Kapitel 8

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Er würdigte mir kein Blick.
Er sah nicht einmal kurz in meine Richtung.
Er lief an mir vorbei wie wenn ich nicht existent wäre oder vermied sogar meine Nähe.
Er sprach mit mir kein Wort oder suchte das Gespräch mit mir.

Ich hatte das Gefühl das ich für Enzo irgendwie ausgelöscht war, ausgelöscht aus seinem Leben.

Seitdem wir uns geküsst hatten ging das schon so. Und dieses Theater zog er schon einige Wochen tapfer durch. Und ich würde immer mehr und mehr verrückt,da ich die Fehler an mir suchte. Habe ich etwas falsch gemacht ?

Aber was ist an einen Kuss so falsch?

"Du siehst ihn wieder an.",murmelte Oliver und kniff in meine Wange. Ich schloss mein Schließfach auf und wandte meinen Blick von Enzo ab,"Tu ich nicht.",knurrte ich genervt und suchte nach meinem Buch.
Er lehnte sich an die Fächer neben mich,"Echt schade, ich hätte mich für euch riesig gefreut.",nuschelte er und sah Enzo über den Flur an.
Ich presste meine Lippen aufeinander und nickte nur stumm. Ich habe Oliver und meinen restlichen Freunden einfach erzählt das wir uns 'nur' geküsst hatten,das rummachen habe ich nicht erwähnt, den Rest der Geschichte konnten sie dann wortwörtlich sehen :
Das ich für ihn Luft war.

"Aiden,jetzt mal ehrlich,wenn ich schwul wär,würde ich sofort was mit dir anfangen! Ich verstehe nicht was mit dem Typen falsch läuft.",plauderte er munter drauf los und bemerkte nicht wie er immer mehr Salz in die Wunde streute.

"Hm.", machte ich nur und lief mit Oliver langsam den überfüllten Flur entlang. "Aber vielleicht sollte es so sein, vielleicht ist da jemand besseres für dich.", er lächelte mich an und wuschelte durch mein Haar. Plötzlich legte jemand etwas unsanft den Arm um meine Schulter und drückte mich an sich, es war Isaac. "Machst es nicht grad besser, Dummkopf.", murmelte Isaac und sah Oliver an. Oliver streckte frech seine Zunge heraus, "Niemand hat dich gefragt, Idiot!" Ich vedrehte lächelnd meine Augen, "Kann auch egal sein, Leute.", murmelte ich geknickt und sah beide abwechselnd an.
Die zwei sind zwar richtige Streithähne aber insgeheim können die beiden nicht ohneeinander.

Der Unterricht ging schleppend voran und ich hörte meinen Lehrer so gut wie gar nicht zu, da ich eher an mein nicht gerade vorhandenes Liebesleben dachte. Ich kam aber auf den Punkt das ich vielleicht einfach Beziehungsuntauglich bin. An jemanden muss es ja liegen und dieser jemand bin ich dann wohl.

Als es zu Pause klingelte trafen wir uns alle an unseren Stamm-Platz in der Cafeteria und alle redeten sofort drauf los als jeder einzelne da war. Ich knabberte an mein Sandwich herum und starrte, natürlich wie immer, Enzo an der bei dem Schulteam am Tisch saß und sich mit ihnen unterhielt. Jedes mal wenn er lächelte fühlte ich wie es wild in meinen Bauch anfing zu krippeln. Aber anderseits tat es auch ein wenig weh, da er irgendwie so unbekümmert aussah, so wie wenn er keine Sekunde an mich dachte.

"Denkst du er kümmert sich überhaupt um mich?", flüsterte ich leise zu Viktoria die neben mir saß. Sie öffnete ihren Joghurt kniff ihre Augen zusammen und sah zu Enzo herüber. "Das hoffe ich doch für ihn, sonst mach ich ihn ein Kopf kürzer.", knurrte sie leise vor sich hin. "Aber vielleicht ist er auch nur verwirrt, weil er mich ge-", sofort unterbrach sie mich, "Nimm ihn nicht in Schutz, Aiden! Er hat dir mehr wie Andeutungen gegeben und ich denke nicht das es sein erster Kuss mit einem Jungen war.", brummte sie weiter und fing an ihren Joghurt zu essen. "Ich muss dringend mit ihm reden, aber wie?" "An besten einfach ansprechen?", mischte sich Isaac ein und zuckte mit seinen Schultern.
Viktoria verdrehte ihre Augen, "Super Idee Isaac! Am besten bespricht Aiden mit Enzo das gemeinsames Beziehungsproblem  vor dem ganzen Schulteam, an das Enzo wie ein Kaugummi klebt." "Hast du schon wieder deine Tage?", fragte er perplex und konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. "Nein, aber falls ich meine Tage bekomme gebe ich dir bescheid.", sie zwinkerte ihm zu stand anschließend auf und ging.

"Mit Frauen zu reden musst du noch üben.", lachte Oliver. "Klappe...", knurrte Isaac und lief rot an. Als sich die beiden wieder untereinander fertig machten huschte mein Blick erneut zu Enzo. Ich beobachtete wie er sich von seinen Kumpels verabschiedete und Richtung Ausgang der Cafeteria ging. Ich sah darin meine Chance mit ihm zu reden, deswegen sprang ich entschlossen auf und schwang meinen Rucksack über meine linke Schulter. "Sorry, ich muss weg!", nuschelte ich unverständlich und ging mit schnellen Schritt ebenso aus der Cafeteria. Ich konnte buchstäblich die verdutzten Blicke von Isaac und Oliver spüren.

Ich sah mich schon fast nervös im großen Flur um bis ich Enzo zwischen der Menschenmenge sah der Richtung Ausgang spazierte. Schnell schlängelte ich mich durch die vielen Grüppchen die ebenfalls im Flur unterwegs waren und sich unterhielten. Mein Atem ging schneller und ich fühlte deutlich im Brustkorb wie mein Herz im Sekundentakt schlug.

Als ich nur noch einige Meter hinter ihm war, war es mehr wie eine Überwindung für mich nach sein Handgelenk zugreifen und den Riesen zu mir umzudrehen. Verwirrt drehte er sich ungewollt um und sah zu mir herunter, man konnte an seinen Blick erkennen das er mehr wie überrascht war. "Enzo",hauchte ich, "Wir müssen reden, bitte.", meine Hand umschloss immer noch fest sein Handgelenk. Er löste seinen Blick von mir und sah sich schon beinahe panisch um, "Das geht nicht, tut mir leid."
"Nur ganz kurz, bitte!", die Geräusche um mir wurden immer leiser, ich blendete sie vollkommen aus.
Er presste seine Lippen zusammen und nickte, "Na, gut."

Wir zwei marschierten zum nächsten leeren Klassenraum und verschwanden dort drin. Als ich die Tür hinter uns schloss und mich zu Enzo drehte hielt er sich verkrampft an seinen Rucksack fest und wippte von einen auf den anderen Fuß umher.
Ich sah ihn nur stumm an und wusste plötzlich nicht mehr was ich ihn so dringend sagen wollte. Ich malte mir wochenlang das perfekte Gespräch aus und nun stehe ich da und krieg kein Satz raus. "Aiden, was gibt's?", erlosch er die Stille und fuhr durch sein Haar. "Warum bist du so?", stotterte ich drauf los . Fragend sah er mich an.
"Du weißt genau was ich meine. Seitdem wir uns geküsst hatten bist du so eigenartig zu mir. Warum? ", sprach ich es endlich aus was mir schwer auf den Magen lag.
"Ich kann,-ich weiß,... Fuck! Tut mir leid ich kann das nicht.", er sah auf seine Fußspitzen und wirkte immer nervöser. Für mich war das ein Stich ins Herz.
"Warum? Ist es wegen mir?"
"Nein! Du bist perfekt, Aiden."
"Weswegen dann?", ich wusste nicht ob sich Wut oder Trauer plötzlich in unmengen ansammelte.
Ich bekam keine Antwort von ihn, sondern nur einen traurigen Blick.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu und nahm seine linke Hand vorsichtig in meine.
"Aiden,...", er sah auf unsere Hände und strich mit seinen Daumen über meinen Handrücken.
"Ich glaube es gibt jemand besseren für dich, wirklich.", seufzte er und sah mich wieder an. Die Sache wurde immer merkwürdiger.
"Das glaube ich aber nicht.", ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Zu meiner Erleichterung wurde ich von ihn nicht zurückgewiesen sondern er erwiderte meinen Kuss. Das Feuerwerk in meinen Bauch war wieder in vollem gange.
Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und hielt mich in seine Arme, "Ich muss jetzt gehen.", er löste sich aus der Umarmung und steuerte auf die Tür zu.

Ich hätte ihn gerne noch länger hier bei mir gehabt. Ich hätte gerne auch noch mehr gefragt, aber ich dachte ich belasse es erstmals damit und hoffe mal das sich etwas ändert.

Mit mehr Fragen und Hoffnungen als davor konnte ich nur Enzo Löcher in den Rücken starren als er den Raum verließ.

Die Hoffnung das wir zwei eine Beziehung aufbauen können, irgendwie. Und die Hoffnung das er erzählt warum er gerade so ist wie er ist.

Da melde ich mich auch mal wieder mit einem neuen Kapitel.
Sorry fürs nicht lange posten. Ich erspare euch mal den ultra langen Text weswegen ich nicht aktiv war und verabschiede mich bis zum nächsten Kapitel. (:

Was denkt ihr was mit Enzo ist?

Bis dann, xoxo.


Everyday Is A Great Day?Where stories live. Discover now