Kapitel 4

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Wie in Trance kehrte ich zur Polizeistation zurück und notierte, was ich vorgefunden hatte.Dann holte ich mir ein kleines Körbchen für die Beweisgegenstände;in meinen Fall das Medaillon. Den Bericht und das Körbchen legte ich auf meinen Schreibtisch und machte Feierabend.


Ich konnte nicht schlafen. Das Ausmaß meines ersten Falls quälte mich. Ich drehte mich in meinem schmalen Bett hin und her, bis ich es nicht mehr aushielt und aufstand. In meinem Morgenmantel gewickelt öffnete ich das Fenster meines winzigen Schlafzimmers und zündete mir eine Pfeife an. Die Wolkendecke am Nachthimmel ließ keinen Stern durchschimmern und auch der Vollmond war kaum zu erahnen. In der Ferne läutete der Big Ben elf Uhr.

Seufzend leerte ich die Pfeife und legte mich wieder zu Bett. Doch auch der zweite Versuch einzuschlafen war vergebens. Schließlich akzeptierte ich dies und zog mich an, um in die Fleet Street zurück zu kehren und mein Gemüt zu besänftigen.


Es war nicht einfach mich in der Fleet Street, ohne Licht, zurecht zu finden. In nicht einer Laterne brannte eine Kerze und, wie auch schon am Tage, waren alle Fenster dunkel. Zu meinem Vorteil war mein Orientierungssinn recht passabel und so fand ich, wenn auch nach etwas Zeit, Mrs. Lovetts Fleischpastetenladen. Einige Minuten lang stand ich in der Dunkelheit und betrachtete einfach das Gebäude. Meine Schritte hallten durch die Nacht, während ich zum Barbiersalon hinauf ging. Als ich die Tür öffnete, ärgerte ich mich, nicht an eine Kerze oder Lampe gedacht zu haben und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, hier eine gesehen zu haben. Ich verließ den Salon wieder und hoffte im Pastetenladen eine Lampe oder ähnliches zu finden.

Zu meinem Erstaunen war die Tür unten nicht abgeschlossen und ich betrat den Laden. Links war eine offene Küche und der Rest des Raumes war mit einfachen Tischen und Stühlen aus Holz geschmückt. Auf jeder der Tische stand eine Petroleumlampe und daneben lagen einige Zündhölzer. Begeistert zündete ich eine der Lampen an und drehte die Flamme hoch so, dass der ganze Raum beleuchtet wurde. Der Boden war von einer dünnen Staubschicht überzogen und über den Tisch vor mir, lief eine fette Kakerlake. Angewidert schaute ich mich weiter um. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Tür, die, wie schon die Eingangstür, nicht verschlossen war. Hinter der Tür befand sich ein einfacher Raum ich fröstelte, kalte Nachtwind zog durch die Wände von draußen herein,die Tapete war an einigen Stellen versenkt und auch die Möbel erschienen mir nicht mehr sonderlich neu. Das Zimmer war relativ klein, hatte jedoch einen großen Kamin an der gegenüberliegenden  Wand. Ich blickte mich um und auch nach dem ich schon eine halbe Stunde den Raum durchkämmt hatte, hatte ich überhaupt nichts interessantes gefunden.

Deprimiert verließ ich den Laden und wollte wieder nach Hause gehen, da ich nun doch spürte,wie lange ich auf den Beinen war. Ich schaute mir das Gebäude nochmal an. Wie konnte es sein, dass es so ausgestorben war? Das die ganze Straße ausgestorben war?

Ich schwenkte meinen Blick nach rechts und wollte gerade die Fleet Street wieder hinuntergehen, da fiel mir eine schmale, pechschwarze Gasse neben dem Haus auf. Voll von neuer Hoffnung eilte ich wieder in den Laden um mir eine der Lampen zu holen, dann trat ich in die Dunkelheit.


Die Lampe gab ein weiches Licht ab, dass von der Dunkelheit gefressen wurde. Vorsichtig drehte ich die Flamme weiter auf, bis sich mir ein guter Blick auf die Gasse bot. Die Gasse war eigentlich eine Treppe, die wohl zum unteren Geschoss des Ladens führte. Langsam ging ich die schmalen Stufen herab, bis ich vor einer großen Metalltür stand. Optimistisch versuchte ich mein Glück, doch als die Tür auf schwang, bot sich mir ein schreckliches Bild.

Der Fall "Sweeney Todd"Where stories live. Discover now