26. Abendessen

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Hi Leute :)
Hier kommt das nächste Kapitel, ein bisschen kürzer, aber trotzdem viel Spaß!
Danke an alle Leser und danke für eure Votes :)
LG, FUlia

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Pünktlich zum Essen ist auch mein Vater zu Hause.

Er begrüßt Felix genauso merkwürdig wie Mama vorhin. Und mich, indem er mich kurz umarmt und erklärt, dass er das Gesagte nicht so gemeint habe und wir alle heute so eine Art Neuanfang starten können.

Das Essen schmeckt ausgezeichnet. Es gibt Kartoffeln, Schweinebraten und Gemüse und ich bin dankbar dafür, endlich mal wieder so richtig gut essen zu können. Nicht, dass Felix und Karl nicht kochen könnten, aber... Nein, sie können es einfach nicht! Und Pizza, egal ob aus der Tiefkühltruhe oder vom Italiener, geht einem nach ein paar Tagen auch auf die Nerven.

Wir essen genüsslich und halten dabei ein wenig Smalltalk. Mama erzählt davon, wie ihr Auto auf dem Weg nach Hause plötzlich den Geist aufgegeben hat und sie und Papa überlegen gemeinsam, was für eine Marke sie sich nun am besten zulegen sollten. Sie beziehen Felix in all ihre Fragen mit ein und vergnügt stelle ich fest, wie gut sie miteinander auskommen.

Neele erzählt von ihrem Schultag und der bevorstehenden Abschlussfahrt nach Berlin.

Und Papa erzählt von seinem neuen Chef, der die halbe Firma zum Barbecue am nächsten Wochenende eingeladen hat.

Nur ich erzähle nichts. Mir ist einfach nicht danach zumute, jetzt über Chris und Hawaii zu sprechen oder über die bevorstehende Hochzeit und überhaupt die ganze Zukunft.

Ich habe in den letzten Tagen wann immer es ging, vermieden, darüber nachzudenken. Denn die Wahrheit ist, dass ich gar nicht mehr weiß, wie es jetzt weitergehen soll, wann ich wieder zurückfliege und was aus meiner Freundschaft zu Felix wird.

Den anderen scheint das zum Glück nicht aufzufallen, denn sie plappern fröhlich weiter.

„Und wie laufen die Geschäfte?", fragt mein Vater Felix.

„Ich kann mich nicht beschweren", antwortet dieser, „Nächsten Monat geht es wieder auf Tour. Die Hallen sind fast komplett ausverkauft."

„Soso." Mein Vater nickt verstehend. „'Hallen' sagt man bei euch also dazu."

„Ähm, ja." Felix grinst. „Wenn Sie wollen, beschaffe ich Ihnen aber noch zwei Karten."

„Oh, das wäre toll", sagt meine Mutter begeistert. Sie nimmt die Hand meines Vaters und schwärmt: „Ich würde wirklich gerne mal wieder Urlaub machen. So richtig am Meer und mit allem drum und dran."

„Am Meer?" Felix denkt scharf nach. „Da muss ich erst mal gucken, was da am nächsten liegt."

„Meerblick wäre schon schön", stimmt mein Vater lächelnd zu. „Und Balkon!"

„Balkon?", hakt Felix nach. „Sie meinen Tribüne? Klar, das lässt sich schon machen.

„Wunderbar!", ruft mein Vater. Er und Mama sehen sich lächelnd an, während ich nur dasitze und mich verwundert frage, seit wann sie so gerne auf Konzerte gehen.

Nach dem gemeinsamen Essen, bleiben wir noch eine Stunde, und meine Eltern leeren mit Felix die Flasche Rotwein, während Neele schweren Herzens nach oben verschwindet, um ihre Hausaufgaben zu machen und ich nüchtern bleibe, um gleich noch fahren zu können.

Schließlich stehen wir an der Haustür und meine Eltern geben Felix zum Abschied die Hand, während sie mich kurz umarmen.

„Ein wirklich toller Kerl", flüstert meine Mutter mir dabei ins Ohr. „Manchmal darf man sich eben nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen! Es tut mir wirklich leid."

Ja, das mit dem ersten Eindruck habe ich so langsam auch begriffen. Ich löse mich aus der Umarmung uns sehe Felix an, der mich lächelnd anschaut. Wie sehr ich es liebe, wenn er mich so anguckt!

Ich muss wieder an das denken, was Tills Freundin im Auto gesagt hat...
Ach, und wenn schon! Glücklich lächele ich zurück und gemeinsam laufen wir zum Auto.

Ich fahre, während Felix auf dem Beifahrersitz hängt und sich den Bauch hält.

Auch ich bin pappensatt, also beschließen wir, einfach nur nach Hause zu fahren und uns auszuruhen.

„Felix?", frage ich, als wir auf dem Sofa sitzen und die letzte Zigarette des Tages rauchen.

„Hm?"

„Wenn du auf Tour gehst... Was ist dann eigentlich... Also, was ist dann, wenn... einer der Jungs eine Freundin hat? Bleibt die zu Hause? Oder fährt sie mit?"

Er sieht mir tief in die Augen und antwortet ohne zu zögern: „Sie wäre natürlich mit dabei! Wenn ich zum Beispiel eine Freundin hätte, würde ich sie nicht für einen Monat zurücklassen wollen. Es sei denn natürlich, sie muss arbeiten."

Haha! Als ob Felix so wenig Geld verdienen würde, dass seine Freundin zusätzlich einen Job braucht. Natürlich bin ich dafür, dass Frauen unabhängig sind und selbst für sich sorgen können, aber umgekehrt würde ich auch als Mann einer reichen Frau nicht unbedingt arbeiten gehen wollen.

Mir würde es aber auch nichts ausmachen, wenn Felix bettelarm wäre, er ist ein toller Mann und ich wäre trotzdem gerne... Mist!

„Ich leg mich dann mal schlafen", erkläre ich, drücke meine Zigarette aus und verschwinde im Badezimmer, wo ich mir kaltes Wasser in mein Gesicht spritze und versuche, nicht mehr so zu denken.

12 Jahre späterWhere stories live. Discover now