Kapitel 6

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Ein Raunen ging durch die Menge. Hanna kam es so vor, als würden die Arbeiter überlegen den Bau überhaupt anzufangen. Louis hatte einen hoch komplizierten Bauplan erschaffen und nichts würde ihn davon abhalten, diesen auch umzusetzen. Louis genoss, wie die Arbeiter alles genau betrachteten. Immerhin sahen diese nicht jeden Tag, ein so großes Schloss. Der König gab Monsieur Le Vau ein Zeichen und dieser übernahm sofort, die Arbeiter. Louis schmunzelte in Hannas Richtung, drehte sich um und ging. Natürlich folgten Hanna, Louise und Monsieur Colbert ihm sofort. Manchmal konnte so ein kurzer Spaziergang ganz schön aufregend sein, denn niemand von den dreien Wusste, was der König als nächstes vorhatte. Plötzlich blieb Louis stehen und sprach:,,Monsieur Colbert klären Sie bitte noch die offenen Kosten." ,,Ja eure Majestät." Somit waren Hanna und Louis, mit dem König allein:,,Eure Majestät, ich werde mich in die Kappelle zurückziehen, wenn es euch nicht stört.",,Tut was ihr für richtig haltet Madame." Damit verschwand auch Louise. Louis schaute zu Hanna und küsste ihre Hand:,,Madame ich bin noch weiteren Dingen verpflichtet, Ihr müsst eure Zeit etwas selber gestalten. Heute Abend gebe ich ein Fest, um den Bau zu begrüßen. Ich nehme doch an, dass ihr mich begleitet?",, Natürlich eure Majestät." Hanna machte einen Knicks und sah Louis hinterher. Nun stand sie alleine, im kalten Flur und fragte sich was sie nun tun könnte. Sie beschloss ebenfalls der Kappelle einen Besuch abzustatten. Hanna wusste zwar, das Louise dort war, aber sie nahm dieses Übel in kauf. Praktischer weise hatte das Jagdschloss eine Kapelle. Diese befand sich im Westflügel und Hanna konnte sich gerade so zurechtfinden. Vor einer goldenen Tür angekommen, öffnete Hanna diese leise und spähte hinein. Sie hörte ein leises schluchzen und Murmeln, welches nur von Louise kommen konnte. Denn diese saß auf dem Boden und betete einen Rosenkranz. Langsam trat Hanna ein und sprach:,,Louise?" Diese schrak auf und drehte sich um. In ihrem Gesicht erkannte Hanna tiefste Trauer:,,Ich werde nicht den Grund eurer Trauer erfragen.",,Ha der geht euch auch gar nichts an."Hanna trat näher heran und setzte sich neben Louise:,,Ich weiß, dass zwischen uns nicht alles super ist Louise, aber ich sehe, dass ihr mehr als nur tiefe Trauer habt.",,Wisst ihr Hanna..." Schluchzte Louise:,,Wenn eine Frau einen Mann liebt, der die ganze Welt haben könnte. Wenn eine Frau einen Mann liebt, der die Nacht zum Tag macht und absolute Macht ausübt. Dann hat sie nicht viele Chancen, die sie verbrauchen kann. Louis ist wie das Feuer wisst Ihr? Wenn Ihr zu nah heran geht verbrennt ihr euch und der Umgang mit diesem Feuer, ist nicht immer einfach. Ihr müsst immer darauf achten, dass es weiter brennt. Denn wenn die Flamme erlischt, erfriert Ihr. Ich musste zusehen wie mir das Feuer entglitt und irgendwann ausging. Ich bin die Mutter von zwei Kindern Hanna.",,Aber Ihr sagtet doch, dass ihr nur einen Sohn hättet." Louise schüttelte den Kopf:,,Das habe ich euch nur erzählt, damit Ihr keinen weiteren Fragen stellt. Louis ist mir entgleitet und ich habe keinen Schlüssel mehr, um sein Herz zu öffnen. Denn diesen Schlüssel habt Ihr nun Hanna.",,Louise ich wollte nicht das, dass so kommt.",,Natürlich nicht. Wie dem auch sei, ich werde nicht hierbleiben und zusehen, wie ein Palast der Sünde entsteht. Ich verlasse Versailles schon bald.",,Wo werdet ihr denn bitte hingehen?",,In ein Kloster. Dort komme ich besser zurecht, glaubt mir. Und dort kann ich meine Sünden begleichen. Ich habe jede Nacht, auf den König, gewartet und habe gehofft seine Schritte zu hören. Doch ich schätze das Warten ist vorbei." Langsam stand Louise auf und löste ihren Rosenkranz, von den Fingern:,,Ich werde Louis vermissen. Wir kennen uns jetzt schon seit dem ich 16 Jahre alt war." Louise lächelte und schaute zu Boden:,,Ja mein liebster Louis...Damals war er noch ganz anders, ganz anders." Louise klopfte ihr Kleid ab und ging Richtung Ausgang. Hanna blickte ihr hinterher und grübelte. Louise war von Louis immer abhängig gewesen und Hanna betete dafür, dass sie ein anderes Schicksal erwarten würde. Hanna schüttelte kurz den Kopf und verließ die Kapelle dann ebenfalls. Draußen beschloss sie etwas, im Garten, spazieren zu gehen. Sie trug ihr Kleid durch das Grün von Versailles und überlegte, wie Louise sich wohl fühlen musste. Plötzlich spürte Hanna eine Hand, auf ihrer Schulter. Hastig drehte sie sich um und erkannte einen jungen Mann. Dieser trug ebenfalls edle Kleidung und machte einen Verbeugung:,,Madame, würde es euch etwas aus machen, wenn ich euch etwas begleite?" Hanna sah sich kurz um und sprach dann:,,Natürlich nicht." Wer war dieser Fremde Typ? Normalerweise klatschte sie einem Fremden, ihre Hand, ins Gesicht, wenn er sie fragte ob er sie begleiten könnte:,,Oh entschuldigt, wo bleiben meine Manieren? Ich bin Monsieur de Bloire.",,Angenehm ich bin..." Da fiel Hanna ein, dass sie noch keinen Nachnamen für sich hatte. Sie biss sich auf die Lippe und sprach:,,Ich bin Madame Le Voire." ,,Sehr erfreut Madame." Die Beiden nickten und setzten ihren Gang, durch den Garten, fort:,,Seid ihr auch neu in Versailles Madame Le Voire.",,Etwas ja. Ich nehme an ihr seid es.",,Ja, es ist mein zweiter Tag hier. Der König plant etwas ganz großes, wie es aussieht." Monsieur de Bloire drehte sich um und blickte zum Bau, wo schon einige Arbeiter ihr Werk verrichteten.",,Ja das hat er." ,,Ich habe gehört, dass der König heute Abend ein Fest geben wird, um damit den Bau zu begrüßen. Wollt ihr mich begleiten?" Hanna blickte zu dem jungen Mann und versuchte so auszusehen, als würde es ihr Leid tun ihm eine Absage zu erteilen:,,Tut mir leid Monsieur, ich fürchte ich bin schon vergeben.",,Oh natürlich. Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber darf ich erfahren, wer es ist?" Die Beiden liefen weiter:,,Der König." Sprach Hanna trocken und lächelte kurzzeitig:,,Der König? Oh ihr seid seine Mätresse? Verzeiht, ich bin so unglaublich schusselig, wenn ich mir Gesichter merken muss." Jetzt reichte es Hanna:,,Gut, ich danke euch für das Gespräch, wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet." Hanna lief verärgert und schnellen Schrittes, in Richtung Schloss. Plötzlich sah sie, zu einem der Fenster, hinauf und erblickte Louis. Dieser blickte auf sie herab und lauschte nebenbei noch Monsieur Colbert. Hanna schluckte schwer und lächelte zu Louis hinauf. Doch dann lief sie schnell ins Schloss, um eine peinliche Situation zu vermeiden. Doch da kam ihr schon ihre Zofe entgegen:,,Madame, wo wart ihr denn?" ,,Ich war im Garten Antoinette. Stört euch das etwa?",,Keines Wegs, aber wenn ihr etwas braucht, muss ich in eurer Nähe sein.",,Ich bin sehr zufrieden, danke Antoinette." Hanna und Antoinette liefen auf Hannas Zimmer und verbrachten dort Ihr Zeit, bis zum Abend. Schick angezogen und glücklich gestimmt, machte