Kapitel 19 | Wärmendes Feuer

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"Ich traue diesem Mann nicht", gebe ich müde von mir.
Robb legt die Feder in seiner Hand zur Seite und dreht sich zu mir um.
"Ich weiß, und um ehrlich zu sein, ich auch nicht. Aber er ist unsere letzte Hoffnung."

Die letzten Tage waren kräftezehrend.
Nach der schweren Geburt, die mich fast mein Leben gekostet hätte, ist der Kleine im Alter von nur einer Woche vor 6 Tagen gestorben und der Verlust nagt immer noch an uns.
Mein Kleiner wurde ermordet.
Von fremden Schatten im Dunkeln, zu feige um sich zu zeigen.
"Wir bringen es einfach hinter uns, dann kümmern wir uns mit den neuen Männern um die Lannisters."
In Robb's Stimme schwingt Zuversicht mit.
Ich hoffe es.
Seit Tagen habe ich Schnellwasser nicht mehr verlassen, seit dem Fieber und...allem.
Walder Frey wird der Grund sein, warum ich wieder aus dieser Burg komme.
Die Tage kam ein Rabe von den Zwillingen, eine Antwort auf Robb's Brief hin, in dem er Walders Unterstützung eingefordert hat.
Mit den zusätzlichen Männern werden wir die Lannisters schlagen und endlich Frieden auf Winterfell können.

Wenn die Burg nicht abgebrannt wäre und nicht überall im Norden Feinde lauern würden.

Ich reibe mir meinen schmerzenden Kopf. "Gut. Wir gehen also zu dieser Hochtzeit. Freut sich dein Onkel schon?"
Edmure würde also wirklich eine von Lord Walders Töchtern heiraten, obwohl er sich doch so dagegen gesträubt hatte.

"Durchaus. Er kann es kaum erwarten, seine Braut kennenzulernen", erwiedert Robb und schenkt mir ein belustigtes Grinsen. Eigentlich ist das noch nicht einmal gelogen, denn Catelyn's Bruder will wirklich unbedingt seine Braut kennenlernen. Er vermutet aber eher, dass sie pothässlich sein wird und viel zu viel auf den Rippen hat, denn vermutlich hat Walder nicht vor, seine Hübscheste an Edmure zu verschwenden.
"Er wird sich wohl mit dem zufriedengeben müssen, was er bekommt."

Mein Mann steht auf und kommt auf mich zu. Bei mir angekommen, nimmt er meine Hände in die seinen und zieht mich leicht zu ihm.
"Wir brechen in 5 Tagen auf, ziehen weiter gen Süden und sind in knapp 9 Tagen bei den Zwillingen."

"Und dann wird alles wieder besser ", füge ich noch hinzu und sehe ihn plötzlich munter an.
Ich lege meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn näher an mich.
Sein Lächeln wird breiter.
"Einverstanden", haucht er und beginnt mich zu küssen.

________

"Gut", endet der Großjon. "Alles ist geklärt, nicht? Mein König, ich würde mich dann zurückziehen und bereit machen, falls Ihr mich nicht mehr beansprucht."
Robb nickt und entlässt auch die anderen Männer. "Bei Abenddämmerung sollen alle bereit sein."
"Natürlich, Euer Gnaden."

"Ich kümmere mich um Thaeryis", erkläre ich und fahre mit meiner Hand über Robb's Arm.
"Übernimm dich nicht", erwidert er mit leiser Sorge in seiner Stimme.
Ich kann nicht anders als zu lächeln. "Natürlich nicht, Euer Gnaden."
"Ich mache mir nur Sorgen um meine Königin", stichelt er und gibt mir einen Kuss.
Wieso kann nicht alles immer so schön sein?
"Ich will heute Abend mit dir reiten", sage ich gegen seine Schulter, als er mich in seinen Arm nimmt und umarmt.
"Du kannst alles was du willst", versichert er mir.
"Auch den Krieg beenden und uns nach Winterfell bringen? Tywin mein Schwert ins Herz rammen und Joffrey auf dem Eisernen Thron aufspießen?" Ich mache eine kurze Pause. "Kann ich vergangene Dinge zurückbringen? Oder mich dafür rächen?"
Robb weiß genau was ich meine.
"Dafür werden die Lannisters büßen. Ich verspreche es dir. Ich werde erst ruhen, bis wir unsere Rache haben und dieser Krieg endlich beendet ist."

Für einen Moment glaubte ich, dass alles gut werden kann, in meiner Naivität. Ich würde mich gerne schlagen. Nichts wird so werden. Kein gutes Ende. Hätte ich etwas gewusst, hätte ich Robb sofort angefleht in den Norden zurück zu gehen, weit weg von diesem Fluss. Ich wäre niemals dort hingegangen. Wir hätten Winterfell wieder aufbauen können.

Der Rest des Tages verläuft friedlich, keine Zwischenfälle, Feinde oder sonstiges. Nachdem ich mich um Thaeryis gekümmert habe, habe ich noch eine ganze Weile neben meinem Drachen mit einigen Männern, unter anderem auch Theon und Jory, an einem Lagerfeuer aufgehalten und munter unterhalten.
"Der Alte hat bestimmt noch eine Tochter für mich übrig!", lacht einer und hebt seinen Krug voller Bier.
"Sagt das den Göttern, er hält wahrscheinlich alle in den Verließen gefangen und benutzt sie alle für sich selbst!", werfe ich ihm lachend entgegen und die anderen Stimmen mit ein.
"Sagt das nicht zu laut, meine Königin, das Fretchen hört euch sonst noch!"

"Eins sage ich Euch", beginne ich und lehne mich vor. "Wenn dieser Krieg vorbei ist, könnt Ihr jede Lannister Frau haben, egal welche."

"Auch die verfickte Cercei Lannister?"

"Ist das nicht die größe Hure in Westeros?" Ich muss verschmitzt grinsen.
In der Runde wird amüsiert losgebrüllt und Thaeryis hebt kurz seinen Kopf.
"Ich möchte einen Trost aussprechen, auf unsere Königin", hebt einer der Männer seine Stimme und gleichzeitig auch seinen Becher. "Gewiss gibt es viele Frauen, die sich selbst als Königin bezeichnen, aber Ihr, Euer Gnaden, seid wahrlich eine. Ihr seid Euch nicht zu fein, um bei Euren Männern zu sitzen und gemeinsam mit ihnen zu trinken. Und-" Er macht eine kurze Pause und sein Blick fällt auf meinen Drachen, der mittlerweile wieder seinen Kopf gehoben hat und die Männer vor sich genau beobachtet.
"Ihr habt das Feuer in der Hand", fügt er mit feierlicher Stimme seiner Rede hinzu.
Die Männer um mich herum beginnen zu jubeln und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Meine Hand wandert zu Thaeryis Kopf und streichelt langsam über die raue Haut.
"Auch wenn es nicht so aussehen mag, aber in seinem Herzen ist er ein wildes Tier."
"Und Ihr seine wilde Reiterin."
"Und unsre edle und schöne Königin!"
"Vergiss nicht elegant!"
Fröhliche Rufe und gelöste Witze machen sich unter den Männern breit und ich lächle zufrieden, während ich Thaeryis immernoch über den Kopf fahre.

Am Anfang, als mir von meinem Vater die Hochzeit unterbreitet wurde, war ich mir nicht sicher, ob eine Bolton von den Nordmannen als Königin akzeptiert würde.

Mittlerweile bin ich davon mehr als nur überzeugt.

Drachenmädchen || Game of Thrones FFWhere stories live. Discover now