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H.

Milano und ich schrieben uns nur sehr kurz, bevor er mich nach einem Treffen bat. Ich konnte darüber bloß meine Augen verdrehen. Er hatte sich kein bisschen verändert. Immer noch der gleiche ungeduldige, der gleich zur Sache kommen will.
Damals hatte ich noch an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, dass es mit uns deswegen so schnell ging. Heute wusste ich besser bescheid.
Natürlich wollte er sich bei mir treffen. Die Villa, der ganze Prunk gefiel ihm noch genauso gut wie damals. Doch womit er nicht rechnete war die Tatsache, dass ich mich im Gegensatz zu ihm, in der Zwischenzeit, sehr verändert hatte. Ich war nicht mehr so dumm und naiv wie früher und deshalb wusste ich jetzt auch genau was er wollte. Er wollte mich ausnutzen, genauso wie früher schon. Nur diesmal war ihm noch nicht bewusst, dass er nicht der einzige ist, der dieses Spiel spielen kann.
Wie konnte er nur davon ausgehen, dass ich ihm ein zweites mal seine Show abkaufen würde? Ich hatte mittlerweile eine richtige Beziehung gehabt und wahre Liebe erfahren dürfen. Mich konnte nichts mehr täuschen.

"Können wir uns bei dir treffen?"
Lange starrte ich auf Milanos Nachricht, unschlüssig was ich darauf antworten sollte. Ich rang mit mir selbst. Einerseits wollte ich mich unbedingt mit ihm treffen. Nicht weil es sich um Milano handelte, sondern, weil er eine Person war, die mit mir Zeit verbringen wollte, die mich vielleicht auf andere Gedanken bringen und mich aufheitern könnte. Andererseits hatte ich Zweifel, eben da es sich um Milano, meinen Ex, handelte. Außerdem hatte ich natürlich immer noch Wonho im Hinterkopf. Was waren wir eigentlich? Konnten wir nach 6 Monaten Funkstille noch ein Paar sein oder hatte Wonho mich längst aus seinem Leben gestrichen, ohne dass ich es mitbekommen hatte?
Zu diesem Zeitpunkt war ich mir wirklich unsicher, ob es für mich und Wonho jemals ein Wiedersehen geben würde. Dadurch konnte ich nicht vermeiden daran zu denken, wie ich mein Leben, durch das Warten auf Wonho, womöglich völlig vergeude, wenn er im Endeffekt vielleicht nie wieder zu mir zurück kehrt.
Die letzten Monate waren für mich hart gewesen. Ich wusste, dass ich so nicht weiter machen konnte. Auch wenn ich mir meine jetzige Situation wesentlich anders vorgestellt hatte, blieb mir anscheinend keine andere Wahl und so stimmte ich dem Treffen letztendlich, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, zu.

Milano begrüßte mich überschwänglich, mit einer innigen Umarmung. Er wollte mir sogar einen Kuss verpassen, doch ich drehte meinen Kopf noch rechtzeitig zur Seite, sodass er nur meine Wange erwischte. Obwohl wir beide wussten worauf es hier hinauslaufen sollte, konnte ich soweit noch nicht gehen. Das mulmige Gefühl wollte einfach nicht verschwinden. Ich wusste eben ganz genau, dass das hier keine gute Idee war. Trotzdem versuchte ich es so gut es ging zu verdrängen.
Er ließ sich nichts anmerken und spazierte mit guter Laune durch die Haustür an mir vorbei, ein zweites Mal in mein Leben hinein. "Ich bin so froh, dass wir wieder zueinander gefunden haben. Ich habe dich echt vermisst!"
Natürlich hast du das... oder meintest du eher mein Geld?
Ich lächelte ihn nur gezwungen an.
"Ich hab durst" Milano ließ mich im Flur stehen und ging zielstrebig in die Küche. "Hast du Champagner da?"
Ich brauchte ihm nicht einmal zu antworten, er hatte sich längst in meinen Regalen umgeguckt, als wäre er bei sich zu Hause. "Gefunden!", kam es auch schon entzückt aus der Küche. Glücklich kehrte er mit zwei Gläsern zu mir zurück. "Lass uns einen entspannten Tag zusammen verbringen.", schlug er vor und goss mir den Champagner ein. Ich konnte nicht anders, als ihn dabei zu mustern. Er sah noch genauso gut aus wie früher. Immer noch der gleiche athletische Körper, die breiten Schultern und die muskulösen Arme, in denen ich mich damals so geborgen gefühlt glaubte. Seine Sonnengeküsste Haut, der Dreitagebart, diese haselnussbraunen Locken, durch die ich mit meinen Fingern so gerne gefahren bin. All diese Merkmale hatten mich damals geblendet. Doch das einzige an was ich denken konnte, als ich ihm in die Augen sah, war, wie sehr ich mir wünschte, dass vor mir gerade nicht er, sondern Wonho stand.
"Auf uns."
Er grinste. Ich runzelte meine Stirn. Wir stießen an.

Chae I 2wonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt