Der moralische Kompass

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Das biestige Miststück im Körper einer Göttin sitzt seelenruhig auf ihrem Stuhl und blickt mich unverwandt an.

„Claus,", spricht sie Herrn Mehrtens an, der gerade wieder dabei ist sich zu setzen da er bei der nächsten Fachberatung auch dabei sein soll. „Würdest du bitte für neues Wasser sorgen? Ich denke die Kollegen, die nach uns kommen, werden auch durstig sein."

Ich sehe wie der Blick von Herrn Mehrtens zur vollen Wasserflasche auf den Tisch wandert und er seinen Mund öffnet und wieder schließt.

„Bitte.", fordert Theresa ihn erneut auf und zieht dabei die Augenbrauen hoch.

Fassungslos sehe ich diesem Bären von einem Mann zu wie er vor dieser kleinen Frau kuscht. Ich meine, er ist wahrscheinlich doppelt so groß und alt wie sie. Und trotzdem lässt er sich von ihr vor die Tür schicken.

Kurz bevor er aus meinem Blickfeld verschwindet, wirft er mir einen letzten mitleidigen Blick zu.

Jetzt bin ich aber gespannt.

Theresa erhebt sich von ihrem Stuhl, atmet ein Mal tief durch und geht dann an mir vorbei zu meinem Schreibtisch. An diesen lehnt sie sich und verschränkt die Arme vor ihrem Oberkörper.

Einige Sekunden verstreichen in denen es gefährlich still bleibt.

Theresa starrt auf den Boden. Ich würde vieles geben um ihre Gedanken lesen zu können. Ich sehe sie einfach abwartend an und versuche mir nicht vorzustellen, wie es wäre sie nach hinten zu beugen und auf meinem Schreibtisch zu ficken bis sie meinen Namen schreit.

Klappt nicht so gut. Obwohl auch ich von ihr angepisst bin.

„Ist noch etwas?", frage ich sie, als ich die Stille nicht mehr ertrage und mein Kopfkino zu anschaulich wird.

Sie hebt ihren Blick und, da ihr Kopf noch nach unten geneigt ist, sieht sie mich unter ihren Wimpern hervor an.

Wunderschön, denke ich und könnte mir im selben Moment dafür eine in die Fresse schlagen. Angestrengt versuche ich meinen Schwanz zu kontrollieren, der von mir verlangt, alles zu tun was sie will, weil sie das Heißeste ist, was ich je zu Gesicht bekommen habe.

Ich schüttele leicht meinen Kopf und versuche mich darauf konzentrieren, dass ich ja stinkwütend auf sie bin. Sie hat sich wirklich unverschämt mir gegenüber verhalten.

„Ja, es ist noch etwas.", antwortet sie. „Ich finde es unmöglich wie Sie Frau Wagner behandelt haben. Sie kennen sie überhaupt nicht und bilden sich ein Urteil, dass ihr überhaupt nicht gerecht wird."

Erstaunlich vernünftige Worte, dafür dass Herr Mehrtens mich so mitleidig angesehen hat als er uns allein lassen sollte. Ich hatte mehr erwartet.

„Sie hat mir auch keinen Anlass dazu gegeben, eine bessere Meinung über sie zu haben.", stelle ich fest und damit könnten wir dieses Thema meinetwegen auch sein lassen. „Frau Wagner wird gewiss daraus gelernt haben und sich beim nächsten Mal besser vorbereiten."

Theresa schnappt nach Luft und sieht mich an, als ob ich eine fremdartige Spezies wäre dessen Verhalten sie sich nicht erklären kann.

Sie stößt sich vom Schreibtisch ab und kommt auf mich zu. Als sie einen Meter vor mir stehen bleibt, bemerke ich erneut wie klein sie doch ist. Allerdings könnte man das beinahe übersehen, da sie mit ihrer Präsenz derzeit den ganzen Raum ausfüllt. Sie wirkt beinahe königlich. Ich fühle mich plötzlich sehr klein.

„Sind Sie eigentlich immer so herablassend? Denn dann mag ich Sie nicht.", stellt sie klar und weicht keinen Zentimeter davon als ich fast wie ein Pfeil auf sie zugeschossen komme und nun sehr dicht vor ihr stehe. Sie sollte dieses beschissene Thema endlich fallen und es gut sein lassen.

Point of no returnWhere stories live. Discover now