Kapitel 68

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POV Mario

Nervös wälzte ich mich von einer Seite auf die Andere. Ich bekam jedoch kein Auge zu, weshalb ich müde ins Wohnzimmer schlurfte, um ein bisschen Fernsehen zu gucken.

Da es mitten in der Nacht war, kam natürlich nur Müll und ich blieb bei einem alten Film hängen.
Die Hoffnung das dieser mich müde machen würde, erledigte sich kurz darauf jedoch, denn ich konnte einfach nicht einschlafen. Zu sehr hämmerte mein Herz gegen meine Brust. Seufzend ließ ich mich aufs Sofa fallen.
“Mario?”, wisperte kurz darauf eine leise Stimme und Marco ließ sich besorgt neben mir nieder.
“Mhm”, murmelte ich nur und wollte ihm eigentlich gar keine Aufmerksamkeit schenken. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte, nur weil ich mir selbst zu viele Probleme machte.
Liebevoll nahm er mein Gesicht in seine Hände und drehte meinen Kopf behutsam in seine Richtung.

“Was ist los?”
“Schon okay”, winkte ich ab, doch er schüttelte nur lächelnd den Kopf. Er kannte mich einfach zu gut und wusste, dass mich etwas belastete.
“Jetzt sag es mir bitte. Ich merke, dass etwas nicht stimmt. Also, was schwirrt in deinem hübschen Köpfchen herum?”, wisperte er leise und strich mit seinem Daumen immer wieder beruhigend über meine erhitzte Wange.
Seufzend schloss ich die Augen.

“Ich...ich habe Angst vor dem Arzttermin. Das klingt total bescheuert, ich weiß. Bitte lach mich nicht aus.”
“Sieh mich an”, bat er mich sofort und ich öffnete langsam meine Augen, “du hast keinen Grund zu denken, dass ich dich auslache. Ich bin ehrlich gesagt auch nervös. Das ist doch auch normal, Mario. Es ist unser Kind und wir wollen das es gesund ist. Daran ist nichts verwerflich.”
Erleichtert löste sich eine kleine Träne aus meinem Auge, die er sanft weg strich.

“Und jetzt versuch zu schlafen. Ich bleibe bei dir und lasse dich nicht alleine.”
Ich nickte scheu und stand kurz auf, damit sich Marco auf die große Couch legen konnte. Vorsichtig kuschelte ich mich darauf an ihn und er schlang seine Arme um mich. Er gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn, bevor wir beide noch mal eine Runde schliefen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich nur noch alleine auf dem Sofa. Da ich Milans Stimme in der Küche hörte, war mir klar, dass unser kleiner Sonnenschein mal wieder sehr früh aufgewacht seinen musste. Marco hatte mich daraufhin wie immer schlafen lassen. Das musste ich ihm wirklich hoch anrechnen. Er kümmerte sich liebevoll um mich und tat alles dafür, dass es mir und dem Baby gut ging. Im Grunde, genoss ich es, endlich von dem Menschen umsorgt zu werden, den ich am meisten auf der Welt liebte.
Ich schlurfte zu meinen beiden Männern in die Küche und wir frühstückten gemeinsam, bevor Marco sich darum kümmerte Milan fertig zu machen. Ich suchte währenddessen alles wichtige für den Arztbesuch und die spätere Adventsfeier bei meinen Eltern heraus.
Wir brachten Milan schon zu meinen Eltern, damit wir in Ruhe zum Arzt konnten.

Bis jetzt hatten wir noch keinem von dem weiteren Kind erzählt, doch heute wollten wir unseren Familien die sicherlich überraschende Nachricht überbringen.
Bei unserem Teamarzt angekommen, bat er uns direkt in das Behandlungszimmer.
“Wie geht es dir Mario? Wie sieht es mit der Übelkeit und den Krämpfen aus?”, fragte er und schaute mich neugierig an.
“Mir geht's gut. Marco kümmert sich wunderbar um mich und im Gegensatz zu meiner letzten Schwangerschaft ist es mit der Übelkeit viel weniger geworden. Leider habe ich hin und wieder immer noch diese Krämpfe, aber die Tropfen helfen zum Glück weiterhin sehr gut”, berichtete ich und unser Arzt notierte sich alles nickend in meiner Krankenakte.
“Das klingt doch schon alles sehr vielversprechend. Ich werde jetzt einen Ultraschall machen und schauen, was das kleine Ding so treibt”, erklärte er den nächsten Schritt und erhob sich von seinem Stuhl.
Ich schob mein T-shirt langsam nach oben und spürte, wie ich immer nervöser wurde. Marco schien das ebenfalls zu merken, denn er griff nach meiner Hand und drückte diese fest.
Vorsichtig verteilte der Arzt das Gel auf meinem Bauch und sofort bildete sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut. Er schaute sich alles genauestens an und ich erkannte selbst mal wieder nichts auf dem Monitor. Das Ganze war mir schon immer ein Rätsel gewesen.
“Ich kann euch beide beruhigen. Eurem Kind geht es hervorragend. Im Januar können wir wahrscheinlich das Geschlecht feststellen. Ihr solltet euch bis dahin auf jeden Fall über eine Klinik informieren. Ich habe euch einige aufgeschrieben und vielleicht sagt euch ja eine davon zu”, erzählte er weiter und drückte auf einen Knopf, sodass er wenig später ein Ultraschallbild in der Hand hielt.

Lächelnd drückte er es uns in die Hand und erklärte uns noch mal kurz die wichtigsten Details.
“Falls ihr noch weitere Fragen habt oder irgendwie Probleme auftreten, könnt ihr mich sofort anrufen. Wir sehen uns dann in vier Wochen wieder”, meinte er noch und schüttelte uns beiden die Hand.
“Vielen Dank, dass du dich so lieb um uns kümmerst”, erwiderte Marco und öffnete schon die Tür.
Kurz darauf saßen wir im Auto auf dem Weg zu meinen Eltern. Wir wollten alle zusammen Mittagessen und den Abend zusammen verbringen. Dafür hatte meine Mom auch Marcos Familie eingeladen und als wir ankamen, waren schon alle anwesend.
Milan spielte mit Nico und Mia in einer Ecke des Wohnzimmers, während die anderen sich alle schon unterhielten. Wir begrüßten alle mit einer Umarmung und gesellten uns zu den anderen.

Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und ich merkte, wie Lewy, der auch netterweise aus München gekommen war, mich misstrauisch beobachtete. Er schien zu ahnen, dass etwas anders war wie sonst.

Marco und ich hatten jedoch besprochen es nach dem Essen zu sagen, da wir dann alle mehr Ruhe hatten. Die Kinder würden einen Mittagsschlaf machen und wir konnten ganz offen über alles reden.
Es dauerte eine Weile, bis Milan und Nico auf dem Sofa eingeschlafen waren. Mia schlummerte währenddessen schon seelenruhig in ihrem Kinderwagen und Marco sah mich daraufhin fragend an. Ich nickte vorsichtig und suchte wieder nach seiner Hand.
“Mario und ich müssen euch etwas sagen”, setzte er etwas leiser als beabsichtigt an. Trotzdem hielten alle in ihrer Bewegung inne und blickten uns fragend an.
“Was gibt es denn so wichtiges?”, fragte seine Mutter daraufhin und wirkte auch leicht besorgt, weil wir plötzlich so ernst waren.
Marco holte tief Luft, lächelte mich liebevoll an und schaute dann wieder zu unseren Familien.

“Es ist nichts schlimmes. Eigentlich ist es sogar etwas wundervolles. Mario und ich bekommen noch ein Baby.”
Zuerst herrschte einen Moment Stille, doch dann schlug alles in eine freudige Stimmung um. Wir wurden von allen Seiten beglückwünscht und gedrückt, sodass es mir fast schon etwas zu heftig war.
Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten und auf ihren Plätzen saßen wurden wir auch schon mit den verschiedensten Fragen bombardiert.
Lachend schüttelte ich den Kopf.

“Okay. Also wir wissen das Geschlecht wahrscheinlich erst im Januar und natürlich weiß Milan schon von meinem Umstand. Er freut sich sehr auf sein Geschwisterchen. Und die letzte Frage kann ich auch mit nein beantworten. Marco und ich sind nur Freunde und wollen uns das Sorgerecht für das Kind teilen.”
Alle schienen sich mit den Antworten zufrieden zu geben, weshalb wir bald wieder auf andere Themen zu sprechen kamen.

Ich war einfach nur erleichtert, dass alle die Nachricht gut aufgenommen hatten und das es unserem Wunder gut ging. Endlich konnte ich den schönen ersten Advent genießen, ohne mir über irgendwas Gedanken machen zu müssen. Alle Menschen, die ich liebte waren bei mir und es gab kein schöneres Gefühl auf der Welt, als nicht alleine sein müssen.

Every BabyWhere stories live. Discover now