1|My New Yorker me✔️

5.2K 73 15
                                    

Was vermag uns zu trösten in den menschlichen Beziehungen voller Fehler und Mühsal außer Treue und gegenseitige Zuneigung unter wirklich guten Freunden?
~ Augustinus Aurelius

Müde stand ich in der Schlange meines Lieblingscaffees, mit dem Ziel einen Coffee-Vanilla zu bestellen. Meine Lieblingssorte. Seid ich in New York lebte trank ich meinen Kaffee hier, ein Ritual welches ich mir schnell angewöhnt hatte und dass nur all zu gerne. Im Grunde entdeckte ich diesen kleinen Coffee-Shop nur durch einen Zufall, doch nach dem ersten Kaffee hier war bereits klar, dass ich mir meinen Kaffee zum mitnehmen nun immer hier holte. In ganz New York hatte ich bisher noch keinen so guten Kaffee getrunken.

Es schien mir, als sei es erst gestern gewesen, dass ich an dem kleinen Laden vorbei lief, zurück kam, aber nicht hineingehen konnte. Ich war so schüchtern. Seid Wochen lebte ich in der Stadt und trotzdem konnte ich nicht in ein Geschäft gehen und etwas bestellen. Es hatte mich ja schon Überwindung gekostet überhaupt in den Supermarkt zu gehen. Einzig allein mein hefter Hunger konnte mich schlussendlich dazubewegen endlich einkaufen zu gehen. Insgesamt war ich sicher vier mal an dem Coffee-Shop vorbei gegangen ehe ich es endlich schaffte die Tür zu öffnen.

Heute verstehe ich kaum noch, wieso ich angst vor einem simplen Geschäft hätte. Doch wenn ich mich zurück erinnerte, an die Zeit bevor ich nach New York kam, viel es mir wieder ein. Und immer dann fühlte es sich an, als sei es erst gestern gewesen.

1

2

3

Ich schüttelte den Kopf,atmete tief ein und holte mich so zurück in die Gegenwart. Weg von all dem Schlechten und hinaus aus meinen Gedanken. Die Vergangenheit lag hinter mir und das hier war meine Zukunft. Hier war kein Platz für angst. Kein Platz für dunkle Gedanken, also konzentrierte ich mich auf das, was vor mir lag.

Stetig bewegte sich die Schlange, in welcher ich anstand, vorwärts, bis auch ich endlich meinen Kaffee bestellen konnte. Anschließend lief ich an der langen Theke entlang, bis hin zur Kasse. Es dauerte zwar einen Moment lang, doch schon nach kurzem hielt die Bedienung mir meinen Vanilla-Coffee entgegen. Dankend nahm ich ihn entgegen, gleich nachdem ich ihn bezahlt hatte. Ich war so oft hier, dass die Kellnerin meinen Spitznamen auf den Coffee-To-Go Behälter geschrieben hatte. Einfach nur ‚Ana' mit einem kleinen Herz.

Ihr Name war Lexi. Sie war groß, rothaarig und einfach nur niedlich mit ihren lockigen Haaren und den Sommersprossen über auf dem Nasenrücken. Nachdem ich mir hier fast jeden Tag einen Kaffee geholt hatte verwickelte Alexis mich immer wieder in ein Gespräch. Am Anfang waren es nur Kleinigkeiten. Sie hatte bemerkte wie schüchtern ich war. Aber nach einer Zeit taute ich auf und nach einer Weile wurde mir klar wie cool Alexis eigentlich war.

Zufrieden lächelte ich sie an und nahm einen Schluck von der heißen Köstlichkeit ehe ich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen das Caffee wieder verließ. Natürlich nicht ohne Lexi noch einmal zu zuwinken. Heute war so viel betrieb im Laden, dass sie kaum Zeit für ein simples 'Hi' hatte. Ich nahm es ihr nicht übel. Ihr Chef konnte ein richtiger Arsch sein und heute war er da. Und damit waren wir auch schon bei dem Grund, weshalb ich nicht einen Moment wartete, bis es ruhiger war, um mit ihr zu reden. Ich mochte ihn nicht. Er war einer dieser Männer die andere von oben herab behandelten, als sei er etwas besseres, nur weil ihm dieses Geschäft gehörte. Ich mochte ihn nicht.

Kurz warf ich noch einen Blick zurück und sah über die Schulter zu Lexi, die wie wild hinter dem Tresen hin und her rannte. Ich lächelte leicht, wandte mich dann wieder nach vorne und stieß die Glastür auf.

DesireWhere stories live. Discover now