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Ich startete den Wagen. Er war überraschend leise, im Gegenteil zu meiner eigenen Kiste.
Schnell schüttele ich diese unnötigen Gedanken wieder ab und konzentrierte mich aufs Ausparken.
Das Auto stand direkt mit der Nase zur Straße, was mir die ganze Aktion um einiges leichter machte.
Im Stillen bedankte ich bei meiner Mom und fuhr los.

"Whoah!"
Das Pedal ließ sich hier ziemlich leicht durchdrücken. Erschrocken hob ich meinen Fuß an und fuhr ein wenig langsamer weiter.
Ein schneller Blick auf die kleine Digitaluhr verriet mir, das es erst Zehn nach Sechs war.

Perfekt.

Ich fuhr locker zehn Minuten, bis ich in die Gegend von Josh kam.
Dann waren es keine Fünf mehr und ich befand mich schon so gut wie am Land. Gerade bewunderte ich die hoch gewachsenen Bäume einer Allee, als mich das Navi anwies einmal scharf links abzubiegen.
Ohne zu überlegen nahm ich diese Meldung etwas zu wortwörtlich und riss das Lenkrad mit voller Wucht nach links.
Erschrocken trat ich auf die Bremse ,worauf das Auto abrupt stehen blieb und ich nach vorne knallte. "Scheiße", fluchte ich.

Als ich nach einer Minute wieder zu mir kam und aufschaute bemerkte ich, dass sich die Sonne gerade ihren Weg nach oben bahnte. Es herrschte trotzdem ein ziemlicher Wind und der Himmel trug viele Wolken.
Ich beschloss das Auto hier stehen zu lassen, da ich die Klippen schon sehen konnte und mir jetzt wirklich nicht mehr nach Fahren war.
Nach dem Aussteigen erkannte ich mit Erleichterung auch Josh's großen Pickup weiter vorne stehen.
Es war fast sieben.
Aufgeregt und voller Sorge klappte ich endlich die Tür zu und rannte los.
Bei Josh's Wagen, der jetzt wieder hellblau erschien machte ich abrupt halt. Ich war schon einige Meter gelaufen, als ich zurückblickte.
Ich warf einige Blicke durch die Fenster und umging das Auto mit schnellen Schritten.
"Josh? Josh bist du da drinnen?"
Keine Antwort.
Ich versuchte die Tür zu öffnen, was zum Glück auch klappte.
Drinnen fand ich alles so vor wie immer. Ich wollte mich versichern, dass Josh nicht vielleicht schon auf der Rückbank schlief.
Jedoch war das nicht so.
Kein Josh.

Geängstigt vor dem, was ich vermutete schmiss ich die Türen wieder zu und rannte, viel schneller als je zuvor, auf die lange Grasfläche zu.
Sie war bewachsen mit Heidekraut und duftete sogar ein wenig.

"Josh?"
Ich wiederholte mich.
"Jooosh?!!"
So laut wie möglich kämpfte ich gegen den peitschenden Wind an und sag mich hektisch um.
Immer noch rannte ich wie ein Irrer nach vorne, bis mir schließlich total schwindelig wurde.

Ich machte ein kurze Pause. Stützte meine Hände in den Knien ab und atmete tief durch.
Ich drehte meinen Kopf nach links und glaubte einen Umriss sehen zu können.
Nach Luft schnappend wiederholte ich meinen Ruf.
"Josh? Josh bist du das??"
Jetzt richtete sich der Umriss auf.

Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich die Gestalt meines Freundes erkannte.
Ich sah, wie er den Kopf schief legte, worauf ich auf ihn zustürmte.
"Tyl-?"
Ich überrumpelte ihn, wäre beinahe auf ihn draufgesprungen vor Erleichterung.
So fest wie lange nicht mehr umarmte ich meinen Freund.
Zuerst ließ sich Josh hängen, bis er die Umarmung plötzlich genauso fest erwiderte.
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, wobei ich eigentlich größer als Josh war. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen, die zeigten, wie wichtig mir mein Freund war...
Unglaublich wichtig.



