Aufklärung

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Während Alice und ich auf der Couch Platz nahmen, setzten sich Leo und Ezio auf die Sessel gegenüber. Natürlich war Leo mal wieder mit Tippen beschäftigt und Ezio spielte mit der versteckten Klinge an seinem Handgelenk herum, die ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Sie sah aus wie das Modell, welches Desmond getragen hatte – schwarzer Kunststoff mit Edelstahl, enganliegend.

Und dann lehnte Alice sich zurück und begann zu erzählen: „Als aller Erstes musst du wissen: Assassin’s Creed ist wahr. Es gibt die Templer, so wie die Assassinen und der Krieg zwischen ihnen ist auch echt. Natürlich hat Abstergo in den Videospielen, die sie animiert haben, einige kleine Details verschwinden lassen, aber im Großen und Ganzen sagen die Spiele die Wahrheit. Nun zu „Wie?“. Für eine kurze Zeit hatten wir, die Assassinen, den Apfel – den Edensplitter – in unserem Besitz. In dieser Zeit haben mir mit Hilfe des Animus Kopien von Ezio Auditore da Firenze und Leonardo Da Vinci erstellt und sie in unsere Zeit geholt. Das war ein großer Aufwand, aber die erfolgreichen Ergebnisse sitzen hier, wie du siehst. „Warum?“ hast du eben gefragt. Wir Assassinen haben ein Problem – wie üblich. Doch diesmal sind es keine finanziellen Probleme, wie sonst immer, sondern ein echtes Problem. Durch die alten Aufnahmen von Subjekt 17, also Desmond Miles, haben die Templer von einem speziellen Ort erfahren, den Ezio wohl häufig besucht haben soll. Allerdings hat dieser Ort eine Besonderheit: Dort soll eine Technologie der Vorläuferrasse versteckt sein, die uns sehr nützlich sein könnte. Doch kommen wir nun zu dem Problem. Wie können wir sicher sein, dass diese „Technologie“ nicht eine Waffe ist? Und wenn sie den Templern in die Hände fällt? Wir könnten nicht sicher sein, ob sie den Plan für ein Aquädukt oder für einen Sprengkopf entdeckt hätten. Einer unserer Hacker hat sich Zugang zu den Aufnahmen verschafft und wir wissen nun, was sie wissen. Sie haben nur den Hinweis auf diesen Ort und einen ungefähren Standpunkt. So wie ich Abstergo kenne, werden sie ein Gebiet abstecken und Hulk spielen. Nun zu „Wieso ich?“. Wir haben Ezio zu früh aus dem Animus genommen, als dass er von diesem Ort wüsste, Desmond weilt nicht mehr unter uns und du hast die richtige Gene. Hör zu, eine deiner Vorfahrinnen hat genau in Ezios Zeit gelebt und auch in Florenz. Sie ist im richtigen Alter, damit du sie auf die Dächer schicken und Ezio verfolgen kannst. Wann immer er alleine irgendwo hingeht und etwas sagt, dass auf diesen Ort hindeuten könnte – wir müssen es wissen! Verstehst du? Das Fortbestehen der ganzen Welt könnte davon abhängen! Alles, was du tun musst, ist in den Animus zu steigen und dich ein bisschen umzuhören, okay?“

Ich hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und war immer nervöser geworden. Mittlerweile spielte ich mit zittrigen Fingern an meinem Zopf herum und starrte Alice mit offenem Mund an. Sagte sie die Wahrheit? Konnte es tatsächlich wahr sein? All die Jahre, in denen ich gezockt und Let’sPlays geschaut hatte … konnte alles der Wahrheit entsprechen? Die Story, die Alice mir gerade erzählt hatte, klang jedenfalls sehr wahr und auch sehr nach AC. Wenn Desmond kein Mythos war? Wenn Shaun, Rebecca und alle Assassinen und alle Templer wirklich lebten? In meinem Kopf rasten die Gedanken auf und ab, hin und her. Ich? Im Animus? So wie Desmond? Ich als Subjekt 18 oder so? Hinter Ezio her rennen? Über die Dächer von Firenze! Alles klang ziemlich nach einem Traum. Ob es ein schöner Traum oder ein Albtraum war, würde sich noch früh genug herausstellen.

„Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ging jetzt ziemlich schnell und ich, ähm, ich weiß nicht recht. Eben war das alles nur ein Spiel und jetzt? Jetzt soll ich in den … Animus?“, stotterte ich meine wirren Gedanken zusammen und atmete tief aus.

„Du scheinst dich gut auszukennen, deine Gene stimmen und den Rest können wir regeln. Also wo liegt das Problem? Willst du wirklich wieder zurück in die Schule und diese Möglichkeit verpassen?“, fragte Alice und sah mich mit ihren strengen, blauen Augen an.

„Natürlich nicht!“, beeilte ich mich zu sagen, „Ich meine ja nur, dass das alles etwas schnell ging.“ Zum ersten Mal meldete sich auch Leo zu Wort:

Renaissance und zurückWhere stories live. Discover now