38| Unexpected

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Kapitel 38
Unexpected
[Shawn Peter Raul Mendes]

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Ich seufze, als ich ihre Antwort lese. Irgendwie macht mir das Ganze Sorgen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Was ist, wenn ihr etwas Schlimmes passiert ist? Was ist, wenn sie Hilfe braucht? Und ich bin nicht da. Ich bin nicht bei ihr. Zu gerne würde ich sie in meinen Armen halten und ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Doch ich kann ihr nicht helfen. Verdammt, ich kenne sie ja nicht einmal. Wütend schlage ich auf den Boxsack vor mir ein.

"Woah, alles okay?", fragt mich Brian, der mit mir ins Fitnessstudio gekommen ist, auf einmal.

"Alles", sage ich und lande einen kraftvollen Schlag in die Mitte des Boxsackes, "Bestens"

Mit zusammengekniffenen Zähnen arbeite ich meine Wut ab. Immer und immer wieder sage ich mir, dass ich sie nicht wirklich kenne. Aber es hilft nichts. Trotzdem ist da diese Wut auf mich selbst, auf das Universum, dass ich nicht da bin.

Bei ihr bin.

Was auch immer passiert ist, ich will, dass es ihr gut geht.

Vielleicht steigere ich mich zu sehr in etwas hinein, aber das ist mir egal.

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Kapitel 38

Unexpected

[Melody Rose Morgan]

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Sie beobachten mich alle. Jeden Schritt, den ich gehe. Jedes Mal, wenn ich auch nur mit den Wimpern zucke, sind sie da. Das bilde ich mir ein.

Alles nur in meinem Kopf, sie wissen ja gar nichts davon. Unsicher laufe ich durch den Schulflur. Kat rechts von mir und Logan links.

Kat, ich muss ihr sagen, was mir passiert ist. Ich muss erzählen, was ihr Freund mir angetan hat. Beziehungsweise, was er mir antun wollte. Leise atme ich aus und wieder ein. Ich habe das Gefühl kaum Luft zubekommen. Wieso kann ich das Alles nicht vergessen? Ich wollte doch nach vorne schauen.

"Kommst du vielleicht doch mit Luisa und mir auf das Konzert?", fragt mich nun Kat und sieht mich aus ihren braunen Augen an.

Ich sehe sie verwirrt an.

"Mh?", frage ich und sehe sie abwartend an. Sie seufzt.

"Ich habe gefragt, ob du nicht doch mit mir und Luisa auf das Konzert gehen möchtest. Ich habe geguckt und es gibt noch Karten. Da habe ich gleich eine für dich gekauft", erklärt sie genervt, aber dennoch aufgeregt.

"Welches Konzert?", frage ich, nun nicht mehr abwesend.

"Das Shawn Mendes Konzert. Was ist denn los mit dir?", fragt sie nun und sieht mich misstrauisch an. Ich zucke mit den Schultern. So, als ob ich nicht wüsste, was los ist. So, als wäre alles okay.

"Also?", wendet nun Logan ein, als wir an unseren Spinden ankommen.

"Vielleicht", sage ich wieder abwesend.

"Moment Mal. Du sagst vielleicht?", hakt meine beste Freundin nach. Ich sehe sie an. Melody, wach auf.

"Ja, aber das heißt nicht ja", sage ich und grinse.

"Da ist ja wieder die normale Melody Rose Morgan", antwortet Kat darauf. Ein Grinsen schmiegt sich um meine Lippen.

"Aber es heißt auch nicht nein!", fügt Logan dann noch mit erhobenen Finger hinzu.

"Jaaa, da hast du auch wieder recht", stimme ich ihm zu. Vielleicht sollte ich dort hingehen. Spaß haben. Es muss ja nicht sein, dass dieser Shawn Mendes genauso schlecht ist wie alle anderen Pop Musiker.

Dennoch mache ich keine Anstalten diese Entscheidung mit meinen Freunden zu teilen. Ich würde damit herausplatzen, wenn sie nicht damit rechnen. Es macht dann umso mehr Spaß, ihre verwunderten Gesichter zusehen.

"Was habt ihr jetzt?", frage ich die Beiden dann und sehe sie an.

"Mathe", antwortet Logan und zieht eine Grimasse. Kat nickt demotiviert.

"Ich auch. Fuck my life", seufzt sie und zieht ihr Mathe Buch aus dem Spind.

"Wozu, sag mir WOZU muss man Kurven diskutieren können. Das braucht man doch nie wieder!", ereifert sich Logan nun.

"Zjaaaa also ich habe jetzt Musik", gebe ich von mir und grinse.

"Wir hassen dich", sagen Beide gleichzeitig. Ich schüttele tadelnd meinen Kopf.

"Das ist aber nicht sehr nett!", sage ich dann und nehme mein Skateboard, welches ich unter meinem Arm getragen habe, und steige drauf.

"Bis dann!", sage ich, während ich meinen Kopf nach hinten wende und füge dann noch hinzu; "Und viel Spaß bei Mathe!"

Dann fahre ich los, während ich wieder nach vorne sehe. Ja, ich kann es einfach nicht lassen, mit meinem Skateboard durch die Schule zu fahren, auch wenn das so ziemlich jeden Lehrer anpisst und sie mich am liebsten höchst persönlich von meinem Skatboard holen wollen.

Mit meiner rechten Hand streiche ich meine blonden Haare aus dem Gesicht und kneife meinen Augen zusammen, als ich nach dem Raum suche, indem ich Unterricht habe. Angekommen, steige ich schnell von meinem Board ab und betrete den kleinen Klassenraum, mit den ganzen Instrumenten.

Er ist so vollgestopft, dass ich mich jedes Mal, wenn ich diesen Raum betrete, total eingeengt fühle.

"Buh!", höre ich auf einmal jemanden von hinten sagen und mich an die Schultern fassen, welche ich schreckartig hochziehe.

"Was soll das denn?", frage ich denjenigen, der hinter mir steht und drehe mich um.

"Nichts", zuckt Jayden mit den Schultern und sieht mich grinsend an. Nach einer Weile muss ich dann doch lächeln, auch wenn ich ein wenig angepisst war.

"Soso, nichts?", frage ich ihn und ziehe meine Augenbrauen in die Höhe.

"Wie geht es dir?", fragt mich Jayden nun, ungeachtet dessen, was ich zuvor gesagt habe. Er sieht mich etwas besorgt an und bewegt sich dann langsam in Richtung des Platzes, der neben meinem liegt. Ich setze mich hin, während Jayden sein Zeug neben mich legt.

"Gut. Ich meine ...ich bin immer noch durcheinander, aber eigentlich gut", nuschele ich dann.

"Hey...Wenn du reden willst, dann sag einfach Bescheid, ja?", sagt Jayden dann und lässt sich geräuschvoll auf den Platz neben mich fallen. Ich nicke mit meinem Kopf und sehe ihn an. Seine schwarzen Haare sind hochgegelt, sehen aber trotzdem unordentlich aus. Seine grünen Augen ruhen immer noch auf mir.

"Hast du heute eigentlich Zeit?", fragt er mich dann. Ohne zu wissen, was ich tue, nicke ich.

"Wieso?", frage ich dann, als ob es nicht offensichtlich wäre. Er grinst etwas und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

"Hast du schon Mal Paintball gespielt?", fragt er mich dann unerwarteter Weise. Ich schüttele meinen Kopf.

"Dann musst du es unbedingt Mal spielen. Komm heute nach der Schule einfach an den Steg", sagt er dann. Schon wieder nicke ich mit meinem Kopf. Was ist denn los mit mir? Ich schätze mal, das Ganze was am Freitag passiert ist, hat mir Jayden irgendwie nähegebracht.

"Willst du etwa mit mir Paintball spielen?", hake ich nach und grinse.

"So sieht es wohl aus!", antwortet dieser. Immer noch grinsend, hole ich mein Zeug heraus und richte meinen Blick wieder auf die Tafel, obwohl der Lehrer noch gar nicht da ist.

unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt