Kapitel 2 | Der Drache

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Aus den Verließen in mein Zimmer zurückgekehrt, nehme ich den Stein aus meiner Tasche und drehe ihn mehrmals in meinen Händen, dabei betrachte ich ihn mir genau. Das Ei ist noch immer ziemlich warm.

Fasziniert streiche ich über den langen Riss.

Langsam stehe ich auf und entfache ein Feuer in meinem Kamin. Als die Flammen knackend an dem Holzbeil lecken, lege ich das versteinerte Ei direkt in das Feuer. Schnell ziehe ich meine Hände wieder zurück, um mich nicht zu verbrennen. Damit das Feuer nicht ausgeht lege ich noch weitere Holzstücke darauf, dannach ziehe ich ein leichtes Seidenkleid an und lege mich schlafen.

Am nächsten Morgen werde ich früh von einem leisen Geräusch geweckt.

Müde richte ich mich auf und blicke durch mein Zimmer.

Was hat mich aufgeweckt?

Das Flackern des Feuers lässt kleine Schatten an den Wänden tanzen- da, das Geräusch wieder.

Ich rutsche langsam von meiner Bettkante und knie mich vor die Feuerstelle. Angestrengt sehe ich ins Feuer, als plötzlich ein Schatten darin zu sehen ist. Erschrocken zucke ich zurück.

Kann das sein...?

Die Gestalt krabbelt aus dem Feuer und sieht mich mit seinen kleinen Augen von unten herauf an. Vorsichtig halte ich ihm meine Hand entgegen; interessiert streckt er sich zu mir und schnüffelt an meiner Hand, kurz darauf reibt er seinen Kopf an meiner Hand und ich streichle diesen.

Als meine Aufregung etwas nachlässt, nehme ich nun auch meine zweite Hand und fahre über seinen Rücken; seine braun-grüne Haut fühlt sich rau und schuppig an.
Vorsichtig öffne ich seine kleinen Flügel und mustere sie beeindruckt.

Träume ich?

Noch einmal fahre ich über seinen Kopf.

Ist das wirklich ein Drache?

Vorsichtig stehe ich auf und setzte das kleine Geschöpf auf mein Bett.
Ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Drachen, ehe ich hinter mir die Tür schließe und schnell in die Küche laufe.
Dort schnappe ich mir eine Schüssel Milch, einen Becher Wasser und ein Stück Fleisch. Damit gehe ich zurück in mein Zimmer und stelle alles vor dem Drachen ab.

Er macht ein paar Schritte vor und beißt dann einmal in das Fleisch.
Ich fahre wieder mit meiner Hand über seinen Kopf und schaue ihm zu, wie er das Fleisch runterschlingt.

Während ich ihn beobachte fällt mir das Fest heute Abend ein, das zu Ehren meines 19. Namenstages gefeiert wird.
Augenrollend erhebe ich mich und gehe zu meinem Schrank rüber, dort richte ich schon mal meine Kleidung für später vor, und wende mich gleich darauf wieder dem kleinen Geschöpf auf meinem Bett zu, das zu mir herübersieht und mich mit seinen kleinen Augen fixiert, die in dem Licht dunkel glänzen.

Die restliche Zeit bis zu dem Festmahl verbringe ich weiterhin in meinem Zimmer.
Dann gehe ich aus meinem Zimmer, in der Hoffnung, dass der kleine Drache nicht als zu viel Unordung anrichten wird.

Die Sachen, die ich vorhin gerichtet hatte - ein Lederrock mit Pelz am Saum, der mir bis zu den Knien geht, und ein schlichtes Leinenoberteil - passen wirklich gut dem Anlass.

Als ich in die Halle komme, erwartet mich schon ein voller Saal, in dem es ausgesprochen gut nach Essen duftet.
Ich finde meinen Platz recht schnell, wie gewöhnlich an der Seite meines Vaters am Ende der Halle auf einer kleinen Erhöhung.

Nachdem die Speißen aufgetischt wurden und mein Vater eine kleine Rede über mich gehalten hat, beginnen die meisten Anwesenden ein Bier nach dem anderen runter zu schütten.

Ich sehe mir das - größtenteils laute - Gejohle noch einige Zeit an, bis ich mich schließlich erhebe, zu meinem Vater "Ich werde jetzt in mein Gemach gehen" sage und dies dann auch tue.

Zu meiner Erleichterung höre ich durch die Tür kein knisterndes Feuer, und sehe beim Eintreten auch keinen hellen Lichtschein.
Der kleine Drache hat meine Anwesenheit bemerkt und kommt unsicher zu mit geflattert.
Meine Augen gleiten über seine Flügel und ich bedenke ihn, mal wieder, mit einem faszinierten Blick.

Das ist ein echter Drache.

Drachenmädchen || Game of Thrones FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt