Kapitel 25

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Als Hermine am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie an nichts anderes mehr denken als an die letzte Nacht. Die letzten Stunden gehörten auf jeden Fall zu den schönsten ihres Lebens. Sie spulte die Nacht immer wieder vor ihrem inneren Auge ab, spürte Dracos Hände auf ihrem Körper, roch seine Haare und sah seine Augen. Hermine schlug die Augen auf und bemerkte verwirrt, dass außer ihr niemand sonst in ihrem Bett lag. Draco war weg. Er hatte sie wieder allein gelassen, genau wie vor einigen Wochen in der Bibliothek. „Was ist nur mit diesem Kerl los?", fragte sie sich wütend. „Wir haben eine tolle Nacht verbracht – was rede ich da? Es war eine absolut großartige Nacht. Jetzt ist er auf einmal wieder weg. Tut mir leid, das verstehe ich nicht", Hermine war einerseits unheimlich wütend, weil der Kerl, den sie liebte, sie wieder aus Angst oder aus welchem Grund auch immer allein gelassen hatte, auf der anderen Seite fragte sie sich aber auch, ob sie etwas falsch gemacht hatte. War sie zu schlecht gewesen? Hatte er dabei nicht dasselbe empfunden wie sie? Gestern Nacht hatte er gesagt, dass seine Gefühle für sie nicht der Grund dafür waren, dass er sich von ihr fernhalten wollte. Hermines Herz hüpfte bei dem Gedanken, dass Draco vielleicht dasselbe für sie fühlte wie sie für ihn. „Wenn es nicht darum geht, muss es doch einen anderen Grund geben, weshalb er sich immer wieder von mir zurück zieht und Abstand von mir hält. Ich muss mit ihm darüber reden, so kann es doch nicht weitergehen", dachte Hermine. Sie zermarterte sich noch stundenlang den Kopf, wie sie am besten an Draco herankommen konnte und wie sie ihm am besten die Gründe für sein Verhalten entlocken konnte, bis sie sich irgendwann zum Mittagessen aufmachte – das Frühstück hatte sie bereits verschlafen.

Hermine begegnete Draco weder beim Mittag- noch beim Abendessen. Sie dachte, dass er womöglich nach Hogsmeade gegangen war, um ihr so sicher wie möglich aus dem Weg zu gehen. Wie nach dem Vorfall in der Bibliothek setzte sie sich nach dem Abendessen auf einen der roten Sessel vor dem Kamin im Gemeinschaftssaal der Achtklässler. Dieses Mal würde sie nicht einschlafen, dieses Mal würde sie es bemerken, wenn er versuchen würde, sich an ihr vorbei zu schleichen. Mehrere Stunden vergingen und es kamen nur Lavender, Marietta und Neville in den Gemeinschaftssaal. Während Lavender und Marietta sich darüber lustig machten, wie hinüber Hermine am Vorabend gewesen war, erkundigte sich Neville über ihr Wohlergehen und ging dann nach oben in sein Zimmer. „Wenn Marietta wüsste, was zwischen ihrem Begleiter und mir gestern noch vorgefallen ist, würde sie nicht länger so hämisch grinsen und sich über mich lustig machen", dachte Hermine einerseits sauer andererseits zufrieden und auch etwas schadenfroh. Sollte die Sache mit ihr und Draco funktionieren, würde sie nicht nur eine glückliche Beziehung mit dem Mann, den sie liebte, führen, sondern konnte der Verräterin auch noch eins auswischen. „Zwei Fliegen mit einer Klappe", dachte Hermine und lächelte.

Draco kam erst kurz vor Mitternacht durch die Tür und bemerkte entsetzt, dass Hermine nur auf ihn gewartet hatte und im Gegensatz zum letzten Mal Anfang September noch wach war. „Draco, setz dich bitte zu mir", sagte Hermine und zeigte auf den grünen Sessel, der neben dem ihren stand. Draco gehorchte und nahm neben ihr Platz. „Ich wollte den ganzen Tag mit dir über letzte Nacht reden", sagte sie, doch Draco unterbrach sie: „Hermine, es tut mir wirklich leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Das Ganze wird sich nicht wiederholen..." „Was redest du da? Was ist denn, wenn ich will, dass es sich wiederholt? Was ist, wenn ich will, dass es noch öfter passiert? Was ist, wenn ich mir eine Beziehung mit dir wünsche?", Hermine sprach sich in Rage. „Hermine, bitte hör mir zu..", stammelte Draco, doch Hermine ließ ihn nicht antworten. „Nein, du hörst mir zu. Gestern war die schönste Nacht meines Lebens und ich will nicht, dass du die Erinnerung daran zerstörst, indem du jetzt wieder wegrennst und mich allein lässt. Mach sie bitte nicht kaputt Draco. Du hast gestern Nacht zu mir gesagt, dass dein Abstandhalten zu mir nichts mit deinen Gefühlen für mich zu tun hat. Was ist dann das Problem? Was auch immer in dir vorgeht, wenn du nicht mit mir darüber redest, kann ich dir nicht helfen. Aber ich möchte dir helfen, weil ich, weil ich", Hermine kamen die Tränen. „Sprich nicht weiter, sag es nicht", Draco schrie fast und schaute Hermine aus traurigen Augen an. „Solange du es nicht laut sagst, kann ich weiterhin so tun, als würde nur ich etwas für dich empfinden und müsste die Gefühle einfach abstellen, um dich nicht weiter damit zu behelligen. Du weißt nicht, wie sehr ich mir wünsche, dass du es laut aussprichst. Aber selbst, wenn wir beide dasselbe füreinander empfinden, kann das mit uns nicht hinhauen. Bitte sei mir nicht böse, Hermine", Draco stand auf, sah zu Hermine hinunter und wischte zärtlich eine Träne von ihrer Wange. Bevor sie ihm widersprechen konnte, war er wieder verschwunden. Was war nur mit ihm los..?

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