3. Kapitel

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Mikael hockte wieder auf dem Dach eines Hochhauses. Es war zwar nicht dunkel, aber keiner der Menschen unter ihm beachtete ihn. Das war es, was er an Menschen so verachtete. Sie interessierten sich für nichts außer sich selbst. Das hatte man doch bei ihm gesehen. Wie oft war er von seiner Mutter verprügelt worden, aber niemand hatte auf ihn geachtet. Jeder schaute weg. Keiner beobachtete mehr andere.

Aber er beobachtete.

Diese Mariposa kam ihm seltsam vor.

Nicht dass sie ihn bedrängt hätte oder ihm unangenehm war. Er genoss ihre Gesellschaft. Dennoch war etwas seltsam. Am Abend war es ihm gar nicht aufgefallen und er wunderte sich darüber, denn er war eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit sehr aufmerksam. Aber heute Morgen spürte er eine Aura, die er eigentlich von einem Menschen nicht kannte. Er hätte schwören können, dass sie eine dämonische Aura hatte, aber das war unmöglich. Wenn sie ein Dämon wäre, dann hätte sie ihn als Dämon erkennen müssen. Das hatte sie aber nicht. Sie sah ihn als Menschen.

Mick hatte den Morgen damit verbracht, sich endlich Klamotten und ein Auto zu kaufen. Er hatte zwar das Geld, den Ausweis, das Telefon und die Kreditkarte aus dem geheimen Bankfach geholt, aber die Kleidung war einfach schrecklich gewesen. Anzug, gestärkte weiße Hemden und Krawatten waren einfach nichts für ihn. Er wusste nicht, was Callum sich dabei gedacht hatte. Er rannte selbst doch auch nicht so herum. Also warum sollte es Mick tun?

Also hatte sich Mick komplett neu eingekleidet. Alles in schwarz. 

Das Auto war ein Jeep, den er gleich bar bezahlt hatte.

Dann hatte er ein Motorrad gesehen und war hin und weg gewesen. Schon als kleiner Junge hatte er so eine Maschine gewollt. Wenn schon Kaufrausch, dann richtig.

Anschließend war er in einen Delikatessenladen gegangen und hatte dem verdutzten Verkäufer die Liste gegeben, die Mariposa ihm geschrieben hatte. Am Abend sollte alles geliefert werden, genau wie das Abendessen, das er in einem 5-Sterne-Restaurant bestellt hatte.

Es war seltsam, aber sobald er diese kleine schwarze Karte gezückt hatte, schien das Unmögliche auf einmal möglich zu sein. Er zog die Karrte hervor und betrachtete sie. American express stand drauf und sie war schwarz. Irgendwie schien sie die Menschen zu verzaubern. Mick konnte nur nicht erkennen, wie sie es schaffte.

Er wischte sich fahrig über das Gesicht.

Er war schon zu lange nicht mehr in dieser Dimension gewesen. Er hatte keine Ahnung mehr von den Menschen.

Als das Handy in seiner Lederjacke klingelte, hatte er eigentlich keine Lust ran zu gehen. Bestimmt war es wieder Callum. Doch als er auf das Display sah, hob er eine Augenbraue. Es war James. Zumindest stand das da.

Er nahm das Gespräch an.

„James!"

Sein alter Lehrer lachte leise.

„Meister! Ihr habt ein ganz schönes Chaos verursacht, weil ihr nicht in die Villa gekommen seid!"

Mick atmete tief ein.

„Das kann ich mir vorstellen, James. Aber ich will einfach eine Weile meine Ruhe. Ist das zu viel verlangt?"

Wieder lachte James.

„Selbstverständlich nicht! Ich würde auch nicht anrufen, wenn ihr Meister Callums Anrufe nicht ignoriert hättet."

Mick verzog etwas das Gesicht.

James sprach unbeirrt weiter.

„Der Grund, warum ich nun anrufe ist derjenige, dass ich seltsame Geldbewegungen auf eurem Konto sehe. Ist alles in Ordnung?"

DEMONSWhere stories live. Discover now