Leben, der mich nie auf etwas reduziert hat. Ihr gehört zusammen und ich will für euch da sein. Ich hoffe, dass wir irgendwie Freunde sein können”, erwiderte sie und ich beschloss sie dafür einmal fest zu drücken.
Mit Tränen in den Augen stand ich auf und schloss die Person in meine Arme, vor der ich mich die letzten Monate am meisten gefürchtet hatte. Eine Weile lagen wir uns noch in den Armen und ich war Mario wirklich dankbar, dass er auf die Versöhnung bestanden hatte.
Mit dem Versprechen ihr sofort bescheid zu sagen, verabschiedete ich mich von Ann Kathrin und machte mich auf den Heimweg. Zwischendurch holte ich das kleine Kästchen aus dem Handschuhfach, welches ich dort seit Marios Abgang nach München versteckt hatte. Wäre er nicht freiwillig zu mir zurück gekommen, hätte ich versucht ihn damit zu mir zu holen.
Mir war vor einigen Monaten schon klar gewesen, dass er es war, den ich brauchte und liebte.
Leicht nervös betrat ich das Wohnzimmer, indem Milan auf dem Sofa schlummerte und Mario mit Melli kuschelte. Er sah etwas ruhiger aus, als vor zwei Stunden. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging zu ihm herüber.
Als er mich sah, wollte er direkt zu einer Entschuldigung ansetzen, doch ich hielt ihn davon ab.
“Mario, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Ich wusste nicht was mir fehlte, doch heute weiß ich es. Du. Du allein bist der Schlüssel zu meinem Glück. Gott, ich weiß noch, wie wir uns kennen gelernt haben. Unsere gemeinsame Nacht an Halloween, werde ich nie vergessen. Du bist die Liebe meines Leben. Du und die Kinder, ihr seid ein Teil von mir. Ich will euch nie wieder hergeben müssen. Ich weiß, dass du Angst hast, aber die habe ich auch. Das ist normal, doch ich will den Schritt mit dir gehen und das nur mit dir. Bitte mach mich zum glücklichsten Mann dieser Erde und heirate mich”, brach es wie ein Wasserfall aus mir heraus und ich ging vor ihm auf die Knie.
Sprachlos und mit einzelnen Tränen sah er mich einige Sekunden an, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Gebannt sah ich ihn an und betete zu allen Mächten, dass er mich heiraten wollte.

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