Kapitel 3 - Ron

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Ich wollte eigentlich niemals Hundefänger werden. Das war einer der Vorsätze, die ich mir als Junge immer gemacht hatte: Lande nicht in der Gosse. Man sieht ja, wie weit mich dieses Vorhaben gebracht hat.

Ich fand diese Typen einfach nur widerwärtig. Ständig auf der Jagd nach den armen, armen Straßenhunden, die sich ja nicht gegen sie wehren konnten. Ach, damals war ich noch zu jung, um zu verstehen, was dieser Beruf eigentlich bedeutet. Harte Knochenarbeit und Disziplin!

Auch wenn ich nicht zu den legalen unserer Art gehöre, verstehe ich dennoch etwas von meinem Beruf. Was uns von den legalen Hundefängern unterscheidet ist ganz simpel. Wir verscherbeln unsere Beute an Tierversuchslabore, Hundekämpfe, oder verkaufen die Hunde an Toreros, die an ihnen für den Stierkampf üben. An sich macht man damit ein ziemlich gutes Geschäft. Die Polizei schaut, zeigt uns keiner direkt bei ihnen an, meist gar nicht hin. Weg ist weg. Ob Haushund, oder nicht, spielt in der Regel dabei keine Rolle. Schließlich werden wir ja für jeden einzelnen dieser stinkenden Köter reichlich bezahlt.

Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Ronald Johnson und ich bin siebenunddreißig Jahre alt. Mein Leben lief bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr überdurchschnittlich gut, bis ich in ein schwarzes Loch geriet. Ich bin der Sohn eines wohlhabenden Börsenmaklers, der aus Amerika nach Spanien eingewandert ist und dort geheiratet hat. Daher auch mein eher untypischer Name, falls Sie sich gewundert haben sollten.

In der Schule war ich eigentlich sogar sehr gut, hatte viele Einsen und habe auch viele Preise in Mathematik, Physik und Biologie gewonnen. Mein Alter war Hobbyjäger und hatte mehrere Waffen zu Hause, an die ich allerdings nie ran durfte. Besser gesagt versteckte er sie immer vor mir, mit der Rechtfertigung, ich sei noch zu jung, um mit so etwas umzugehen.

Ich hätte angeblich zu wenig Verantwortungsbewusstsein für so einen gefährlichen Gegenstand. Dabei wusste mein Vater ganz genau, dass ich das Versteck kannte, das Schloss mit Leichtigkeit knacken und ebenfalls auch mit seinen Gewehren sehr gut umgehen konnte, wenn ich nur wollte.

Wenn mein Vater ein besonders prächtiges Beutestück erlegt hatte, präparierte er es manchmal. Hatte ich dann gerade Lust und Zeit, gesellte ich mich meist zu ihm, um ihn dabei zu beobachten. Es war zwar keine besonders appetitliche Arbeit, aber es interessierte mich. Auch, wenn mich der üble Gestank der toten Tiere und der Mittel zum Konservieren der Tierhäute damals noch ziemlich angewidert hat.

Als mich mein Vater endlich, nach langem Betteln, einmal auf die Jagd mitnahm, schaffte ich es doch tatsächlich, einen Waschbären zu erlegen und er bot mir an, einmal selbst zu versuchen, ihn zu präparieren. Ich war zwar unsicher, ob ich es so ganz alleine schaffen konnte, doch mein Vater bestärkte mich.

Es war zwar nicht das beste Stück Arbeit, das ich je abgeliefert hatte, doch mein Vater war sehr stolz darauf und hängte ihn als besonderes Objekt in sein Hobbyzimmer, wo seine ganzen Trophäen hingen.

Um es kurz zu machen: Ich hatte ein sehr angenehmes Leben. Dann fingen die Probleme an.

Ich kam in schlechte Kreise. Ab der achten Klasse habe ich regelmäßig die Schule geschwänzt, Drogen genommen, mich ins Koma gesoffen und verbotene Hauspartys veranstaltet, wenn meine Eltern mal nicht da waren. Auch meine schulischen Leistungen fielen immer stärker ab. Ich kam kaum aus meinem Zimmer, hatte Albträume und schlief aus diesem Grund kaum, weshalb ich bei Tag meist halluzinierte und daher wie ein total durch geknallter Psychopath gewirkt haben muss... Aber das gehört beiläufig nicht hierher.

Hunde habe ich nicht immer gehasst. Ganz im Gegenteil. Ich hatte als kleiner Junge einen Deutschen Schäferhund. Alma war ihr Name. Ich habe sie geliebt, doch als meine Ausfälligkeiten immer heftiger wurden, bekamen es meine Alten natürlich mit. Erst drohten sie mir damit, Alma wegzugeben.

Courageous Sam - Die Memoiren eines StreunersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt