Viereinhalb Jahre später
I O L A N A
Aufgeregt drückte ich Naheles Hand und beobachtete das große Tor mit Argusaugen. Dann erklang ein langgezogenes Piepen und es öffnete sich. Mein Bruder stand breit grinsend dahinter und als er schließlich frei war, ließ ich Naheles Hand los und rannte zu Ikaika. Er breitete die Arme aus und empfing mich mit einer innigen Umarmung, dann drückte er mir einen Schmatzer auf die Stirn und lief mit dem Arm um mich gelegt mit mir zu Nahele. Dieser trug ein glückliches Lächeln auf den Lippen, während er uns lächelnd beobachtete. Auch er umarmte Ikaika; in den letzten Jahren war er so oft auf Besuch mit mir im Gefängnis gewesen, dass die beiden sich angefreundet hatten. "Also, was möchtest du als freier Mann zuerst machen?", erkundigte ich mich bei meinem Bruder, der gar nciht lange überlegen musste. "Ich will bei Kamekona Shrimps essen. So wie ihr immer davon erzählt und geschwärmt habt, hab ich jedes Mal Hunger bekommen", erklärte er lachend, woraufhin wir einstimmten. Dann liefen wir zu Naheles Auto und stiegen ein. Auf der Fahrt zum Strand erzählte ich von meiner letzten Woche vor den Semesterferien und dem, was mich danach erwarten würde. Bei Kamekona angekommen, gönnten wir uns alle eine große Portion der besten Shrimps der Insel (wenn nicht sogar der Welt), dann fuhren wir weiter nach Hause. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich diesen Gedanken wiederholte. Es war unglaublich, aber Kono, Adam und die kleine Malia waren mittlerweile mein Zuhause, mein sicherer Hafen. Beim Gedanken an meine kleine Schwester wuchs in mir die Freude darauf, sie wiederzusehen, vor allem da heute ihr vierter Geburtstag war. Als wir schließlich zu Hause ankam, hatten Kono und Adam schon die Tür geöffnet und Malia löste sich von der Hand ihres Vaters, um auf mich zuzurennen. Grinsend sprang ich aus dem Auto und ging die Hocke, um sie mit offenen Armen zu empfangen, was ihr ein zuckersüßes Lachen entlockte. "Lani!" "Hey, Geburtstagskind!" Strahlend umarmte sie mich und drückte mir einen dicken Schmatzer auf die Wange, was mich zum Schmunzelnd brachte. Sie lief weiter zu Nahele und ich erhob mich wieder, um Adam zu umarmen. "Hey Dad, schön wieder zu Hause zu sein." "Hallo meine Große, wie schön, dass ihr da seid." Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, lief ich zu Kono, die noch in der Haustür stand und sich ihren Babybauch hielt, der schon deutlich zu sehen war. In knapp drei Monaten würde Malia einen kleinen Bruder bekommen und sie konnte es etzt schon kaum erwarten. Lächelnd musterte ich Konos Bauch und grinste sie an, dann zog ich sie in meine Arme. "Hey Mum."
Nachdem wir uns alle begrüßte hatten, gingen wir auf die Terrasse, ich machte jedoch noch einen kurzen Abstecher in mein altes Zimmer, das noch genauso war, wie ich es vor fünf Jhren eingerichtet hatte. Wenn ich jetzt daran zurückdachte, wie meine Welt vor fünf Jahren ausgesehen hatte, kam mir alles wie ein Traum vor. Ich war nichtmal sicher, ob es ein guter oder ein Albtraum war, auf jeden Fall erschien es mir surreal. Lächelnd fuhr ich mit der Hand über das kleine Geländer am Ende meines Bettes, musterte jedes Detail des Zimmersü, betrachtete jedes Foto und nahm die Erinnerungen auf. Als hinter mir ein Räuspern erklang, drehte ich mich lächelnd zu Nahele um. "Kommst du runter? Wir warten alle auf dich." "Klar, lass uns gehen." Ich griff nach der Hand meines Freundes und verschränkte unsere Finger, dann verließen wir den Raum und gingen auf die Terrasse zu meiner Familie. Lächelnd setzte ich mich neben Ikaika und wollte gerade Nahele fragen, wie lang er eigentlich frei hatte, als dieser sich vor mich kniete und mir eine kleine Schatulle entgegenhielt. Als er sie öffnete, strahlte mich ein schlichter und dennoch wunderschöner Ring mit einem kleinen Diamanten an. Mir stockte der Atem, als ich begriff, was Nahele gerade tat und fast im selben Moment, wurden meine Augen glasig. Mein Freund grinste mich schwach an und griff mit der freien Hand nach meiner. "Wenn du lächelst, muss ich auch lächeln, dein Weinen bricht mir das Herz, dein Lachen ist Musik in meinen Ohren und ohne dich fehlt meinem Leben die Farbe. Ich weiß, dass wir noch ziemlich jung sind und ich weiß, dass viele Leute mit Sicherheit nicht davon überzeugt wären, dass es eine gute Idee ist, jetzt schon zu heiraten. Aber wir zwei sind anders. Wir haben so viel zusammen durchgestanden, haben Höhen und Tiefen überwunden, uns gegenseitig aus dem tiefsten Wasser gezogen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Du bist meine Sonne, mein Grund morgens aufzustehen, mein Ein und Alles und ich kann mir nicht vorstellen, mein Leben ohne dich zu verbringen, Lani. Alles, was ich brauche, ist die Gewissheit, dass du abends neben mir einschläfst und morgens neben mir aufwachst. Nichts auf der Welt macht mich glücklicher als du und ich weiß, dass ich mein Leben mit dir verbringen möchte, jede Minute, jede Sekunde, jeden Augenblick davon. Heute ist deine ganze Familie da und ich konnte endlich deinen Vater und deinen Bruder um ihren Segen bitten, weshalb ich dich jetzt endlich fragen kann: Iolana, Liebe meines Lebens, willst du mich zum glücklichsten Mann der Welt machen und mich heiraten?" Mir liefen Tränen die Wangen hinunter, während ich wie wild nickte und ein ersticktes "Ja, ich will!" herausbrachte. Jetzt liefen auch Nahele einige Tränen die Wange hinunter, während er mir zugleich mit einem breiten Strahlen den Ring an den Finger schob. Lächelnd beugte ich mich vor und zog seinen Kopf zu mir, um ihn liebevoll zu küssen, was er nur zu gern erwiderte. Erst jetzt fiel mir meine Familie wieder ein, die laut zu applaudieren begann. Grinsend löste ich mich von meinem Verlobten und strahlte Kono, Adam, Malia und Ikaika an, die ebenfalls zum Teil glasige Augen hatten, bevor ich wieder Nahele anschaute. "Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch. Und wie, verdammt." Und dann zog er mich von meinem Stuhl hoch an sich heran, legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich erneut, innig, leidenschaftlich und mit ganzem Herzen.
Es hatte sich gelohnt zu kämpfen, nicht aufzugeben, für das einzutreten, was mir wichtig war, denn jetzt erhielt ich die Belohnung für alles, was ich in den letzten Jahren überstanden hatte. Wenn ich heute an das Mädchen von der Straße dachte, das ich gewesen war, spürte ich, dass ein Teil davon immer noch in mir lebte. Die Straßen Honolulus hatten mich geprägt, meinen Charakter geformt, mich in so mancher Hinsicht wachsen lassen. Heute war ich immer noch Iolana, die Schwester von Ikaika, die mal auf der Straße gelebt hatte. Aber heute war ich auch Iolana, die Tochter von Kono und Adam, die Schwester von Malia und die Verlobte von Nahele. Beide Seiten wollte ich nicht missen, denn eines hatte ich in all den Jahren, all den Qualen und all den Freuden gelernt: Zuhause ist kein Ort, kein Haus, keine Stadt. Zuhause sind die Personen, bei denen man geliebt wird und sich geborgen fühlt, wo man so sein kann, wie man ist und über sich hinauswachsen kann.
Ende
You're my home 28.7.2018 ~ 6.4.2019
DU LIEST GERADE
You're my home (Hawaii Five-0 FF)
FanfictionIolana, "die Fliegende", deren Flügel gebrochen sind. Vater und Bruder tot, Mutter nach Mord am Vater im Gefängnis. Das Leben auf der Straße zerrt an der 17-Jährigen Insulanerin und schließlich beschließt sie vor Hunger, einen Imbiss zu überfallen...