Kapitel 14

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"Warum hat Niall nicht gesagt, dass ihr nur feiern geht? Ich dachte, ihr habt einen riesigen Coup vor", schmolle ich einen Tag später und beobachte Harry dabei, wie er sich seinen Bart rasiert, während ich mit verschränkten Armen im Türrahmen stehe. Ich zwinge mich dazu, nicht seinen nackten Oberkörper anzugaffen - scheitere jedoch sekündlich.

"Du hörst dich an, als wärst du fast schon ein bisschen enttäuscht, nicht bei einem spannenden Abenteuer dabei zu sein. Ich nehme das Mal als gutes Zeichen, dass du bald mit einsteigst", grinst er und zieht eine neue Schneise in den weißen Schaum. Empört schnappe ich nach Luft, schließe aber gleich wieder meinen Mund, weil mir kein passender Konter einfällt. Ich kann nicht abstreiten, dass ich es interessant finde, wie die Kumpels ihr Geld 'verdienen'. Auch wenn ich einige Punkte wahrscheinlich niemals nachvollziehen kann, wie beispielsweise diese Stiftung für Straßenkinder. Noch immer bin ich total geschockt. Aber irgendwelche Snobs, die eh viel zu viel Kohle haben, ein bisschen zu erleichtern? Warum nicht?

Durch den Spiegel schaut Harry mich mit schiefgelegtem Kopf an und er sieht dabei schon wieder so verboten gut aus. "Also was ist? Willst du jetzt mit?", fragt er zum wiederholten Male. Mein Gott, wie könnte ich bei diesem verführerischen Lächeln nein sagen? Meine Vorsätze, Harry nur als Kumpel zu sehen, habe ich längst über Bord geworfen, er ist einfach eine Sünde wert. 

Was spricht schon gegen ein kleines Schäferstündchen mit Harry? Wir sind beide schwul und single, also beste Voraussetzungen für eine heiße Nacht ohne komplizierte Folgen. Und danach sind wir einfach wieder Freunde.

Ich finde die Idee super, jetzt fehlt nur noch die Umsetzung. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt. "Ja, ich komme mit", sage ich langsam und konzentriere mich darauf, mein Grinsen zu unterdrücken, "Dann muss ich aber noch duschen."

"Sobald ich hier fertig bin, kannst...", fängt Harry an, stoppt allerdings, als er sieht, wie ich Richtung Dusche tappe und dabei bereits mein Shirt ausziehe, welches auf dem Boden landet. Durch mein geliebtes Sportprogramm habe ich einen sehr ansehnlichen Körper und genau wie Harry, habe auch ich Tattoos. Ich drehe mich unauffällig so, dass Harry mich durch den Spiegel von vorne sehen kann und fange an meine Jeans aufzuknöpfen. "Was wird das?", fragt er leise.

Mit unschuldiger Miene hebe ich meinen Blick und nehme höchsterfreut wahr, wie er noch kein Stück weiterrasiert hat. "Was meinst du?" Er räuspert sich und hält den Rasierer in meine Richtung, sagt aber nichts, als ich mir die Hose herunterziehe. Weil ich dann doch kurz vorm Lachen bin, drehe ich mich rasch wieder um und stelle schon einmal das Wasser der Dusche an. 

"Das ist immer noch mein Badezimmer. Hättest du nicht warten können, bis ich fertig bin?" Harry scheint seine Stimme wiedergefunden zu haben, doch unbeeindruckt zucke ich mit den Schultern. "Na und? Ich habe nichts zu verstecken, außerdem hast du mich schon häufiger nackt gesehen", sage ich trocken.

"Du warst 10!", ruft er, als wäre das eine plausible Erklärung.

"Das ist richtig. Und jetzt bin ich 25", und splitterfasernackt, füge ich gedanklich noch hinzu, als ich auch meine Boxershorts abstreife und Harry so freie Sicht auf meinen perfekten Hintern gewähre.

Baby, sprich es einfach aus und er gehört diese Nacht dir.

Zu meiner Missgunst passiert allerdings nichts und ich muss alleine duschen.

Später am Abend sitze ich gemeinsam mit Liam, Zayn, Harry, Niall und drei weiteren Jungs, die ich bisher nicht kenne, in dem gleichen Club, in dem Zayn und ich uns das erste Mal begegnet sind. Noch nie saß ich in dieser Ecke, denn lediglich mit dem nötigen Kleingeld oder als V.I.P. darf man in diesen Bereich und ungläubig lasse ich noch einmal die letzten Stunden Revue passieren.

Wir waren einkaufen, weil Harry der festen Überzeugung war, dass ich mit meinen No-Name-Klamotten nicht in die Lounge darf. Inzwischen glaube ich zwar auch, dass er Recht hat, dennoch kann ich einfach nicht glauben, wie oft er die Kreditkarte für mich gezückt hat. Das hat wirklich was, sich kaufen zu können, was man will und endlich trägt mein entzückender Körper auch die Klamotten, die er verdient. Ich fühle mich darin fantastisch! 

"Guten Abend. Was kann ich Ihnen zu trinken bringen?", erkundigt sich eine leicht, aber doch elegant gekleidete Frau, als sie zu uns an den Tisch tritt. Wieder etwas, was man nur in diesem Bereich hat, denn als normaler Clubbesucher, musst du selbst zu Bar rennen, dich anstellen und dich zwischen betrunkene Menschen quetschen, um dir etwas zu Trinken zu holen. Zu meiner Überraschung trinkt keiner von ihnen etwas Alkoholisches und weil ich nicht aus dem Rahmen fallen will, bestelle ich mir ebenfalls nur eine Cola.

"Warum trinkt ihr kein Bier, 'ne Mische oder so?", erkundige ich mich dann auch sofort, als die Bedienung wieder weg ist. "Außerhalb von Zatago machen wir das nie", informiert mich Liam mit einem warmen Lächeln. "Und warum nicht?"

"Naja...", fängt er an und senkt etwas die Stimme, "Du kennst unseren Job. Dieser ist nicht ganz risikofrei und wenn man dann mal unerwarteterweise flüchten muss, kommt es nicht so geil, wenn du dann besoffen bist. Selbst von nur einem einzigen Bier rennst du schon langsamer, als du eigentlich könntest."

"Aber auf Zatago trinkt ihr?"

"Ja, schon. Wir können nächstes Wochenende eine kleine Gartenparty dort machen, wenn du so scharf auf Schnaps bist. Aber dann müssen wir dort auch schlafen", mischt Harry sich ein und grinst in meine Richtung. Begeistert nicke ich: "Ohja, das klingt super." Belustigt kichert Harry ein bisschen und schmunzelnd schaue ich ihn an. Es sieht einfach so toll aus, wenn er lacht und je länger ich sein strahlendes Gesicht betrachte, desto breiter wird auch mein Grinsen. Auch er lässt mich nicht aus dem Blick. Es ist, als würden wir ein stummes Gespräch nur mit den Augen führen.

Jedenfalls so lange, bis Liam nach meinem Arm greift und mich hochzieht. "Lass uns tanzen", schlägt er vor und zieht mich bereits vom Tisch weg, ehe ich überhaupt eine Möglichkeit habe, abzulehnen. "Pass bloß auf, Liam. Ich habe auch schon mit ihm getanzt und dabei ist er volle Kanne in mich reingeknallt", ruft Zayn hinterher und klopft sich dabei vor lachen auf den Oberschenkel, als hätte er den Witz des Jahres gerissen. Ja. Haha. Sehr witzig.

Lediglich ein paar Schritte sind es bis zur Tanzfläche, da wir uns im kleinen V.I.P.-Bereich befinden. Zunächst ist es eher ein unbeholfenes hin- und herwanken, bis sich der Beat verändert und zu einem mir vertrauten Song wird. "We were victims of the night, the chemical, physical, kryptonite... helpless to the bass and the fading light...", fangen wir beide gleichzeitig an zu singen und grinsen wie bescheuert. Und auch wenn ich nicht betrunken bin, berauscht die Musik und der Bass mich ein wenig. Völlig im Flow vertieft rücke ich etwas näher zu Liam und bemerke auch gleich seine Hände auf meinen Hüften. Wir lassen uns vom Beat tragen, genießen das Gefühl von Freiheit und grölen zum Lied mit. "Shut up and dance with me!" 

Nach ein paar schnelleren Liedern, erklingen plötzlich die ersten kitschigen Takte von Dirty Dancing und aus dem großen Hauptclub nebenan hört man das laute Gejubel vieler Mädels, die wahrscheinlich schon den ein oder anderen Drink zu viel hatten.

Losprustend schlage ich Liam auf die Brust, weil er seine Hand vor den Mund hält, als hätte er ein Mikrofon in der Hand. Er grinst über beide Ohren und wie im zugehörigen Film legt er dann seine Hände um meine Taille und zieht mich so näher an sich heran. Sein Oberschenkel schiebt sich zwischen meine Beine und rhythmisch lässt er seine Hüfte gegen meine kreisen, während ich meine Hände einfach nur auf seine Schultern lege. Meine Güte, tanzen kann der Mann!

Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß, wie an diesem Abend und das auch ohne Alkohol. Nach der Tanz-Session mit Liam, lassen wir uns erschöpft auf den Bänken am Tisch fallen und lauschen den Gesprächen der anderen. Harrys genervten Gesichtsausdruck bemerke ich erst ein paar Minuten später und nach einem fragenden Blick meinerseits, schüttelt er nur leicht lächelnd den Kopf und dreht sich wieder zu den anderen.

Es wird spät und erst am frühen Morgen fahren wir zurück nach Hause. Todmüde lasse ich mich auf das Bett in Harrys Gästezimmer fallen, lasse mich von meiner eigenen Hand beglücken, da Harry mir ja nicht gefolgt ist und schlummere schließlich zufrieden ein.
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Uiuiui... da hat Louis' Plan ja nicht ganz funktioniert :D

Zatago - [Larry-AU]Where stories live. Discover now