drei †

207 25 22
                                    


Jungkook

Nur einer von fünf Sternen, also der leichteste Schwierigkeitsgrad, denke ich, als ich die verschiedensten Kochwebsites durchgehe. Ich komme gerade erst vom Supermarkt und anstatt meinen allabendlichen Tee zu trinken, suche ich nun nach einigen einfachen Rezepten für meinen Schönling Kim Taehyung.

Am liebsten hätte ich den Jungen mit den wunderbaren Fingern direkt in meine Wohnung eingeladen, aber das lasse ich erst einmal. Käme vielleicht etwas zu komisch. So bleibt mir allerdings nur die Möglichkeit, über diese Kochrezepte in Kontakt mit ihm zu bleiben.

Ich finde schließlich ein paar einfache Gerichte, die sogar ein Kleinkind beherrschen könnte und mache mir dann die Mühe, sie handschriftlich zu verewigen. Es soll ja so aussehen, als kämen die Rezepte wirklich von mir und als hätte ich eine Ahnung vom Kochen.

Tatsache ist allerdings, dass ich lediglich ein paar Nudeln in einen Topf geben oder eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben kann. Für alles andere muss ich akkurat einem Rezept folgen, sonst endet es in einem Desaster. Aber wozu gibt es auch Restaurants, wo man den Leuten so schön auf die Finger gucken kann?

Als ich mit den Rezepten fertig bin, packe ich sie zufrieden in einen braunen Umschlag, damit sie nicht verknicken. Erst dann mache ich mir meinen Tee und bin schon fast sauer auf mich, dass ich die Rezepte meinem Lieblingsritual vorgezogen habe.

Ach, was rede ich da, der Tee ist ja nicht mein Lieblingsritual. Ein Schmunzeln ziert meine Lippen, als ich an meine Fingersammlung denke und daran, dass ich mir nach dem Tee wie jeden Abend jeden einzelnen anschauen werde.

Das ist mein Lieblingsritual.

Die Finger bewahre ich im oberen Stockwerk auf. Das alte Haus meiner verstorbenen Großmutter, welches sie mir vor sieben Jahren hinterlassen hat, bietet genug Platz, sodass ich meine Finger in Ruhe sortieren kann.

Einen Raum für die Frauen.
Einen Raum für die Männer.
Einen Raum mit den Schönsten und der Vitrine.

Nur im Keller habe ich mein kleines Spielzimmer aufgebaut, denn auf dem Steinboden lässt sich die blutige Sauerei besser wegwischen, als auf dem guten Parkett.

Und außerdem hört man dort die Schreie von meinen Fingerträgern nicht.

Seufzend leere ich meine Teetasse und möchte gerade einen Schritt in Richtung Treppe machen, da höre ich jemanden an der Haustür klingeln. Genervt schließe ich die Augen und reibe meine Nasenwurzel. Warum werde ich ausgerechnet jetzt gestört?

Misstrauisch gehe ich schließlich in meinen Flur und öffne langsam die Tür.
„Jungkook, mein alter Freund! Ich wusste doch, dass du zuhause bist und ich mich auf dich verlassen kann!"

Perplex lasse ich mich zur Seite drängen und sehe mit großen Augen zu meinem besten Kumpel, der sich zufrieden die Jacke von dem schmalen Körper streift und sie einfach an der Garderobe aufhängt. So, als gehöre ihm mein Haus streift er sich auch noch die schicken Schuhe von den Füßen, ehe er in bequeme Hauspuschen neben der Garderobe schlüpft.

„Hoseok, was willst du? Ausgerechnet um diese Uhrzeit?" Ich verschränke meine Arme vor der Brust.
Reue schleicht sich auf das Gesicht des Angesprochenen, aber sogleich beginnt er wieder zu lächeln.

„Es tut mir leid, mein Freund, ich weiß ich komme ziemlich ungelegen. Aber... ich bräuchte ein paar Finger aus deiner Sammlung."

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt