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"Was ist schon wieder los?"
Josh saß mit dem Kinn auf der Handfläche abgestützt am Tresen meiner Küche.
"Nichts", antwortete ich leise.
Heute machte ich mir erst gar nicht die Mühe, es zumindest zu versuchen und so zu tun als ob nichts gewesen wäre.
Mit einem Teller Nudeln setzte ich mich neben ihn.
Still begann ich zu essen.
Josh musterte mich streng und hörte nicht damit auf.
"Hör mal", sagte er ernst und setzte sich gerade auf. Ich hörte auf zu essen und starrte ängstlich vor mich hin.
"Es ist jetzt schon eine Woche her und ich habe dich nicht zu mir bekommen."
Er klang plötzlich freundlich, was mich mehr als unsicher stimmte.
"Du hast mich nicht einmal geküsst, zumindest nicht ohne Aufforderung."
Geküsst. Dieses Wort ließ mich so heftig zusammenzucken, das Josh mich sofort darauf ansprach.
"Tyler!"
Seine Stimme war nun wieder so tief und bedrohlich, dass ich den Klos in meinem Hals nicht mehr ignorieren konnte. Heftig schluckte ich einmal hinunter, in der Hoffnung er würde weggehen. Doch er blieb. Er blieb und wurde noch unerträglicher.
"Was hast du plötzlich für ein Problem? Ich versuche fast jeden Tag mit dir über diese Sache, die dich anscheinend so furchtbar bedrückt zu reden und alles was du machst ist komplett abzublocken!
Erzähl mir doch einfach warum du so bist! Ich werde dich doch nicht verurteilen!"

"Geht nicht", flüsterte ich nach einer Minute Stille. Meine Augen brannten während ich versuchte die unzähligen Tränen aufzuhalten.
"Und wie das geht."
Jetzt war er wieder sanfter geworden, so wie ich ihn kannte.
Und sie waren deswegen bereits draußen. Alle meine Tränen suchten sich den Weg mein Gesicht hinunter und wollten nicht mehr aufhören.
Nicht nur, das ich heulte wie ein Baby war das Drama, denn jetzt begann ich auch noch laut zu schluchzen.
Ich wusste immer schon, dass ich es ihm früher oder später erzählen musste.
Also versuchte ich mich zu beruhigen. Nahm tief Luft. Machte meinen Mund auf und ließ diesen einzigen Satz über meine Lippen rinnen.
"Brendon hat mich geküsst."
"W-was?"
Josh stütze sich am Tisch ab. Sein Teller fiel damit auf den Boden und zerbrach in zwei Hälften.
Keiner von uns scherte sich darum.

"Ich schwöre dir Josh, ich wollte das nicht. Verdammt, ich wollte es nicht! Er hat sich einfach nach vorne gelehnt und ist in meinem Gesicht gelandet!", schilderte ich mit verheulter Stimme, während ich versuchte ihm in die Augen zu schauen.
Josh jedoch war komplett still.
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Ich erzählte ihm so oft von neu, dass ich das nicht wollte.
Aber er saß nur da und hörte mir scheinbar zu.
Er weinte auch, jedoch sehr leise.

Da ist siehst du es, Yoshi. Es war doch von Anfang an klar, dass diese Sache nicht gut für dich laufen wird. Tyler mag es nicht gewollt haben, aber hat es wohl genossen. Sieh doch mal in den Spiegel!
Tyler kennt dich jetzt gut genug um abschätzen zu können, das du kein einfacher oder überhaupt normaler Typ bist. Wir haben es dir von Anfang an gesagt, Josh Dun - oder sollten wir dich nur gleich noch Versager nennen?

Josh wusste, das seine innere Stimme recht hatte. Sie hatte es immer gut mit ihm gemeint, doch jetzt war es zu spät. Er hatte sich mehr oder weniger selbst das Herz gebrochen!
"Ich hab's die ganze Zeit gewusst", sagte er langsam und kalt.
"Josh, das war nicht meine Schuld!"
Josh reagierte nicht. Die Tränen flossen jetzt nur noch stärker und trotzdem blieb er ruhig wie ein Fels Gebirge sitzen.
"Ich wollte das alles nicht, Josh es tut mir so leid.", flüsterte ich mit bebender Stimme.
"Mir tut das alles auch leid."

Nach all dem was geschehen war, stand Josh immer noch voller Liebe zu mir auf und streifte das letzt Mal meine Hand, bevor er aus der Tür ging und verschwunden war.



.
.
.


   (ACHTUNG: Trigger warning)
Bald musste die  Uhr drei Uhr morgens schlagen. Es war  Mittwoch, aber das störte Josh nicht. Ihm war das alles einfach nur egal.
Er hatte versucht sich in den Schlaf zu weinen, er hatte versucht die Rasierklingen nicht anzugreifen. Doch darin hatte er versagt. Er hatte verdammt nochmal schon wieder versagt.
Zitternd vom weinen setzte er die Klinge zum Gefühlt dreißigsten Mal an und zog sie quer über den Unterarm.
Heute Nacht machte er es fest. Zu fest.
Doch das war ihm egal.
Schließlich hatte er dies ja mehr oder weniger verdient.

Ein kleiner Schmerzenslaut entfuhr ihm. Bei diesen Schnitt begann seine Haut in der Sekunde aufzuquillen. Blut strömte hinaus, zuerst so wie bei den anderen unzähligen Wunden, die er sich heute in vor ein paar Wochen zugefügt hatte.
Obwohl es Josh zufriedenstellte, seinen eigenen Körper, den er so sehr verhasste, leiden zu sehen, begann er sich in der nächsten Minute Sorgen zu machen.
Denn das Bluten hörte nicht auf!
Es quoll wortwörtlich auf dem tiefen, langen Schnitt heraus.
Josh konnte schon einige dunkle Flecken auf seiner Bettwäsche erkennen.
Leise keuchte Josh vor sich hin und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren.
Nach einigen Minuten wurde es jeodch zu viel und er versuchte diesen einzelnen Laut von sich zu geben, den er schon sein ganzen Leben hätte sagen sollen.
"Hilfe!"
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Er wird nicht sterben, ok?
Nicht rumheulen.

Friend, please (joshler) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt