23|Taten sagen mehr

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,,Na dann, lass uns reden." Drew setzte sich nun endlich auf das kleine Sofa, auf dem ich schon saß, und lächelte mich an. Nachdem er sich auch hundertprozentig sicher war, dass mir ein Glas Wasser genügte, um die kommenden Minuten zu überleben, konnte er sich, trotzdem misstrauisch, neben mir fallen lassen.

Ich haftete meinen Blick an einer Stelle neben seinem Bücher-Regal. Er liebte es zu lesen. Noch ein Grund, warum ich so auf ihn stand, beziehungsweise stehe.

,,Hailey?" Und mit einem mal platzte die Blase meiner Gedanken wieder. Ich sah Drew kurz in die Augen, bevor ich den Blick wieder abwand. Ich konnte seinen intensiven Blick gerade nicht ertragen. ,,Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum ich mit dir reden wollte", sagte ich nun mit gerunzelter Stirn.

Drew legte seinen Kopf schief und sah mich aus dieser Position eindringlich an. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. ,,Hör auf mich so anzustarren."

,,Nö."

Mein Mund öffnete sich perplex, jedoch wusste ich nicht, was ich sagen sollte, weswegen ich ihn wieder schloss. Drew, welcher den Blick weiterhin stur aufbehielt, verschränkte nun auch seine Arme vor der Brust. ,,Okay, warum schaust du mich so an?", erwiderte ich nun darauf.

,,Weil ich versuche dich zu verstehen", sagte er mit weicheren Gesichtszügen. Diese einfachen Worte, die aus seinem Mund kamen, schubsten mich wieder föllig aus der Bahn, weswegen ich scharf die Luft einzog.

,,Okay. Fangen wir anders an. Was hat dich dazu gebracht, zu mir zu fahren?", fragte er, um meine Anspannung zu lösen.

Die Erinnerungen kamen wieder in mir hoch. ,,Ich hab mich da an etwas erinnert." Und mit einem mal, sprudelten die Worte aus meinem Mund. ,,Drew, meine Eltern wissen nicht einmal etwas von diesem Tag und anfangs hatte ich wochenlang noch Albträume, das hat sich nach einer Weile dann gelegt, aber heute hatte ich wieder so eine Erinnerung und ich wollte einfach zu dir, ich weiß au-.."

,,Hailey, atme!" Mittlerweile hatte Drew meine Schultern gepackt und einen besorgten Gesichtsausdruck angenommen. ,,Beruhig dich." Er strich mir die Arme entlang, weshalb mir ein wohliger Schauer den Rücken hinuter lief.

Ich merkte wie der Klos in meinem Hals immer höher wanderte. Ich versuchte ihn runterzuschlucken, doch es kam mir so vor, als würde er mit jedem Schluck noch mehr wachsen. Schließlich gab ich es auf und ließ meine Tränen ihren Weg, welcher meine Wangen entlang ging.

Drew zögerte nicht lange und zog mich sofort in seine Arme. Meine Finger krallten sich wie von selbst in sein Pullover. Ich presste meine Augenlider fest aufeinander, in der Hoffnung, dass die Tränen so nicht mehr meine Wangen runterlaufen konnten, doch es half nicht. Sie nahmen praktisch kein Ende.

Ich zitterte am gesamten Körper und jedes mal, wenn ich schluchzte, bebte alles in mir. Ich bemerkte erst jetzt, wie viel ich über das Jahr in mich hinein gefressen hatte und wie selten ich deswegen weinte.

Eine halbe Stunde später lag ich noch in Drews Armen, jedoch flossen keine Tränen mehr. Es lag schon die ganze Zeit über eine angenehme Stille im Raum. Nur meine Schluchzer waren ab und zu zu hören. Wir hangen unseren jeweiligen Gedanken nach, wobei Drew mir die ganze Zeit in regelmäßigen Abständen über den Arm Strich, während ich nach allen fünf Minuten mein Gesicht in seiner Brust vergrabe, nur um nach zwei Minuten wieder auf den Bücherregal zu starren.

,,Danke", hauchte ich in den stillen Raum. Drew, der mich jetzt ansah, schlang seine Arme nun noch fester um meinen Körper. Er sagte nichts, aber das störte mich nicht, denn ich fand schon immer, dass Taten mehr sprachen und überhaupt bedeuteten, als Worte.

Ich erwiderte Drews Blick, weswegen ich mal wieder in den Bann seiner Augen gezogen wurde. Sein intensiver Blick ließ mich unwohl werden, weswegen ich in Erwägung zog, ihn abzuwenden, jedoch gewann meine Sturheit und somit erwiderte ich seinen standhaften Blick.

Mir viel erst jetzt auf, wie nah wir uns eigentlich waren, da ich meinen Kopf ja ebenfalls in seine Richtung gereckt hatte.

Schließlich war Drew derjenige, der den Blick abwand, weswegen sich ein Schmunzeln auf meine Lippen schlich. ,,Ich hab gewonnen", flüsterte ich, wobei meine Stimme viel rauer klang, als ich eigentlich wollte.

Ein schnauben entfuhr ihm. ,,Es war kein Wettkampf angekündigt." Seine Augen formten sich zu Schlitzen. Mir entfuhr ein kehliges Lachen, weshalb Drew mich nun schmunzelnd und mit gerunzelter Stirn musterte. ,,Warum lachst du?", fragte er anschließend. ,,Du sahst so komisch aus." Das Grinsen auf meinen Lippen wurde breiter.

Drew lachte einfach nur leise mit.

Ich legte meinen Kopf schief, ohne mein Lächeln abzulegen, und musterte ihn. Ich löste meine Finger von seinem Pullover und Strich sachte über seine Brust. Sie wanderten rauf zu seinem Hals, weshalb Drew stockte und mich schelmisch angrinste. Dieses Grinsen hatte er aber auch wirklich zu gut drauf.

Ich reckte meinen Hals noch mehr in seine Richtung, doch Drew kam mir glücklicherweise entgegen, denn sonst hätte ich Angst bekommen müssen, meinen Hals zu verränken.

Unsere Lippen trafen aufeinander und schon begann es zu brennen. Überall wo er mich berührte.

Abrupt zog mich Drew so auf seinen Schoß, dass ich nun auf Augenhöhe war und meinen Kopf nicht mehr so recken musste, was natürlich viel komfortabler war. Seine großen warmen Hände wanderten meine Seiten entlang, während meine Hände an seiner linken Wange und an seinem Hals ruhten.

Langsam lösten wir uns voneinander, bevor wir uns in die Augen des anderen sahen, wie so oft an jenem Tag.

Shit happens  Where stories live. Discover now