Kapitel 3

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Hermine war Professor McGonagall gefolgt und stand im Gemeinschaftssaal der Achtklässler. Sie war erfreut, zu sehen, dass er eigentlich genau so aussah, wie der Gryffindor-Turm. Der einzige Unterschied war, dass nicht alles in gold und rot gehalten war, sondern dass alles bunt eingerichtet war, wahrscheinlich weil aus jedem Haus Schüler in ihm leben sollten. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte, machte sie sich auf den Weg zu den Schlafsälen, sie war gespannt, mit wem sie in ein Zimmer ziehen würde. "Vielleicht mit Hannah Abbott, dem netten, schüchternen Mädchen aus Hufflepuff?", fragte Hermine sich nachdenklich. Es kam jedoch ganz anders als gedacht. Hermine entfuhr ein leiser Entsetzensschrei, als sie die Namen auf der Tür ganz links las. "Hermine Granger und Lavender Brown". "Aber Lavender ist doch gar nicht hier?", Hermine konnte es nicht fassen, sie sollte ausgerechnet mit der Ex-Freundin ihres derzeitigen Freundes gemeinsam in einem Zimmer schlafen? "Hoffentlich erwürgt sie mich nicht im Schlaf", dachte Hermine zornig. Schnell stieg sie die Treppe herab und erwischte gerade noch rechtzeitig Professor McGonagall, die gerade im Begriff gewesen war, den Gemeinschaftssaal zu verlassen. "Professor, ich bin etwas verwirrt über die Raumaufteilung, da ich mit Lavender zusammen wohnen soll. Sie ist doch gar nicht hier?" "Miss Granger", sagte Professor McGonagall ruhig, aber Hermine konnte eine leichte Genervtheit erkennen, "Miss Brown wird morgen eintreffen, sie hat noch eine private Verpflichtung, die nicht verschoben werden kann." Hermine ließ den Kopf hängen:"Oh, na gut, danke für Ihre Auskunft.", murmelte sie und ging in ihr Zimmer. 

Sie schmiss ihren Koffer auf das große Himmelbett, öffnete ihn und begann, ihre Kleider auf Kleiderbügel zu hängen, die sie in den Schrank hing. Als sie fertig war, konnte sie ihre gesamten Bücher aus dem Koffer holen, die nur hereingepasst hatten, weil sie ihn magisch vergrößert hatte. Sie hatte nicht nur Schulbücher mitgenommen. Neben dem Expertenband für alte Runen lagen auch einige Muggelbücher und natürlich "Die Geschichte Hogwarts", das Hermine immer dann las, wenn sie traurig war oder es ihr schlecht ging. Das war momentan auch der Fall. Ganz ohne Ron, Harry und Ginny fühlte sie sich einsam und allein gelassen. Außerdem setzte es ihr  zu, wieder in demselben Schloss zu sein, in dem so viele ihrer Freunde gestorben waren. Aus diesem Grund nahm sie, nachdem sie alle übrigen Bücher unter ihrem Bett verstaut hatte, ihr Lieblingsstück und stieg die Treppe herunter in den Gemeinschaftssaal und ließ sich dort auf einen großen, roten Sessel fallen. 

Nach einiger Zeit, Hermine konnte nicht genau sagen, wie lange sie schon dort saß, so versunken war sie in ihr Buch, bemerkte sie, wie sich leise eine Tür öffnete und jemand langsam die Treppenstufen zum Gemeinschaftssaal herunter stieg. Sie erkannte Malfoy, der sich im Schlafanzug auf die letzte Stufe setzte. Er hatte sie offensichtlich nicht bemerkt, sonst würde er wieder seine kalte Maske aufsetzen, durch die man keinerlei Emotionen erkennen konnte. Doch das tat er nicht. Sie sah, wie er sich fast schon verzweifelt durch die Haare fuhr, sein Gesicht in seine Hände legte und leise anfing, zu schluchzen. Hermine wagte es nicht, sich zu bewegen oder gar zu atmen, was würde er nur denken, wenn er sah, dass sie ihn beobachtete? Trotz allem konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Sie hatte nicht gewusst, dass dieser Widerling so eine sanfte Seite besaß. Hermine schaute sich den jungen Mann, den sie schon seit Ewigkeiten kannte und verachtete genau an. Dann sah er plötzlich hoch und fing direkt ihren Blick auf.

Geschockt sah er sie an:"Wie lange starrst du mich schon so an Granger? Was hast du gesehen? Wenn du jemandem davon erzählst, dann...", er schrie fast. "Es tut mir leid", stammelte sie, "Natürlich rede ich mit niemandem darüber, aber was ist nur mit dir los?" "Du bist wirklich die aller Letzte, der ich das erzählen würde. Lass mich einfach in Ruhe und kümmere dich um deinen eigenen Kram", er drehte sich um und ließ Hermine allein zurück. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht bemerkbar gemacht hatte und deswegen seinen emotionalen Zusammenbruch miterlebt hatte. Ihn so zu sehen, hatte sie nicht erwartet. "Was nur in ihn gefahren war?", fragte sie sich. Nie zuvor hatte sie ihren Mitschüler, der immer so undurchdringbar schien, so am Boden zerstört gesehen. So am Boden zerstört, dass sie schon fast Mitleid mit ihm gehabt hätte, wenn er nicht Malfoy gewesen wäre.

Sie löschte die Kerzen im Gemeinschaftssaal und schlich leise in ihr Zimmer. Das Mädchen hatte das Bedürfnis, mit jemandem über die Geschehnisse zu reden, aber sie wusste nicht mit wem. Außerdem hatte sie Malfoy versprochen, den Mund zu halten und aus irgendeinem Grund wollte sie sich auch daran halten. Wenn er sie so gesehen hätte, hätte sie wohl auch so reagiert. Traurig zog sie sich um und versuchte zu schlafen, um die letzte Nacht allein in ihrem Zimmer noch genießen zu können, bis Lavender am nächsten Tag auftauchen würde.

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