17|Tränen in den Augen und ein Monate altes Schluchzen im Hals

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Tränen in den Augen und ein Monate altes Schluchzen im Hals

,,Also ich hab ja das Gefühl, dass du gar nicht um Clary trauerst", sagte Chloé, während sie ihre Stirn runzelte und sich eine weitere Gummischlange in den Mund stopfte.

,,Anfangs hat es mich schon verletzt, aber die Schmerzen linderten schnell, da ich weiß, dass ich Familie und wahre Freunde hinter mir habe, welche ich immer vertrauen kann. Außerdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich dich in diesem ganzen Radar vollkommen vergessen hatte und das tut mir unglaublich leid."

Sie sah lächelnd zu mir. ,,Ist schon gut. Jetzt bist du ja wieder da. Außerdem war mein Leben in diesem halben Jahr sowieso der langweiligste shit ever."

Ich lachte. ,,Wie konnte ich dich bloß vergessen?"

Ich stellte mir diese Frage wirklich. Mir wurde erst jetzt so richtig klar, dass Chloé eine sehr gute Freundin von mir war und es immer noch ist.

Sie war immer für mich da, wenn ich sie brauchte und ich auch für sie, aber in dieser Zeit, hatte ich sie vollkommen vergessen, was mir ein echt schlechtes Gewissen einjagte.

Auch wenn sie sagte, dass es okay sei, würde ich nicht so gut damit klarkommen. Ich hätte natürlich Verständnis, aber ich wäre schon traurig darüber.

,,Bist du mir wirklich nicht böse?", fragte ich zögerlich. ,,Nein. Überhaupt nicht, ehrlich. Du hattest viel um die Ohren wegen dem Umzug und die ganzen Betrüger, die aufgedeckt wurden. Ich glaube, dass ich dich da auch ein wenig vergessen hätte." Sie sah mich lächelnd an und zuckte mit den Schultern.

,,Ich hab dich vermisst", sagte ich und sprang ihr um den Hals. ,,Ich dich auch", sagte sie, bevor sie die Umarmung erwiderte.

,,Kommen wir wieder zu dem eigentlichen Thema. James. Du hast ihn wirklich geliebt, oder?" Sie sah mir zögerlich in die Augen.

Ich überlegte einige Sekunden bevor ich meinen Mund öffnete, nur um ihn dann seufzend wieder zu schließen.

,,Er hat mir sehr viel bedeutet..." Ich atmete tief durch. ,,Er war immer für mich da. Er..." Ich stockte. ,,Er hat so vieles für mich getan und ich auch für ihn. Wir kannten uns schon so lange. Sogar schon vor Drew, aber wir begriffen es erst so viel später. Ich weiß nicht warum, aber er hat sich auf einmal ganz anders verhalten. Er war anfangs immer so glücklich, hat immer, wirklich immer, jedem versucht zu helfen und was das schönste war, er hat mich immer so glücklich gemacht und aufgemuntert. Egal, was war. Egal, wie schlecht gelaunt ich war. Er hat es geschafft mich wieder aufzumuntern." Ich schloss meine Augen um zu verhindern, dass die Tränen ihren Weg laufen konnten. Ich hab genug geweint, ich habe genug getrauert.

,,Er war aufeinmal wie ausgetauscht. Er wurde kühler und so emotionslos. Diese Liebe und Freude, die ich mal in seinen Augen gesehen hatte, war weg. Einfach weg." Ich stoppte, um ein Schluchzen, dass sich schon die ganze Zeit über in meinem Hals verstaut hatte, durch meine Lippen, an die frische Luft, zulassen.

,,Ich wollte ihm helfen, wie er es immer getan hat, aber ich war wahrscheinlich einfach viel zu schwach." Ich presste meine Augenlider aufeinander, um mich nicht daran zu erinnern, doch es half nicht.

Flashback

,,James, ist alles okay?", fragte ich, als James und ich an jenem Abend auf seinem Bett lagen.

,,Was soll denn sein?", fragte er kalt.

Mir lief ein Schauer über den Rücken. ,,Ich kenne dich, James. Du verhälst dich zur Zeit ganz anders. Du bist zum Beispiel viel kühler als sonst."

Sein Kopf bewegte sich in meine Richtung. Seine leeren Augen sahen in meine.

Sein Kiefer spannte sich an, bevor er sich aufrichtete. ,,Weißt du, Hailey? Manche Dinge kann man einfach nicht verändern und sag mir nicht, dass du mich kennst, wenn du seid Tagen versuchst herauszufinden, was mit mir los ist, denn du hast keine Ahnung. Du kennst mich einfach nicht."

Er setzte sich an die Kante seines Bettes und stützte seine Arme an seine Knie ab, bevor er sein Gesicht in die Hände fallen ließ.

Ich zögerte, bevor ich meine Hand an James Rücken wandern ließ, weswegen er aufstand. ,,Hailey, verschwinde."

,,James i-..."

,,Was? Du willst mir helfen? Dann verschwinde, verdammt nochmal!", brüllte er, weswegen ich zusammenzuckte. Er stand nun, mit zusammengezogenen Augenbrauen, vor mir. Ich ließ aber nicht nach.

Nun stand ich ebenfalls auf und lief auf James zu. ,,Du kannst mit mir reden, James. Ich bin für dich da", hauchte ich, da ich vor ihm stand.

Ruckartig hob er seine Hand, weswegen ich aus Reflex meine Augen zukniff und versuchte etwas mit meinen Händen abzuwehren, was nicht kam.

Ich öffnete zögerlich meine Augen. James, der seine Augen fest zusammengekniffen hatte, ließ seine Hand langsam sinken.

,,Verschwinde, denn ich kann für nichts garantieren."

End of flashback

,,Seine Augen waren so voller Hass", sagte ich, bevor ich meine Tränen wegwischte und zu Chloè blickte.

Sie rückte näher zu mir und schlang ihre Arme ganz fest um meinen Körper. ,,Und dann hat er dich betrogen", ließ sie ihre Vermutung in den Raum.

,,Weißt du? Das hat mich eigentlich gar nicht verletzt, sondern dieser einfache Fakt, dass sich eine Person so schnell und massiv verändern kann und, dass der alte James nicht mehr da war. Als wäre er gestroben", sagte ich, nachdem wir uns voneinander lösten.

,,Aber shit happens." Ich zuckte mit den Schultern und lächelte, mit Tränen in den Augen.

Shit happens  Where stories live. Discover now