24. Wohnungsbesichtigung

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Hi Leute,
Sorry, dass es so lange gedauert hat... Hier kommt nun endlich das nächste Kapitel :)
Und, jemand morgen bei KK dabei??
LG, FUlia

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Am nächsten Morgen läuft alles wieder ganz normal. Karl ist gestern nicht mehr nach Hause gekommen, aber Felix meint, er hätte eine Nachricht bekommen, dass sein Mitbewohner für die Nacht bei Steffen untergekommen ist.

Also frühstücken Felix und ich alleine, für drei hätte der Rest vom Toastbrot sowieso nicht mehr gereicht.

„Ich treffe mich heute mit den Jungs", sagt Felix zwischen zwei Bissen, „Wir haben noch ein bisschen was zu klären wegen der Tour, die bald startet."

„Ja, okay. Ich treffe mich später auch mit meiner Schwester."

„Soll ich dir meinen Schlüssel geben? Ich weiß nämlich nicht, wann ich wiederkomme, könnte spät werden", erklärt er.

„Das wär super", freue ich mich. „Neele hat morgen Schule, da werden wir wohl nicht so lange wegbleiben."

„Ich bin ja sowieso mit Karl unterwegs. Und der hat ja auch einen Schlüssel. Noch Kaffee?!"

Ich halte ihm meine Tasse hin. „Danke."

Über gestern Abend reden wir nicht mehr. Aber da gibt es schließlich auch nichts zu reden. Es ist ja nichts passiert.

Neele und ich haben spontan beschlossen, ins Freibad zu fahren, da die Temperaturen heute nochmal so richtig in die Höhe geschossen sind. Wir nehmen den Bus und suchen uns auf der Liegewiese einen schönen Platz, etwas abseits von den anderen Badegästen.

Meine Schwester hat mir einen von ihren Bikinis geliehen, weil ich natürlich keinen dabei habe, aber er passt, weil wir fast die gleiche Größe und Figur haben.

Wir reden sehr viel und kommen fast gar nicht dazu, ins Wasser zu gehen.

Die meiste Zeit braten wir in der Sonne und quatschen über alles Mögliche.

Später holen wir noch was zu Essen am Imbissstand und machen uns am frühen Abend auf den Rückweg.

„Und wie ist das jetzt?", fragt Neele mich. Natürlich haben wir auch darüber geredet, dass ich immer noch bei Felix schlafe und mir noch kein Hotelzimmer genommen habe. „Musst du hoffen, dass Felix zu Hause ist oder hast du schon deinen eigenen Schlüssel für eure Wohnung?"

„Das ist nicht unsere Wohnung", sage ich genervt.

Neele zuckt die Schultern. „Bei Chris bist du auch schon nach wenigen Wochen eingezogen."

Da hat sie allerdings Recht. Trotzdem erkläre ich: „Das ist was vollkommen anderes!"

Sie will schon mit dem nächsten Gegenargument ansetzen, als ihr plötzlich ein Gedanke kommt.

„Das heißt also...", sagt sie und zögert die Pause extra lange heraus, wobei sich ihre Mine zu einem breiten Grinsen verzieht. „...dass du einen Schlüssel hast und gerade keiner da ist! Was bedeutet..." Wieder bricht sie ab und sieht mich mit ihren großen Augen an.

Ich weiß schon, was jetzt kommt, deshalb sage ich schnell: „Nein, Neele, kommt nicht in Frage!"

„Ach, bitte, Julie! Bitte, bitte, bitte! Du hast den Schlüssel zu meinem Paradies! Lass mich nur mal einen Blick reinwerfen. Nur ganz kurz, versprochen!"

Doch so einfach lasse ich mich nicht erweichen. „Ich lasse sicherlich nicht irgendwelche Leute in Felix' Wohnung, das ist doch kein Museum! Oder würdest du wollen, dass er deine Sachen durchwühlt?"

Neele schaut mich verzückt an. „Ich hätte nichts dagegen! Oh mein Gott, wenn ich wüsste, dass er in meinem Zimmer war... Ich würde niemals ausziehen!"

„Trotzdem Neele, das geht einfach nicht."

„Nur eine Sekunde! Und auch nur ganz kurz in den Flur, bitte!"

Schließlich einigen wir uns darauf, dass wir nur schnell am Haus vorbeilaufen und Neele sich von außen die Fenster angucken darf. Immerhin gehört das, welches zur Straße zeigt, Felix, also gibt sie sich damit zufrieden.

Als wir eine halbe Stunde später vor dem Haus stehen, hat es meine kleine Schwester doch noch geschafft, mich so lange zu bequatschen und zu betteln, dass ich schließlich die Tür aufschließe, und sie reinlasse.

Ich habe zwar kein gutes Gefühl bei der Sache, aber jeder, der selber eine kleine Schwester hat, weiß, wie schwer es manchmal sein kann, ihr einen Wunsch abzuschlagen.

Als wir in den Wohnungsflur treten, ist Neele im siebten Himmel.

Sie zieht die Luft tief ein, um auch ja keine Eindrücke zu verpassen, wie sie mir schwärmerisch erklärt.

Jeder Gegenstand im Flur, und sei es nur der Garderobenhaken, wird von ihr genauestens betrachtet und einige Sachen berührt sie vorsichtig mit dem Finger.

Ich stöhne. „Neele, jetzt übertreib mal nicht. Felix ist auch nur ein Mensch!"

Sie hört mir nicht zu, sondern geht weiter in den nächsten Raum.

Ich lasse sie die Küche und das Wohnzimmer besichtigen, achte aber darauf, dass das Bad und Karls und Felix' Zimmertüren geschlossen bleiben, um ihnen wenigstens ihre Privatsphäre zu bewahren.

Während sich meine Schwester zuletzt noch fasziniert die kleine Abstellkammer anschaut, hole ich was Kühles zu trinken aus dem Kühlschrank und gieße uns beiden etwas ein.

Neele kommt von ihrem Rundgang wieder und sagt mit verstellter Stimme: „Ja, ich glaube, ich nehme die Wohnung! Wann ist sie bezugsfertig?"

Ich lache und gebe ihr eines der Gläser.

Wir befinden uns erst zehn, höchstens zwanzig, Minuten in der Wohnung, aber wie es der Zufall so will, höre ich genau jetzt einen Schlüssel im Schloss. Und kurz darauf Felix' und Karls Schritte im Wohungsflur.

„Julie?", ruft Felix und steckt dann seinen Kopf zur Küchentür herein.

Neele steht breit grinsend neben mir und ich mache mich schon darauf gefasst, mir irgendeinen guten Grund einfallen lassen zu müssen, warum das so ist.

Doch Felix fragt gar nicht nach. „Oh, hi, du hast Besuch mitgebracht. Hallo, Neele."

Er streckt ihr die Hand hin, doch vor lauter Erstaunen, wahrscheinlich darüber, dass er ihren Namen noch weiß, vergisst sie, diese zu ergreifen.

Sie haucht bloß ein verträumtes „Hi".

„Wir sind sofort wieder weg", sage ich, „wir wollten nur kurz was trinken."

„Macht das", grinst Felix, „ist echt eine Mordshitze da draußen."

Meine Schwester hat währenddessen ihre Sprache wiedergefunden. „Eine tolle Wohnung habt ihr hier!", schwärmt sie laut, „Ich mag die Einrichtung. Voll schön alles. Und hallo Karl, ich bin Neele, Julies Schwester."

Karl hat die Küche ebenfalls betreten und schenkt sich auch ein Glas ein. Er erwidert Neeles Begrüßung mit einem „Hallo".

„Komm, Neele, wir gehen dann mal wieder." Ich habe das Gefühl, dass Karl sich nicht so wirklich wohl damit fühlt, dass ein fremdes Mädchen, und Fangirl noch dazu, in seiner Küche steht.

Meine Schwester wirft mir einen bettelnden Blick zu, doch ich erwidere diesen mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung Flur.

„Ach Mann, ich hab keinen Bock auf den Bus. Da ist es heute so heiß drin. Und meine Füße tun weh vom Laufen", quengelt sie, während sie auf ihre Flip-Flops deutet, und erinnert mich dabei ein bisschen an ein Kleinkind.

Doch sie hat ihr Ziel erreicht, denn Felix schlägt bereitwillig vor: „Soll ich euch eben nach Hause fahren?"

Ich lehne dankend ab, doch er besteht darauf, und sagt, es seien doch mit dem Auto nur ein paar Minuten. Und es hat immerhin eine Klimaanlage.

12 Jahre späterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt