14. Kapitel

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Luna spielte mit Matsuda ein Kartenspiel, um ihre Zeit zu vertreiben, während sie auf die beiden Verbrecher wartete, die L angekündigt hatte. Die Polizisten wussten noch nichts von ihnen, deshalb freute sie sich umso mehr.

"Ich gewinne bald", merkte die Schwarzhaarige lächelnd an.

"Schon klar", murrte der Mann und überlegte hitzig, wie er dem entgehen konnte. L erhob sich von seinem Drehsessel und stellte sich mit der üblichen, ungesunden Haltung hinter Matsuda. Luna sah ihn misstrauisch an. Er wollte dem Polizisten helfen.

"Matsuda ist ein erwachsener Mann, er spielt alleine, L", zischte die ehemalige Verbrecherin. Sie war dem Sieg nicht weit entfernt, deshalb wollte sie ihn umso mehr.

"Ryuzaki", korrigierte der Detektiv. Er sagte dem Polizisten den nächsten Zug an.

"Spiel mit mir", sagte Luna mit seidener Stimme und zog endlich seinen Blick auf sich, "L." Matsuda blickte nervös zwischen den beiden hochbegabten Ermittlern hin und her. Er hatte das Gefühl, hier schnell verschwinden zu müssen, denn die Spannung zwischen ihnen schien stark elektrisch geladen zu sein. So wechselte er schnell seinen Platz, damit er von L eingenommen werden konnte. Das Kartenspiel wurde neu begonnen. Es gefiel Luna, nun eine Herausforderung vor sich zu haben, doch gleichzeitig war sie angespannt. Sie wollte unter keinen Umständen verlieren, sie würde es auch nicht.

Es war ein Hin und Her, mal lag L vorne, mal Black Flash. Zeit verging und die junge Dame wurde in eine Ecke gedrängt. Je verzweifelter sie versuchte, das Spiel für sich zu gewinnen, desto vergeblicher und aussichtsloser wirkte der Versuch. In ihrem Kopf suchte sie nach anderen, hinterlistigeren Wegen, zu gewinnen.

"Du wirkst angespannt. Ist alles in Ordnung?", fragte der Detektiv dreist und brachte ihren rauchenden Kopf zum Kochen. Ein eisiger Blick wurde ihm geschenkt. Was war Ls Schwäche? Wie konnte sie ihn besiegen, wenn ihr bloßes Können nicht ausreichte?

Die Schwarzhaarige versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Sie schmunzelte so belustigt, als würde sie über einen miserablen Scherz lachen.

"Alles in Ordnung", kicherte sie und wirkte sehr gelassen, "wie sieht's bei dir aus?" L verengte misstrauisch seine schwarzen Augen, denen Luna erlag, dann legte er seinen Daumen an seine Lippen und starrte auf seine Karten, auf die, die am Tisch zwischen ihnen lagen, auf ihre, von denen er jedoch bloß die Rückseite sah. Ihre Ruhe und ihre Belustigung, war sie vorgespielt, oder die nun verblasste Nervosität? Spielte sie ihm vor, gute Karten zu haben, oder hatte sie die ganze Zeit vorgespielt, schlechte Karten zu haben? Als L seinen Blick wieder auf die junge Frau richtete, hatte sie eine ansehnliche Maske aufgesetzt. Sie wirkte ruhig, wach, emotionslos. Sie sah ihm entgegen, als wäre sie eine Puppe.

"Ebenso", erwiderte der Schwarzhaarige monoton. Kälte breitete sich im Raum aus. Lange tat keiner der beiden einen Zug.

L gewann das Spiel.

Minerva erhob sich, stieg mit dem einen Fuß auf den Tisch und mit dem anderen auf die Armlehne des Sessels, auf dem der Detektiv saß. Sie packte ihn am Krages des weißen Shirts und lehnte sich zu ihm bedrohlich hinunter. Ihr kamen tausend Beleidigungen in den Sinn, doch keine schien ihm gerecht zu werden. L sah interessiert in die feuchten Augen, lehnte sich zurück und stellte seine Fuße auf den Boden, um sie für den Fall rechtzeitig einsetzen zu können. Keiner der beiden sagte etwas, wie auch die Polizisten, die nicht mal alarmiert zu sein schienen. Light seufzte bloß resigniert und wandte sich schnell wieder ab. Plötzlich setzte Luna sich auf Ls Schoß, die Hände noch fest in sein Oberteil gekrallt.

"Hättest du mich nicht einfach gewinnen lassen können?", fragte sie schließlich und boxte ihre Faust gegen seine Brust.

"Hätte ich, aber ich wollte nicht", entgegnete er ruhig. Wieder boxte sie auf ihn ein, doch die Schläge schmerzten nicht. Er ließ sie einfach gewähren und beobachtete fasziniert ihr Handeln. L sah sie sehr intensiv an, wie der Frust mit jedem Schlag schwand.

"Kommen wir ungelegen?", ertönte eine weibliche Stimme, die amüsiert zu sein schien. Luna fuhr zu der Stimme herum, L neigte den Kopf, um an ihr vorbei zu sehen. Die junge Frau sah verblüfft zu dem gutaussehenden Mann, den sie schon des Öfteren gesehen hatte. Auch er wirkte sehr überrascht, sie hier anzutreffen.

"Luna?", entfuhr es ihm. Ihre Fäuste lösten sich.

"Aiber. Hallo", begrüßte sie ihn unbeeindruckt, als sich der Schock gelegt hatte.

"Was zum -?" Der Mann blickte zwischen ihr und L hin und her. Ihr entkam ein Lachen und sie befreite den Detektiven von ihrem Gewicht. Er sah ihr interessiert hinterher, da er nun verstand, wie es dazu gekommen war, dass Black Flash ihn damals durchschaut hatte. Sein Blick verfinsterte sich bei dem Gedanken, dass ihm so etwas Einfaches entgangen war. Woher hätte er das wissen können?

"Du bist es doch, nicht war, Prinzessin?", fragte Aiber hielt ihren Kopf in Händen, um diesen zu drehen und sicher zu gehen, dass sie es war. Er war sich vollkommen sicher, nachdem sie sein Ohr gepackt und es unsanft zu ihr hinunter gezogen hatte.

"Sehe ich für dich aus, als wäre ich eine Prinzessin?!", schrie sie in sein Ohr.

"Wie ich sehe, kennt ihr euch", mischte sich L ein, der plötzlich neben Luna aufgetaucht war. Sie sah überrascht zu dem Detektiven, bemerkte die Kälte, die ihn umgab, und ließ Aiber frei. Er rieb sich sein schmerzendes Ohr, während er beleidigt zu der lächelnden Frau sah. Luna antwortete L nicht, sie suchte nur nach seinem Blick, doch der galt ihrem alten Bekannten.

"Ja, wir kennen uns. Ahm ... Wie haben wir uns kennengelernt?", überlegte Aiber. Die Schwarzhaarige fuhr zu ihm.

"Du hast versucht, mich im Zug zu bestehlen, du elendiger Gauner", zischte sie. Der große Mann lachte.

"Ich wusste ja nicht, dass ich es mit einer Ermittlerin zu tun hatte." Luna wusste nicht, ob die Belustigung oder die Überraschung überwog. Schnell beschloss sie, keine der beiden Emotionen zu zeigen. Die Schwarzhaarige wollte ihn in diesem Glauben lassen, bevor L die tatsächliche Situation aufklären konnte.

"Ich habe auch im Fall Black Flash ermittelt", warf sie schnell ein. Womöglich einen Hauch zu schnell, doch Aiber schöpfte keinen Verdacht. Die Blicke lagen auf ihr. L führte seinen Daumen zu seinen Lippen.

"Das erklärt das Ein oder Andere", grinste der Mann. Sie erwiderte ein leises Lächeln. Das Gefühl, dass jemand gut von ihr dachte, beflügelte sie regelrecht. Sie wollte ihn nicht enttäuschen, er sollte einen guten Eindruck haben. Selbst, wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach.

L musterte die junge Frau. Sie wirkte beinahe ausgeglichen, dabei war er sich nicht sicher, ob dies nur Fassade war. Wenn sie wollte, dass der Trickbetrüger gut von ihr dachte, dann musste er ihr viel bedeuten. Der Detektiv biss sich auf den Daumen.

Black Flash [L x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt