Prolog - 1. September 2011

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Der Zug ruckelte. Ich schluckte hart, denn ein bisschen vermisste ich meine Eltern und meinen Bruder schon. Der Gedanke, dass ich sie erst an Weihnachten wiedersehen würde, machte mich traurig.

Ich zog die Nase hoch und lächelte ein wenig, weil ich wusste, dass meine Eltern mich jetzt gescholten hätten. Aber sie waren ja nicht da und deshalb schniefte ich noch einmal - einfach, weil ich es konnte.

Ich richtete mich auf und griff nach meinem Koffer, um ihn hinter mir her in ein freies Abteil zu zerren. In einer kurzen Entfernung tauchte ein Kopf mit blonden Locken aus einem Abteil auf.

"Hier ist frei, kommst du, Rain?"

So schnell ich konnte, zog ich den Koffer in das Abteil, wo meine Freundin Victoire schon wartete. Sie hatte anscheinend gar nicht erst versucht, ihre Tasche auf die Gepäckablage zu wuchten, sondern sie einfach unter die Sitze geschoben und ich tat es ihr gleich.

Vicky klebte bereits am Fenster und ich stellte mich neben sie und sah mit ihr zusammen zu, wie sich die hohen Gebäude Londons langsam in Reihenhausviertel und schließlich in Landschaften verwandelten.

Schließlich wandten wir uns vom Fenster ab und saßen uns einen Moment lang schweigend gegenüber. Wir waren nervös, denn das hier war die Zugfahrt unseres Lebens. Wir hatten von Hogwarts gehört und jetzt würden wir es in wenigen Stunden endlich zum ersten Mal sehen und betreten. Wir würden in ein (hoffentlich gleiches) Haus eingeteilt werden und die Leute kennen lernen, mit denen wir die nächsten sieben Jahre leben würden.

Außerdem, wenn man unseren Eltern glauben durfte, würden wir auf dieser Zugfahrt Freunde fürs Leben kennen lernen - oder vielleicht den zukünftigen Ehepartner (oder deren Bruder, wie Onkel Harry scherzhaft hinzugefügt hatte).

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde die Abteiltür schwungvoll (nun, so schwungvoll es mit einer Schiebetür eben ging) geöffnet und ein mir fremder Junge kam ungefragt, aber mit einem breiten Grinsen auf dem dunkelhäutigen Gesicht, herein.

"Bonjour, bonjour, mon Amour, isch bin Edmund Charles Undereaffle und 'erzlich willkommen im 'Ogwarts-Express.", rief er mit französischem Akzent. Vicky und ich verdrehten gleichzeitig die Augen.

"Hi, Teddy.", erklärte Vicky seufzend, aber dennoch amüsiert. "Undereaffle?", ergänzte sie grinsend. "Wie kommst du nur auf sowas?"

"Ich bin halt clever." Teddy lachte und veränderte sein Aussehen zu seinen gewöhnlichen Hautfarbe, sandfarbenen Haaren und braunen Augen. Grinsend ließ er sich auf einen der freien Plätze fallen.

"Was machst du hier?", fragte ich. "Ist es nicht ein bisschen uncool für einen Drittklässler, bei seinen Erstklässler-Cousinen rumzuhängen?"

"Natürlich ist es das, meine Liebe Miss Granger. Ich wollte nur sichergehen, dass ihr nicht gekniffen habt und euch wiederholt daran erinnern, dass Hufflepuff das coolste Haus der Welt ist und ich euch nie verzeihen werde, wenn ihr nicht meinem glorreichen Beispiel folgt.", erklärte Teddy dramatisch. Victoire verzog leicht das Gesicht.

"Ich werde alles daran setzen, nicht nach Hufflepuff zu kommen.", meinte sie. "Gelb steht mir einfach nicht. Es macht mich farblos."

Während ich über das verdrehte Modebewusstsein meiner besten Freundin lachte, riss Teddy theatralisch den Mund auf und legte eine Hand auf sein Herz.

"Du verletzt meinen Stolz!", rief er und sprang auf. Kurz bevor er das Abteil verließ, deutete er auf Vicky. "Die Geschichte wird dich eines besseren belehren!"

Wir kicherten, während er im Gang verschwand. Sobald er weg war, holte Vicky einen Stapel Zauberschnippschnapp-Karten aus ihrer Tasche und wir begannen, zu spielen.


Die Fahrt verging schnell, hin und wieder lief jemand draußen vorbei, aber von unseren zukünftigen Freunden und/oder Ehemännern war keine Spur, was wir ein bisschen enttäuschend, aber letztendlich doch nicht so schlimm fanden.

Schließlich war das hier die erste Zugfahrt mit dem Hogwartsexpress, zu dem Ort, der für so viele ein Zuhause geworden war. Draußen rauschte die Landschaft vorbei und wir saßen hier drinnen und fragten uns, was kommen würde, wenn wir das Ende der Fahrt erreicht hatten.

Eines war sicher: Das, was uns dort erwartete, würde unser Leben verändern.





Hallo,
das kommt jetzt sicher überraschend, da ich mich ja immer gegen eine Fortsetzung ausgesprochen hatte.
Fakt ist: Ich hasse es, wenn eine Geschichte auf Zwang weitergeschrieben wird, nur weil sie viele Votes und Reads hat.
Jetzt habe ich aber doch eine Idee für einen zweiten Teil und die präsentiere ich euch hiermit. Es wird hauptsächlich um Rain gehen, aber auch die Beziehung/Ehe von Hermine und Draco wird noch mal thematisiert und, wie ich jetzt schon verrate, auf die Probe gestellt.
Die Charaktere werden allerdings größtenteils meine eigenen sein (auch wenn die Next Generation ihre Rollen haben) und sich thematisch mit Themen beschäftigen, die mich persönlich interessieren und/oder beschäftigen.
Das große Thema unter dem das alles hier läuft ist Vorurteile. Es wird sich in unterschiedlichsten Handlungssträngen wiederfinden und auch in verschiedenen Bereichen (sei es Rassismus, Sexismus, LGBTQ+-Phobie, Religionen oder das reine Blut - einige davon mehr, andere vielleicht überhaupt nicht, mal sehen).

Gut, das war es von mir erst einmal und ich hoffe, dass euch die Geschichte gefallen wird. Updates gibt es wahrscheinlich wieder in meinem altbewährten Haufen-System (monatelang keins und dann ein paar Wochen lang täglich bis zur nächsten Brache), allerdings krieg ich es anders eh nicht auf die Reihe und bisher haben wir so noch jede Geschichte früher oder später beendet, also muss es auch irgendwas Gutes haben.
Ich freue mich schon wieder sehr auf eure Kommentare, die ich um ehrlich zu sein ziemlich vermisst habe.
Also: Auf das Projekt der tendenziell nächsten anderthalb Jahre; los geht's!

Rain II - Life goes onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt