Kapitel 15

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Mir war so komisch. Die Zweifel waren immer noch vorhanden und nagten an mir herum. Aber da war noch was anderes. Am liebsten hätte ich die ganze Halle evakuiert. Ich riss mich aber zusammen und schob dieses Dringlichkeitsgefühl einfach auf die Aufregung. Nael stand schon dort und wartete ebenfalls auf mein Erscheinen. Als er mich erspähte, bekam er ganz große Augen.

(Nael)Nie hätte ich gedacht, das sie so, so...königlich daher schreiten konnte. Ihre Optik war mir ja bekannt, doch ihr Dress und ihre Körpersprache ließen gar keine andere Schlussfolgerung zu. Sie war dazu bestimmt Königin zu werden. Meine war sie ja bereits.

Durch meinen Geist wehte der Gedanke: „Ja, das ist meine Königin." Das wunderte mich, denn die Verschmelzung des Geistes hatte ja noch gar nicht stattgefunden. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Da standen wir nun in dieser Mega-Marmor-Halle mit schwarzen Wänden und weißem Fußboden. Von der Ansprache des Königs bekam ich nur Blabla mit. Ich besah mir lieber den Fußboden, in den in kunstvollen Ornamenten die zwölf Monde – besser gesagt Abbilder davon – eingearbeitet waren. Nael stieß mich sacht mit dem Ellenbogen an. Fragend sah ich ihn an. Doch statt Nael antwortete der König.

„Es mag wohl der Nervosität geschuldet sein." Alle lachten. „Ich wiederhole die Frage noch einmal: An welcher Stelle soll deine Tätowierung angebracht werden?" Er lachte mich liebevoll an.

Offensichtlich hatte ich wohl etwas gepennt. Typisch ich. Ich räusperte mich. „Ich möchte meine Tätowierung gerne in den Nacken haben." Es sprudelte nur so aus mir heraus: „Weil ich meinen Kopf gerne für meine Familie und meinen Planeten einsetzen und hinhalten möchte." Ja, diese Aussage entsprach der Wahrheit. In nur einer Woche hatte ich alles gut kennen und lieben gelernt.

Der kleine, pummelige König zog erstaunt die Augenbrauen hoch und lächelte dann wieder: „So soll es sein." Ein kleiner Roboter schwebte heran. Während ich meine Haare festhielt, brachte er völlig schmerzlos die Tätowierung in meinem Nacken an. Zumindest versuchte er es.

Irgendwelche atmosphärischen Störungen ließen ihn ins Trudeln bringen, so dass meine Tätowierung etwas nach rechts und etwas tiefer rutschte als geplant. Der König entschuldigte sich für diese technische Panne, man könne diese im Nachhinein noch beheben. Aber mir war das egal. Mir trat gerade der kalte Schweiß auf die Stirn und ich bekam rasende Kopfschmerzen. Nicht patzen, einfach ignorieren. Es sollte ja gleich alles vorbei sein. Ich hatte das dringende Bedürfnis mich vor Schmerz zu krümmen, gab ihm aber nicht nach. Was war das bloß?

„So, ihr zwei. Nun tretet bitte in die Mitte dieses Kreises, legt die Stirn und die Hände aneinander und gebt euch der Verschmelzung des Geistes hin. Sodann seid ihr nach unseren Mooner-Traditionen als Eheleute anerkannt." Der König trat zurück, wir taten, wie er uns gesagt hatte, und ein blauer Energiestrahl schoss aus der Kuppel der Halle und umhüllte uns. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann trafen erste Gedanken von Nael bei mir ein.

(Ribanna) Wie das wars schon?

(Nael) Noch nicht ganz, aber fast. Wir müssen warten bis der Energiestrahl versiegt. Erst dann sind wir verheiratet.

(Ribanna) Nael, du hast gar nicht deine Lippen bewegt!

(Nael) Muss ich auch nicht, ist ja Sinn und Zweck des Ganzen.

Er lächelte mich an und ich verstand. So funktionierte das also. Ich spürte etwas Komisches an den Füßen, ein zartes Beben und ich fragte mich, ob das normal so war.

(Nael) Nein, ist es nicht.

(Ribanna) Du spürst es also auch? 

Er nickte.

Das Beben verstärkte sich und erfasste schnell auch das Gebäude. Kleine abgeplatzte Marmor-Stücken fielen von der Decke. Der blaue Strahl flackerte und nahm eine andere Farbe an. Der König schubste uns aus dem Strahl. „Eure Trauung muss unterbrochen werden. Hier stimmt was nicht. Ihr solltet gehen, bringt euch in Sicherheit." Just in dem Moment, als er den Satz beendet hatte, brach etwas durch die Decke, ein Raumschiff. Ein sehr starkes Beben ging damit einher, das mich von den Füßen holte und mich auf den König fallen ließ. Schmerz durchfuhr mich.

Das Schiff scannte die Halle, mehrmals mich und den darunter liegenden König. Dann begann es damit mit einem Transporterstrahl Menschen einzusammeln – Bräutigame. Das heißt, zuerst die Bräutigame, dann die führenden Personen, wie Sky. Als es die Halle wieder verließ, bröckelte ein etwas größeres Stück aus der Decke und fiel auf mich. Hätte ich doch mal die Halle evakuiert. Ich verlor das Bewusstsein.

Twelve MoonsWhere stories live. Discover now