Kapitel 14 - Sam

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„Juan!", jaulte ich und sprang aus meinem Versteck direkt auf den Abgrund und denjenigen zu, der uns schneller den Tod bringen konnte, als es uns lieb war.

Als der Schwarze Mann versuchte, den Hang hinabzusteigen, sprang ich ihm ins Kreuz und schubste ihn über die Leitplanke ebenfalls den Abgrund hinunter. Jedoch hatte ich nicht mit einberechnet, dass mich der Typ im letzten Moment packen und ebenfalls mit in den Abgrund ziehen würde.

Verzweifelt schreiend kullerten wir beide zusammen den Hang hinab. Er versuchte sich an einigen Pflanzen festzuhalten, bekam aber nur Steine zu fassen, die ihm zu allem Überfluss auch noch hinterher rollten und auf seinen Kopf knallten, sodass er ein ganzes Stück weiter unten als mein Bruder, ebenfalls regungslos liegen blieb. Ich hatte es geschafft mich an einer Pflanze fest zu krallen und zwang mich mühsam wieder auf die Beine, um zu Juan hinauf zu kraxeln. Ich seufzte erleichtert, als ich sah, dass er atmete.

Er hatte sich nur ein paar üble Kratzer zugezogen, sonst war er ganz der Alte. Als ich den Pfeil in seinem Hinterteil bemerkte zögerte ich nicht lange und entfernte ihn. Seven kam und half mir, meinen Bruder hochzustemmen und ihn wieder nach oben zu tragen, wo er zwischen uns beiden ging, während wir ihn stützten. Die Kollegen des Schwarzen Mannes waren bereits dabei, den Hang hinunter zu klettern und ihrem Boss zu helfen, der uns mit zusammengekniffenen Augen aus seinem verschrammten Gesicht anstierte.

Wir eilten so schnell wir konnten nach Hause und Juan legte sich neben Trueno, der jedoch schon schlief. So bemerkte er zum Glück nicht, dass etwas mit meinem Bruder nicht stimmte.

Seven und ich wollten uns gerade eine Portion Hundefutter abholen, als wir eine neue Blechbüchse entdeckten. Sie war klein und für euch Menschen wahrscheinlich knallrot. Aus ihr stiegen eine Frau und ein braun-schwarz gestreifter Hund, den ich nicht kannte. Das war Tomtoms Hof, was machte der hier? Die Frau des netten Bauern schien zurückgekehrt zu sein, aber Tomtom, der kleine, schwarze Kai-Ken war nirgends zu sehen.

Dafür stand jetzt diese schlanke, muskelbepackte Monsterversion auf der Matte und sah nicht wirklich, wie das pummelige Kuschelhündchen aus, das ich vor einem halben Jahr kennen gelernt hatte. Die hatten sich tatsächlich einen neuen Hund angeschafft, war das denn zu fassen? Vielleicht hatten Kai Ken eine kürzere Lebenserwartung, als andere Hunde, dachte ich dann. Das wäre wohl die logischste Erklärung gewesen.

Ich musste mich wohl oder übel daran gewöhnen, dass es nun einen neuen Wachhund gab. Ändern konnte ich daran nichts. Eins stand jedoch fest: Vermissen würde ich diesen aufgeblasenen Fellbeutel definitiv nicht. Da der Hof jetzt ja wieder bewacht wurde und wir höchstwahrscheinlich kein Hundefutter mehr abstauben konnten, suchten wir uns also wieder in der Stadt unsere Brötchen zusammen.

Juan, Trueno, Seven und ich zogen durch die nächtlichen Gassen, hielten ein nettes Schwätzchen mit Don Salvatore, dem Australian Shepherd und begaben uns dann auf Futtersuche.

Juan fand direkt neben einem Müllcontainer, mitten auf dem Weg, ein großes Stück Fleisch, das, ehrlich gesagt, ziemlich lecker roch. Und ab da änderte sich unser ganzes Leben vollkommen.

„Hey, schaut mal! Davon werden wir bestimmt alle satt!", rief mein Bruder und wollte gerade ein großes Stück herausbeißen, als sich Seven auf ihn stürzte und ihn von dem Fleischklumpen weg zerrte. Natürlich wehrte sich mein Bruder dagegen, aber er musste einsehen, dass Seven so etwas nicht einfach ohne Grund machte.

„Iss das nicht! Das riecht irgendwie scharf und ziemlich komisch. Fast wie beim Tierarzt"

Ich sparte mir die Frage, was ein Tierarzt war, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was mit dem Fleisch nicht stimmen konnte.

Courageous Sam - Die Memoiren eines StreunersWhere stories live. Discover now