"Du wärst doch nicht gesprungen, oder?"
Josh befreite sich aus meiner Umarmung und schaute mich entsetzt an.

"Wie kommst du bitte darauf?"
Ich schüttelte verwirrt ümeinen Kopf.
"D-du hattest nichts vor? Also nicht das?" Josh wendete seine Augen ab.
"Nein. Tyler nein. Wie kommst du auf sowas?", fragte er schon fast ängstlich.
"I-Ich weiß nicht", sagte ich benommen. "Ich hatte das Gefühl, du könntest ein Problem haben. Eigentlich-"
"Eigentlich was? Wie wusstest du überhaupt wo ich bin? Hast du mir mal beim Schlafen einen Chip in den Arsch gesteckt oder was?!"
"Äh - nein. Ich..."
Ich war völlig perplex über Josh's Reaktion. Eigentlich hatte ich mir furchtbare  Sorgen gemacht. Ich war mir so sicher gewesen, es wäre mehr passiert wenn ich nicht hier gewesen wäre.
"Wie auch immer, es ist nicht wichtig wie ich dich gefunden habe. Ich habe mir Sorgen gemacht, ich war völlig bleich und habe gezittert!"
Josh starrte durch mich hindurch.
"Ich habe beim Anruf gehört, dass etwas nicht ok war. Ich habe versucht dich anzurufen, sogar mehrmals.
Ich habe sogar das Auto meiner Mutter gestohlen", ich setzte das Wort 'gestohlen' unter Anführungszeichen, "sogar beim Fahren hab ich nochmal versucht dich zu erreichen!"
"Sorry... Mein Handy war leer."
"Oh nein, das war es nicht und das weißt du!"
Josh schaute zu Boden.
"Hör zu, wenn du Probleme hast kannst du immer mit mir reden, wie über sonst alles auch."
Ich machte eine kurze Pause.
"Aber wenn du einfach nur mal Nachdenken willst, dann führ dich nicht immer so auf, verdammt. Du kannst mir doch sagen, wenn du mal Platz für dich brauchst. Aber so, wie du mir das immer auf deine Art mitteilen willst, ist es ziemlich, ziemlich beunruhigend."
Josh blickte immer mich zu Boden und scharrte wie ein Kleinkind mit den Füßen herum.
Ich seufzte.
"Hör mal. Ich hatte eine riesen Angst. Bitte erzähl mir das nächste mal einfach, wenn dich was bedrückt."
Endlich sah Josh auf. Seine Augen waren gerötet, es hatten  sich Tränen darin gesammelt.
"Oh Josh", rief ich und zog ihn sofort zu mir. Ich drückte ihn fest an mich.

"Ich wollte dir keine Angst machen",
nuschelte Josh nach einer Weile in meine Jacke hinein. "Du hast recht gehabt, ich möchte wirklich manchmal einfach nur allein sein..."
Ich nickte, innerlich ärgerte ich trotzdem noch über Josh und seine Art.
Er war wirklich nicht leicht!

"Du?", zog ich meine Frage wie ein ungeduldiges Kind extrem lang.
"Hmm?"
"Lass uns doch zusammen nachdenken!"
Mit schrägen Blick schaute Josh mich an. Ich machte meine Augen groß und zog fragend die Augenbrauen hoch.
Ich wusste genau was Josh dachte:

"Das passt ja gar nicht zu ihm"

Da mochte er Recht haben.
Jedoch wollte ich alles tun um sicher zu stellen, dass es meinem Freund gut ging.
Josh gab schließlich nach und sagte mir, ich solle mich hinsetzten.

"Was hast du denn da?"
Mein Blick fiel auf einen alten gelben Rucksack und ein paar komischen Sachen neben ihm, in der hohen Wiese verstreut.
Josh lächelte nur, schaute in die Ferne und nahm meine Hand.
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skedush Ich hab Kopfweh :-D (weil ich diesen halben Part im Auto geschrieben hab, ow shit)

Friend, please (joshler) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt