21. Dezember 2016

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Es war Mittwoch, eine Woche nach Dracos Gespräch mit Ginny und er war unterwegs, Weihnachtseinkäufe zu machen. Ginny hatte sich nicht noch einmal bei ihm gemeldet und er nahm an, dass sie das Gespräch mit Harry ebenso vor sich herschob, wie er das mit Hermine. 

Die hatte heute mal wieder lange zu arbeiten und er hatte kurz darüber nachgedacht, ihr zu folgen, aber das war er mittlerweile leid. Er hatte es oft genug sehen, er konnte seine Zeit besser nutzen. Zum Beispiel damit, Geschenke für Weihnachten zu kaufen. Er hatte bereits einige Dinge für Leo und auch schon etwas für Rain. Für Hermine war es dieses Jahr besonders schwer und er hoffte immer noch auf eine spontane Eingebung. Sein Problem im Moment waren seine Eltern, mit denen sie den zweiten Weihnachtsfeiertag verbringen wollten. 

Lucius war im Laufe der Jahre tatsächlich mit Hermine warm geworden und auch wenn er noch eine gewisse Distanz zu Rain hielt, war er bei Leo voll in der Großvaterrolle drin. Stundenlang spielte er mit ihm und las ihm vor. Narzissa hingegen hatte zunehmend einen Narren an ihrer Enkeltochter gefressen und so verlangt, dass sie Rain und Leo am siebenundzwanzigsten Dezember für sich allein haben durften. Draco und Hermine konnten dann ja auf ein Date gehen, oder so, hatte sie gesagt. Ja, haha. 

Wie auch immer, das löste nicht Dracos Geschenkproblem. Er betrat einen Buchladen, in dem sein Vater gerne einkaufte. Die Verkäuferinnen kannten ihn mittlerweile gut und so lohnte es sich immer, nach einer Empfehlung zu fragen. Einfacher als gedacht löste Draco eines seiner Probleme also mit einem Buch über Philosophen in der Zeit der Koboldkriege. 

Als er weiterschlenderte, fielen ihm in einem Schmuckladen ein paar Ohrringe auf, die seiner Mutter gefallen würden. 

Schließlich sah er auf die Uhr und beschloss, statt zu apparieren, zu Leos Kindergarten zu laufen, wo er ihn nachher abholen würde. Auf Wunsch eines einzelnen Herrn würde er ihn dann zu seinen Eltern bringen, die angeboten hatten, über Nacht auf ihn aufzupassen, und ihn am nächsten Tag in den Kindergarten zu bringen. Das Angebot war zwar ungewöhnlich, aber Draco dachte sich nichts weiter. Er freute sich auf die Aussicht, morgen früh ausschlafen zu können. Sein erster Termin war erst um elf. 

Ach, er freute sich auf seinen wohlverdienten Urlaub, den er ab Samstag für die darauffolgende Woche genommen hatte. Freitagabend würde Rain mit dem Zug ankommen, Sonntag war Weihnachten und dann hatte er eine ganze Woche Zeit für seine Familie. Ob Hermine auch Urlaub hatte? Darüber hatten sie noch gar nicht gesprochen. Die letzten Jahre hatte sie es immer so gemacht. Letztes Weihnachten war sowieso die beste Zeit, die sie als Familie zuletzt gehabt hatten. Kurz vorher waren die Kürzungen bekannt geworden und im Januar war das alles dann Realität geworden. 

Er erreichte die Kita, sammelte Leo schnell ein und nutzte dann ein öffentliches  Flohnetzwerk, um ihn, pünktlich 18:00 Uhr bei seinen Eltern abzugeben. Ein letztes Mal ging er mit seiner Mutter den Plan für Weihnachten durch, bevor er nach Hause apparierte.


Schon bevor er das Haus betrat, spürte er, dass etwas anders war, als sonst. Häuser, in denen niemand war fühlten sich anders an, als wenn jemand zuhause war. Und er kannte ihr Haus wirklich gut im ersten Zustand. Im zweiten jedoch hatte er es lange nicht mehr aufgefunden, wenn er nach Hause kam.

Etwas misstrauisch schloss er die Tür auf und betrat den Flur. Es war dunkel, aber von irgendwo ertönte leise Musik. Er spitzte die Ohren und erkannte überrascht, dass es eine Band war, die er tatsächlich mochte. Hermines und sein Musikgeschmack war doch recht unterschiedlich und er hatte nicht gewusst, dass sie diese Musik kannte, geschweige denn mochte. Noch immer unsicher betrat er die Küche, durch die man musste, um ins Wohnzimmer zu gelangen. Die Musik wurde lauter.

Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, darin flackerte ein gedämpftes Licht. Es wirkte fast wie Kerzenschein. Vorsichtig betrat er den Raum.

Es waren tatsächlich Kerzen. Sie standen im ganzen Raum verteilt, hingen sogar unter der Decke, ein bisschen wie in Hogwarts. Es roch wunderbar, auf dem gedeckten Tisch stand vorbereitet sein Lieblingsessen.

Völlig überfordert mit der Situation sah er sich ungläubig im Raum um und nahm jetzt auch Hermine wahr, die über eine niedrige Kommode gebeugt stand und die letzten Kerzen anzündete. Per Hand, ohne Magie.

Eine Welle der Zuneigung durchfuhr Draco, als er sie dabei beobachtete. Das hier, diese entspannte Frau, die einfache Dinge wie ein Muggel tat, die sich die Zeit nahm, jede Kerze einzeln zu entzünden. Die ihn noch nicht bemerkt hatte. Das war die Frau, die er liebte und die er das letzte Jahr über vermisst hatte.

Jetzt richtete sie sich auf, ihr Blick fuhr über die Kommode und die umliegenden Regale, als wolle sie prüfen, dass sie auch keine Kerze vergessen hatte. Draco konnte sich bildlich vorstellen, wie sie sich gerade auf die Unterlippe biss.

"Hallo, Liebling.", sagte er leise, um sie nicht zu erschrecken. "Ich bin zu Hause."

Sie erschrak natürlich trotzdem und fuhr herum.

"Draco!", meinte sie überrascht. Dann kehrte die Nervosität in ihre Stimme zurück. "Hi."

"Hi." Er musste lächeln. Sein Blick durchstreifte den Raum. "Habe ich etwas wichtiges vergessen?", fragte er, als ob er nicht in Gedanken allen möglichen Daten durchgegangen war, seit er das Haus betreten hatte. Sie schüttelte den Kopf.

"Wir müssen reden.", sagte sie. "Und ich wollte deutlich machen, dass ich möchte, dass sich in unserer Beziehung etwas verändert. Zum Positiven. Und dass ich bereit bin, wieder mehr dafür zu geben. Und dass es mir leid tut, dass ich so wenig da war in letzter Zeit." Sie sah zu Boden.

"Du hast recht.", meinte er nach einer längeren Stille. "Wir müssen wirklich reden." Er räusperte sich kurz.

"Wollen wir...erst essen? Sonst wird es kalt.", schlug Hermine vor, scheinbar ruhig, aber Draco kannte sie zu gut um nicht zu wissen, dass sie nervös war. Er verkniff sich einen Kommentar darüber, dass sie Magier waren. Essen wurde nie kalt. Er nickte.

Sie setzten sich und begannen zu essen. Draco machte Hermine ein Kompliment für die Zubereitung, das sie rotwerdend annahm. Bis auf diesen kurzen Kommentar jedoch blieb es still. Dann brach Hermine plötzlich das Schweigen: 

"Ich habe gekündigt."



So, ich hoffe wieder auf viele Spekulationen, ich habe mich im letzten Kapitel ungemein darüber gefreut! Das Kapitel hat euch vermutlich noch nicht die Antworten gebracht, die ich euch wünscht, aber das ist ja der Sinn eines Spannungsbogens... zumindest wissen wir jetzt, dass Hermine sich nicht von Draco trennen will. Wobei sie ein arg schlechtes Gewissen wegen irgendetwas zu haben scheint, meint ihr nicht?

Und was haltet ihr davon, dass sie jetzt einfach so ihren Job gekündigt hat? 

Rain II - Life goes onKde žijí příběhy. Začni objevovat