Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 48

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Cloe erschien Montagmorgen in der Akademie, direkt von ihrem Job. James rief sie nicht mehr an, es wäre völlig sinnlos gewesen, für eine Stunde zu Fina zu fahren.
„Ehm, ist alles gut bei dir Cloe?" Sophia schaut sie etwas schief an. Ihr Haar ist etwas zerzaust und sie hat auf ihrer Schulter irgendwelche Kratzspuren. „Jaja, alles in Ordnung. Wie immer." Sie lächelt verlegen. Dazu ist sie noch mehr als froh, dass sie nicht weiter ausgefragt wird. Manche Geschehnisse will sie eben auch für sich behalten.
Einzig und allein Melissa belächelte ihre Kratzspuren mehr als deutlich, aber auch sie äußert sich dazu nicht weiter, auch wenn ihr Blick alles verrät. Cloe ist froh, heue nicht Sheppard sehen zu müssen, sie konnte sich auf gar nichts konzentrieren. Dazu hängt sie viel zu sehr ihren Gedanken nach.
Die Woche entwickelt sich recht unspektakulär, bis auf eine Sache.
Sophia muss wieder zu ihren Eltern. Sie sehnt sich schon wieder nach Freitag, wo sie frei von jeglichen Bestimmungen ist. Fina wirft ihr zwar liebevolle Blicke zu, vermied aber den Kontakt, wenn sie in Menschenmengen waren. Nur, wenn sie mal irgendwo kurz allein waren, zerrte eine von beiden die andere in eine Ecke, um sie kurz zu küssen oder wenn sie zusammen Sophias Strafe in der unterirdischen Schwimmhalle sind.
In der Mitte der Woche veränderte sich Fina, nicht ihr gegenüber, aber sie erscheint jede Stunde schwächer, obwohl ihre extrem blasse Haut dazu schon genug beiträgt.
Manchmal atmet sie plötzlich schwer, bekommt einen kleinen Schwindelanfall und muss sich irgendwo abstützen. Kopfschmerzen scheinen sie zu plagen, denn sie hält eine Hand öfters an ihre Stirn. Sophia fällt außerdem auf, dass sie sich schnell von Sophia nach einem Kuss wieder entfernt, obwohl beide Herzen schnell schlagen.
Manchmal schaut Fina sie auch wie ein Raubtier an, dass Hunger hat, unheimlichen Hunger. Dieser Frage weicht sie allerdings immer aus.
Stunde zu Stunde scheint etwas an ihr zu zerren. „Geh doch mal zum Arzt Fina. Ich mache mir solche sorgen um dich." Sie knurrt nur, obwohl sie es nicht böse meint. „Ach ist schon gut, sowas habe ich ab und an mal. Ich weiß schon, wie ich wieder auf die Beine komme." Jegliche Hilfe lehnt sie schnippisch ab, nicht einmal Sophia kommt an sie heran, um ihr zu helfen. Es ist wie am ersten Tag...
Trotzdem lächelt sie, sooft es geht, auch wenn ihr Gesicht dabei teilweise von Qual erfüllt ist.
Oft wandern ihre Augen an Sophias Hals oder ihr Handgelenk entlang. Scheinbar kämpft sie gegen etwas, denn jedes Mal kostet es sie unheimliche Kraft, sich davon loszureißen.
Das Ende der Woche nähert sich, ohne dass sich ihr Zustand bessert. Im Gegenteil. Sie verbirgt ihren Zustand so gut es geht, aber ihren Freundinnen kann sie nichts vormachen. Sophia würde es als raubtierartigen Blutrausch bezeichnen, etwas Besseres fiel ihr dazu nicht ein, um es in Worte zu verpacken.
Finas Augen werden groß, sie scheint in einer Art Trance und nähert sich immer Sophias Hals. Zwar waren es nur küsse, aber mindestens zweimal hatte sie das Gefühl, dass ein ziemlich spitzer Zahn die zarte Oberfläche ihrer Haut reizt, ehe sie sich Fina wieder losreißt. Dabei atmet sie immer ziemlich schwer, verflucht sich und entschuldigt sich kaum hörbar. „Fina!" Sophia packt sich an der Schulter und dreht sie zu sich herum. „Was ist mit dir los?" Sie schaut ihr tief in die Augen. Sie wirkt schwach, zerbrechlich, ihre Augen strahlen Müdigkeit aus. „Nicht jetzt. Später. Lass mich los, bevor ich noch... Bitte." Ihre kraftvolle, selbstbewusste Haltung verschwand schon gestern. Sie ist gerade nicht weiter als ein kleines Häufchen Elend. „Ich muss dir noch etwas zeigen, falls du das Wochenende wieder mit mir gehst. Dort wirst du..." Sie atmet schwer, reißt sich von Sophia los und setzt sich auf den nächstbesten Stuhl. Dort sitzt ein anderer Schüler, der allein schon aus Angst vor ihr seinen Platz verlässt. „Fina..." Sophias Sorge steht ihr ins Gesicht geschrieben. Sie ist völlig hilflos und muss zusehen, dass etwas ihre Freundin zerstört. „Alles gut, ich sterbe schon nicht, warte einfach und lass mich bis dahin in Ruhe."

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now