11.

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Ich sitze mit Nino während wir auf einer der Bänke auf dem Pausenhof unsere Brote essen.
„Isch hab dasch Gäfü-"
„Iss doch erst auf, bevor du anfängst zu reden wie ein alter Mann ohne Zähne!", lache ich und er reagiert mit einem breiten Lächeln. Schnell kaut er vor sich hin, ehe er deutlich runterschluckt und einmal nickt. Ich muss wieder kichern. „Also, was wolltest du sagen?"
„Ich habe das Gefühl, dass du dich so langsam aber sicher hier eingelebt hast!"
„Das Gefühl habe ich auch", entgegne ich und lächle ihn an.
„Das freut mich echt total, [Dein Name]! Ich wusste du würdest es hier noch irgendwann lieben."
„Also jetzt übertreibst du!" Ich stoße ihn mit der Faust leicht in die Seite.
Aus dem Augenwinkel ist eine Silhouette zu erkennen, die langsam auf uns zu kommt. Als ich den Blick zu ihr Wende erkenne ich Marinette, die uns beiden zur Begrüßung winkt. „Hallo ihr Zwei!"
„Hey Marinette", antworten Nino und ich gleichzeitig.
„Wisst ihr zufällig wo Adrien steckt?"
Ohne sie überhaupt genauer anschauen zu müssen, entdecke ich wie sich ihre Wangen rot färben. Automatisch ziehe ich die Augenbrauen zusammen und denke mir einen Part, den ich sowieso später mit meinem Cousin teilen werde.
„Er ist gerade beim Direktor und wollte irgendwas mit dem besprechen."
„Okay ... Danke."
Täusche ich mich oder ist sie enttäuscht?
„Er wollte danach zu uns kommen", ergänzt Nino. „Soll ich ihm Bescheid sagen, dass du nach ihm suchst?"
„Nein ... Es ist eigentlich gar nicht so wichtig", lacht sie schief und dreht sich um, wobei sie sich noch flüchtig verabschiedet.
Ich sehe ihr nach und als ich sie in sicherer Entferung erachte wende ich mich komplett zu Nino und frage schnurstracks: „Steht Marinette auf Adrien?"
Er wirkt nicht besonders überrascht über meine Frage, wodurch ich direkt weiß, dass das als Antwort ausreicht. „Das sieht man schon, oder?", fragt er zögernd.
„Total", antworte ich mit einem überraschend leicht spritzen Unterton.
Er grinst. „Alles in Ordnung?"
„Klar", lache ich. Obwohl ich mir da gerade gar nicht mal so sicher bin, wie ich es versuche rüberzubringen. „Meine Stimme ist nur gerade ein wenig gebrochen."
„Hey!", höre ich Adrien von weitem uns zurufen und ich sehe zu ihm. Er strahlt wie ein Sonnenschein.
„Alles klar, man?" Nino steht auf und gibt ihm die Hand. Adrien kommt ihm entgegen und nickt. Anschließend blickt er zu mir und winkt leicht. „Wie geht es dir, [Dein Name]?"
„Ehrlich gesagt ein wenig merkwürdig ..." Ich deute auf dass Brot, das ich immer noch in den Händen halte. „Ich glaube ich bekomme ein wenig Bauchschmerzen", gebe ich vor. Dabei geht es mir physisch gesehen bestens. Trotzdem fühlt sich gerade ein Teil von mir nicht richtig an ... Viel mehr außer Kontrolle.
„Soll ich dich zur Krankenschwester begleiten?", fragt er besorgt und sein Lächeln verschwindet.
„Ähm ..."
„Geht nur, ich wollte sowieso noch zu Alya", trägt Nino dazu bei und schnappt sich seine Sachen. Ehe wir uns versehen ist er auch schon verschwunden.
Dieser Idiot. Vor allem nett, dass ich erst jetzt davon erfahre!
Ich packe mein unaufgegessenes Brot ein, als plötzlich eine Hand nach mir ausgestreckt wird. Ich gebe ein leises aufgeschrecktes Geräusch von mir und sehe daraufhin in Adriens funkelnde grüne Augen.
Verfluchtes Sonnenlicht, hör auf diese Augen derart strahlen zu lassen! Sie sind schließlich einfach nur grün, da muss man es nun wirklich nicht übertreiben!
Er zieht fragend seine Augenbrauen hoch und seine Mundwinkel ziehen sich wieder ein wenig nach oben.
Perplex drücke ich ihm mein Brot in die Hand, was mit einem belustigten Prusten bezahlt wird.
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Eindeutig.
„Was ist so komisch?", frage ich irritiert.
Er legt das Brot in seine andere Hand und hält mir die wieder gewordene freie hin.
Oh man.
Jetzt verstehe ich ...
„E-Es geht schon", stammle ich mit einem schiefen Lächeln.
Oh Gott, ich sollte wirklich im Erdboden versinken ... Bin ich wirklich so lächerlich wie ich mich gerade verhalte?
„Sei nicht so stur", lacht er. „Lass uns gehen." Ohne auf weitere Diskussionen mit mir einzugehen greift er nach meiner Hand und zieht mich von der Bank hoch. Währenddessen bemerke ich im Augenwinkel wie der Schulhof beginnt sich zu  leeren.
Ist die Pause etwa schon vorbei?!
Adrien beginnt mich ein wenig hinter sich her zu sein und blickt einmal lächelnd zu mir zurück. „Lässt du dir immer so ungern helfen?"
Auch wenn ich es unterdrücken will macht mein Körper einfach was er will. Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiche seinem Blick aus.
Er hält immer noch meine Hand!
„Mehr oder weniger ..."
„Momentan deutlich mehr", lacht er.
Danach kehrt Schweigen zwischen uns ein. Mein Kopf ist vollkommen leer und die Sprache ist mir ohnehin verschlagen.
Wie kann er nur so ruhig und gelassen sein? Ist es sowas unübliches für ihn einfach nach der Hand eines Mädchens zu greifen und diese auch nichtmal mehr loszulassen? Schließlich folge ich ihm doch sowieso!
Als wir vor einer Tür ankommen, die ich vorher noch nie gesehen habe, lässt er meine Hand los. Völlig durcheinander blicke ich nun auf diese herab. Wie sie bedeutungslos vor sich hin hängt.
„Da wären wir", sagt er und sieht mich erneut beunruhigt an. Wie vorhin, als Nino noch mit dabei war. „Du wirkst ein wenig blass um die Nase herum, [Dein Name]. Es ist gut, dass die Krankenschwester dich jetzt einmal durchcheckt."
„Wenn du das sagst", murmle ich.
Er lächelt mich ermutigend an, ehe er die Tür öffnet. Zu unserem Pech ist aber besagte Krankenschwester überhaupt nicht da. Wir treten weiter ein und schauen uns um, doch sie ist tatsächlich nirgendwo zu finden.
„Oh man", sagt er. Ein wenig überfordert streicht er sich über den Hinterkopf. „Was machen wir denn jetzt?"
„Ich glaube du stellst die Frage der komplett falschen Person", lache ich nun. „Ich schätze das bedeutet dann wohl Unterricht für uns."
Er schüttelt mit dem Kopf. „Weniger blass bist du jetzt nicht geworden, also widerspreche ich dir."
„Nein, es geh-"
„[Dein Name] ...", spricht er unerwartet ernst aus und schaut mich auch dementsprechend an. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu, um mir anschließend seine Hände auf die Schultern zu legen. Ein wenig drückt er mich nach hinten und hört nicht eine Sekunde auf in meine [Deine Augenfarbe] Augen zu sehen. Ich spüre wie mein Herz beginnt schneller zu schlagen und ich eindeutig nervös werde. Und irgendwie wirkt es so, als müsste Adrien sich wirklich konzentrieren, damit er weiterhin so überzeugend auftritt. Auf einmal sitze ich auf einer Liege. Erschrocken blicke ich hinter mich, um auch wirklich sicher zu gehen, dass es eine Liege ist. Seine Hände lösen sich wieder von mir und er lächelt sanft. „Warte hier."

Ein paar Minuten später kommt er mit der Krankenschwester zurück. Keine Ahnung wie er das gemacht hat. Zu meine Überraschung bleibt er auch weiterhin da. Die Schwester gibt Adrien recht, dass ich blass aussehe aber mein Bauch fühle sich normal an. Kein Wunder, schließlich habe ich vorhin geblöfft.
Nachdem sie weg ist und mir geraten hat, dass ich vielleicht besser nach Hause gehen sollte, bin ich wieder mit Adrien alleine. „Danke", sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Dafür nicht." Er lächelt ebenfalls. „Also, nimmst du den Rat an?"
„Was denkst du denn?"
„Nein", lacht er und ich stimme mit ein.
Ich weiß wirklich nicht was genau es ist aber ich mag Adriens Anwesenheit wirklich sehr. Hoffentlich geht diese Freundschaft niemals kaputt ...

Wer auffällt, ist noch kein Held | Adrien Agreste / Chat Noir X LeserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt