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Ich sollte mir am besten mal überlegen, was ich den Mädels denn alles erzählen wollte. Nachdem ich meine Gedanken ein wenig sortiert hatte, griff ich zu einem der Bücher von gestern. Sirius hatte schon recht, es waren ziemlich viele. Nach kurzer Zeit kamen allerdings meine Mitbewohnerinnen zurück. Sie setzten sich alle auf Marlenes Bett und schauten mich erwartungsvoll an.

"Ich vermute mal, dass ihr jetzt wissen wollt warum ich hier bin, richtig?"
Sie nickten.
"Also gut. Ich komme ursprünglich aus Brasilien. Dort gibt es auch eine Zauberschule, auch wenn diese viel kleiner ist als Hogwarts. Allerdings wurde ich letztes Jahr aufgrund von... Nun ja, gewissen Umständen von der Schule verwiesen. Da ich meine Zauberausbildung aber noch beenden wollte, damit ich nicht komplett ohne Zukunftsperspektive darstehe, habe ich mich darüber informiert, was es noch für Zauberschulen gibt. Es war schon im Voraus klar, dass sie sich in einem Land befinden muss, wo man englisch oder portugiesisch spricht, sonst hätte ich nämlich ziemlich schnell Probleme mit der Sprache bekommen. Am besten hat mir Hogwarts gefallen, also habe ich mich mit Professor Dumbledore in Verbindung gesetzt und er hat mir hier tatsächlich einen Platz gesichert. Und seitdem bin ich hier."

"Das klingt sehr interessant", sagte Alice. "Aber bist du ernsthaft von Brasilien nach England gereist? Was sagen denn deine Eltern dazu?"

Und zack, Laune im Keller. Da hatte sie gerade unbewusst ein ganz heikles Thema angesprochen. Ich spürte wie meine Gesichtszüge kurz entgleisten. Zum Glück hatte ich mich aber nach einem kurzen Moment wieder gefangen. Mist, ich hätte damit rechnen müssen das einer von ihnen das fragt!

"Ehm jaaa, meine Eltern... Also die haben gesagt, dass das ok ist, solange ich in den Sommerferien gesund und munter vor ihrer Tür stehe. Außerdem soll ich ihnen mindestens einmal pro Woche schreiben."

"Cool das die so locker sind. Ich wünschte meine Eltern wären genauso..."
Alice starrte nachdenklich in die Ferne. Währenddessen griff Lily wieder das Gespräch auf. Wir unterhielten uns noch ein wenig in der Gruppe und nach und nach entspannte ich mich. Anfangs war ich wirklich skeptisch gewesen was meine Zimmerkameradinnen anging, aber mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass ich mich gut mit ihnen verstehen werde. Wir werden bestimmt nicht 'Beste Freundinnen für immer', aber wir würden sehr gut zurechtkommen.
Normalerweise hatte ich Schwierigkeiten mich mit Mädchen gut zu verstehen. Ich weiß nicht mal genau warum, irgendwie waren sie mir zu anstrengend. In Brasilien hab ich mich nur mit den Jungs ausgezeichnet verstanden. Mein erster Eindruck von Lily war ziemlich falsch. Ich dachte anfangs, dass sie total anstrengend und energisch ist. Damit lag ich nicht komplett daneben, aber eigentlich war sie super lieb und wollte einfach nur nett sein. So ähnlich war es auch mit Alice. Sie war zwar recht schüchtern aber auch sehr nett. Sie lebt einfach in ihrer eigenen kleinen Welt. Und diese Welt ist perfekt für sie. Ich glaube Alice beschreibt man am besten mit dem Wort "verträumt". Und dann war da noch Marlene. Mit ihr werde ich mich wahrscheinlich am besten verstehen, sie war nicht ganz so lieb und nett wie die anderen beiden, sie hatte diese freche Art. Mit ihr könnte man wahrscheinlich irgendwann auch mal riesigen Mist bauen. Bei dem Gedanken musste ich lächeln.

Alice Blick fiel auf den Bücherturm neben meinem Bett.

"Woah, du liest auch gerne so viel? Das finde ich klasse! Das zweite Buch von unten habe ich auch vor kurzem erst gelesen, sagst du mir Bescheid sobald du damit fertig bist? Ich wüsste wirklich gerne deine Meinung zum Ende."

Also diese Seite von Alice gefiel mir super. Anscheinend ist sie generell ein ruhiger Typ, aber sobald es um Bücher geht, wirkt sie regelrecht euphorisch und ihre Stimmung schwenkt von "glücklich und verträumt" auf "enthusiastisch und diskutierfreudig" um. 

Das freute mich wirklich, denn es gab in Brasilien viel zu oft die Situation, dass niemand die Bücher gelesen hatte, für die ich mich interessierte. Meine ganzen männlichen Freunde lasen fast gar nicht, und wenn dann mal einer von ihnen ein Buch las welches mir gefiel, hatten sie nie Lust darüber zu reden, Theorien auszutauschen oder über die jeweiligen Lieblingscharaktere zu philosophieren. Auch die wenigen Mädchen mit denen ich mal gequatscht hatte, haben eher selten ein Buch zur Hand genommen, und wenn sie dann etwas gelesen haben, war es irgendein langweiliger Romantik-Kitsch. Da entsprachen sie wohl ganz dem Klischee. 

Am I wrong?  ~ Rumtreiber FFWhere stories live. Discover now