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Mühsam unterdrückte Alexandra ein Gähnen. Es war definitiv eine schlechte Idee gewesen, bis weit nach Mitternacht wach zu bleiben, nur um ihrem Lieblingsteam aus Nordamerika im Auftaktspiel der neuen Saison zusehen zu können. Kaum jemand wusste, dass sie leidenschaftlich die professionelle Szene der Videospiele verfolgte, und dabei so hitzig auf Niederlagen ihrer Lieblingsteams reagieren konnte wie andere beim Fußball. Noch weniger Menschen würden verstehen, was so spannend daran ist, zwei Teams mit jeweils fünf Spielern dabei zuzuschauen, wie sie ein Computerspiel gegeneinander spielten, doch ihr ging es umgekehrt mit Fußball ähnlich: Da rollte doch bloß ein Ball über das Feld und manchmal landete er im Netz.

Als sie mitbekommen hatte, dass Martin sich für dasselbe Spiel interessierte wie sie selbst, hatte Alexandra tatsächlich darüber nachgedacht, ihn mal darauf anzusprechen. Doch kurz darauf hatte sie seine enge Freundschaft zu Kathi bemerkt und direkt das Vorhaben wieder aufgegeben. Katharina würde ihr eh nur unterstellen, sich bei Martin einschleimen zu wollen, ohne ehrlich an Videospielen interessiert zu sein.

Sie gähnte ein weiteres Mal. Es war unverantwortlich und unprofessionell, nur drei Stunden zu schlafen, aber sie hatte das Auftaktspiel einfach live verfolgen müssen. Sie wusste schon jetzt, dass ihre dauerhafte Müdigkeit heute in irgendeinem Unglück enden würde. Sie war dünnhäutig und reizbar, wenn sie hungrig oder müde war.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Alexandra, wie die beiden Ressortleiter gemeinsam ihr Büro verließen. Schnell schaute sie auf die Uhr – war es schon Zeit für die morgendliche Redaktionskonferenz? Doch statt den Weg den Gang hinunter einzuschlagen, steuerten beide zielstrebig auf sie zu. Überrascht richtete Alexandra in ihrem Stuhl weiter auf und versuchte, einen wachen Eindruck zu hinterlassen.

„Guten Morgen", grüßte sie freundlich.

„Guten Morgen. Gut über das Wochenende gekommen?", erkundigte Philipp sich ebenso höflich. Sie nickte nur lächelnd, da ihr klar war, dass es hier nicht um netten Smalltalk gehen würde.

„Um zum Punkt zu kommen", sagte Stefan ohne Übergang: „Wir haben überlegt, ob ich Sie heute ausleihen kann."

Fragend schaute Alexandra zu ihrem direkten Chef: „Ausleihen?"

Etwas ungelenk gestikulierte Philipp mit beiden Händen quer durch den Raum: „Du bist zwar offiziell Bestandteil meines Teams, aber als Volontärin sollst du generell Einblicke in alle Bereiche erhalten, weswegen du nicht so fest eingeplant bist für Termine wie die meisten anderen. Martin hat diese Woche Urlaub und leider hat sich Joana gerade eben krank gemeldet, so dass Stefan in der Politik-Redaktion zwei Leute fehlen."

Sie nickte verstehend: „Klar, kein Problem, ich habe bisher ja sowieso schon den ein oder anderen Artikel für Politik geschrieben."

„Es geht um einen Außentermin", stellte Stefan klar: „Heute findet eine öffentliche Ausschusssitzung statt, die die Pläne für die Umsetzung der Hochschulgesetze darlegen soll. Der Termin ist zu wichtig, als dass ich alleine hingehen kann. Ich will Interviews mit möglichst allen Beteiligten und das geht alleine nicht."

Sie sind immer noch mein Chef ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt