Platzende Eier

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Was ist das gerade gewesen? Hätte ich sie wirklich geküsst? Nein, hätte ich nicht.

Ich bin mir sicher. Das ist die Absprache zwischen mir und Karen. Wir ficken außerhalb unserer Ehe, aber wir küssen unsere Sexualpartner nicht. Niemals.

Das wäre eine Todsünde. Ein Trennungsgrund.

Ich schlage ein Mal auf mein Lenkrad und hupe dabei versehentlich. Dann starte ich das Auto und mache mich lieber schnell vom Acker, bevor Theresa noch auf die Idee kommt, nachzusehen welcher Idiot hier wild in der Gegend herum hupt.

Auf der Fahrt zurück in mein Büro, überzeuge ich mich immer wieder davon, dass ich Theresa nicht geküsst hätte. Also nicht auf den Mund. Ihren Hals, ihren Bauch, ihre Schenkel, ihre... Auf jeden Fall nicht auf den Mund.

Ich entscheide Theresa für heute aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich führe mir vor Augen, wie anstrengend und nervig sie sein kann, wie zickig und gemein. Ich versuche nicht daran zu denken, wie faszinierend und fesselnd sie ist. Wie wohlgeformt und göttlich ihr Körper ist. Wie sie gekeucht hat, als sie gespürt hat wie sehr ich sie will.

Schluss jetzt!

Ich prügele erneut auf mein Lenkrad ein und schon wieder ertönt meine Hupe. Der Fahrer vor mir denkt wohl, dass ich ihn meine, denn er streckt seine Hand nach hinten und zeigt mir den Mittelfinger. Ja, ja, meinetwegen. Arschloch.

Im Büro angekommen, habe ich es tatsächlich geschafft meinen Kopf frei zu machen. Ich werde jedoch, kaum dass ich mein Dienstzimmer betrete, von Frau Strauß abgefangen. Es gibt irgendein Problem und ich soll meine Einschätzung dazu geben.

In den letzten Wochen wurde ich zu immer mehr Beratungen und Entscheidungen hinzugezogen. Vor allem zu welchen, die weit über mein Aufgabengebiet hinausgehen. Außerdem hat Frau Strauß mir immer mehr Verantwortung übertragen und mich eine Gehaltsstufe höher eingestuft. Das ist ganz nett.

Als wir in ihrem Büro ankommen, treffen wir auf Herrn Mehrtens der mich freundlich begrüßt. Wir setzen uns an einen Tisch und ich warte gespannt bis Frau Strauß mir eröffnet worum es geht.

„Der Teamleiter aus 'Haus Fromm' wird aufhören. Wir brauchen also einen Nachfolger. Hat irgendjemand Vorschläge?", sieht sie uns auffordernd an.

Ich kann nicht verhindern genervt zu Seufzen, was mir komische Blicke von Herrn Mehrtens und meiner Chefin einbringt. Aber ganz ehrlich, soviel Mal dazu, mir Theresa für heute aus dem Kopf zu schlagen.

Das ist scheiße. Ich will Urlaub.

„Ich möchte vorher feststellen, dass es eine durchaus gute Entwicklung ist, dass Carsten aufhört. Er hat den Job lange gemacht und braucht definitiv eine Pause.", sagt Herr Mehrtens.

Frau Strauß nickt zustimmend.

„Ich schlage Frau Richter vor.", sage ich bevor ich überhaupt darüber nachgedacht habe. Aber, um mich zu rechtfertigen, sie ist die logische Wahl.

Frau Strauß' Kopf fliegt überrascht zu mir. „Frau Richter?", fragt sie eine Oktave zu hoch. Ich wundere mich über ihre Reaktion.

„Ich bin mir nicht sicher, ob sie qualifiziert genug ist.", gibt Frau Strauß zu bedenken und ich runzele die Stirn.

„Sie kennt sich in der Gruppe aus, ist sehr gut ausgebildet, eine kompetente Persönlichkeit und das Leiten scheint ihr im Blut zu liegen.", begründe ich meinen Vorschlag und lehne mich vor.

„Auch ich wollte Frau Richter vorschlagen.", wirft Herr Mehrtens dazwischen. Er sieht mich lächelnd an und nickt. So als ob sich sein Bild von mir gerade grundlegend ändert und er mich in einem anderen Licht sieht.

Point of no returnWhere stories live. Discover now