sich Hanna auf den Weg nach unten. Doch dann hörte sie eine Stimme, hinter sich:,,Wo wollt ihr denn hin Madame?" Hinter Hanna stand Louis, ebenfalls festlich gekleidet:,,Oh, ich dachte ihr wäret schon unten, eure Majestät." Louis küsste Hannas Hand und erlaubte ihr sich bei ihm einzuhängen. Dies tat sie natürlich und die Beiden schritten herunter, in den Saal. Dort verbeugten sich alle ehrfürchtig und blickte zu Hanna und Louis. Vorne stellten sich beide nun hin und Louis sprach:,,Meine lieben Gäste, heute Abend begrüßen wir den Bau, an meinem Palast. Ich wünsche, dass ihr seht das dieser Palast euer Zuhause sein wird. Denn wenn dieser fertig ist, wird er ein Zuhause für Frankreich sein. Deshalb tanzt und genießt euren Aufenthalt." Louis gab ein Zeichen und die Musiker begannen zu spielen. Der König blickte zu Hanna:,,Wollt ihr tanzen Hanna?" ,,Sehr gerne, mein König." Louis führte Hanna zur Tanzfläche und hob seine Hand, um diese mit Hannas zu verschließen. Beide tanzten um den anderen herum und Hanna bedrückte eine Frage:,,Wie geht es ihrer Majestät, der Königin?",,Sie wird bald ihr Kind zur Welt bringen.",,Ich wünsche euch natürlich, das dass Kind gesund sein wird eure Majestät.",,Das wird es, da bin ich mir sicher." Hanna konzentrierte sich nun auf den Tanz, mit dem König und konnte sich nicht schöneres vorstellen. Nach einer Weile, des Tanzes, war die Mahlzeit dran. Louise kaute eine kleine Möhre und schaute zu Hanna, die auf ihren Teller blickte:,, Hanna warum esst ihr nicht?",,Ich habe an die Königin gedacht.",,Ist ja mal was ganz neues. Das Kind wird schon gesund sein und jetzt esst etwas." Hanna nahm sich ebenfalls etwas zu essen und plötzlich kam eine aufgebrachte Magd heruntergelaufen:,,Eure Majestät, die Königin bekommt ihr Kind!",,Ruft den Arzt Marchal schnell!" Marchal nickte und rannte los:,, Meine Gäste entschuldigt mich bitte." Louis stand auf und verließ den Saal:,,Hmh." Gab Louise von sich und fuhr sich, mit ihrer Zunge, durch ihre Zähne:,,Naja wir werden sehen, was es wird nicht war?" Sprach Louise in die Runde:,,Wenn es ein Mädchen ist, wird sie sowieso keine Chance, auf den Thron, haben." Viele nickten und vertieften sich dann wieder in ihre Gespräche. Hanna hatte ein ungutes Gefühl und drehte sich immer wieder nach hinten. Sie glaubte den König wiederkommen zu sehen. Entweder mit einer guten, oder mit einer schlechten Nachricht. Was würde passieren, wenn die Königin stirbt? Was wäre wenn...Nein Hanna konnte nicht daran denken. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Für sie verstrichen Stunden um Stunden, bis plötzlich der Arzt den Saal betrat. Eine Stille erfüllte, auf einen Schlag, den Raum und alle blickten gebannt zum Arzt herüber. Dieser blickte nach unten und rieb sich seine, mit Blut verschmierten, Hände an einem weißen und gestickten Tuch ab. Immer noch warteten alle auf Neuigkeiten. Langsam spalteten sich die Lippen, des Mannes, und er sprach:,, Es ist ein Junge und er ist gesund." Begeistert klatschten alle in die Hände und freuten sich sehr über die gute Nachricht:,,Na bravo." Sprach Louise zu Hanna, während des Beifalls:,,Ihr Majestät hat wohl einen Thronfolger." Hanna schluckte und presste ihre Lippen aufeinander. Als der Beifall nachließ setzten sich alle wieder, an ihre Plätze und eine Raunen ging durch die Menge. Hanna freute sich natürlich auf einer Seite, für die Königin. Aber auf der anderen Seite wusste sie nicht, ob es richtige Freude war, die sie spürte. Außerdem fühlten sich ihre Augen müde und schwer an. Die Leute würden sie bestimmt nicht davon abhalten schlafen zu gehen. Ganz im Gegenteil, sie würde einfach versuchen unbemerkt zu verschwinden. Also stand Hanna langsam auf und verließ die Gesellschaft. Louise unterhielt sich mit einem Adligen, der neben ihr saß. Hanna erklomm die Stufen zum oberen Geschoss und warf einen Blick in das Zimmer, der Königin. Dort lag sie, völlig erschöpft und eine Zofe beruhigte sie. Doch Louis war nirgends zu sehen. Hanna fragte sich, ob es unhöflich war einfach so gegangen zu sein. Aber an diesem Abend verzichtete sie mal auf französische Etikette und legte sich lieber schlafen. In der Nacht träumte sie erneut von der Spiegelhalle und von Louis. Jedoch überkam sie, in ihrem Traum, ein Schatten. Sie sah wie Louis völlig außer sich war und sein Gesicht war mit Angst erfüllt. Hanna windete sich in ihrem Bett und versuchte diesen Albtraum loszuwerden. Jedoch gelang ihr das nicht so recht und sie musste am nächsten Morgen schweißgebadet das Licht der Welt erblicken. Ruckartig schnellte sich hoch und atmete tief ein und aus. Hanna hielt eine Hand an ihren Hals und schaute sich um. Nichts hatte sich verändert, es war einfach nur ein Traum gewesen. Hanna legte die Bettdecke ab und stieg aus ihrem Bett. Ihre Zofe trat wenige Minuten danach ein und half Hanna, bei ihrer morgendlichen Routine. Der geplante Tag konnte losgehen. Hanna war sich nicht sicher, was sie genau erwarten würde. Aber sie hoffte, dass sie nach dieser Nacht einen nicht allzu schlechten Tag haben würde. Es herrschte Totenstille auf dem Flur, der durch das Jagdschloss führte: ,,Wo sind die alle Antoinette?" ,,Ich habe gehört der König ist in seinem Arbeitszimmer und plant den weiteren Ausbau. Viele Adlige sind gestern wieder abgereist Madame." Hanna nickte und hörte Stimmen, aus dem Gemach der Königin. Doch dieses Mal war es nicht die Stimme des Königs. Louise de la Vallière stand am Bett der Königin und klagte ihr Leid: ,,Habt ihr denn schon mit ihm gesprochen Louise?" ,,Ja das habe ich euere Majestät. Aber er sagte, dass er mich hier bräuchte. Ich will nicht sehen, wie Versailles gebaut wird. Ich will ein zurückgezogenes Leben führen können. Aber wie soll das möglich sein, wenn er mich nicht gehen lässt?" ,,Ich werde nochmal mit ihm sprechen Louise.",,Oh danke vielen dank eure Majestät." Mit diesen Worten lief Louise hastig aus dem Gemach und erblickte die etwas verwirrte Hanna. Louise warf ihr nur einen etwas traurigen Blick zu und verschwand. Sie schien wie eine Gefangene zu sein. Eine Gefangene von dem Vater ihrer Kinder. Gefangen von dem mächtigsten Mann Frankreichs. Louis wollte Louise also nicht in das Kloster gehen lassen. Wofür brauchte er sie denn noch? Louise wollte nicht zusehen wie sie noch weiter sank. Das konnte Hanna schon verstehen, aber es war einfach unmöglich dem König von Frankreich zu widersprechen. Langsam machte sich Hanna auf den Weg nach unten, um sich die Ergebnisse des Baus anzusehen. Es war schon etwas kälter geworden, was wahrscheinlich daran lag, das die Bäume langsam ihre Blätter fallen ließen. Bald würde der Herbst einbrechen und mit ihm auch der Winter. Von einem Mantel gewärmt, betrat Hanna den Garten, des Jagdschlosses. Die Arbeiter waren, zu Hannas Erstaunen, schon sehr weit gekommen. Rechts und links erstreckten sich schon die Bauten für zwei weitere Flure und Stockwerke. Was für ein Palast sollte das wohl werden? Ein Palast der jeden beeindrucken würde? Oder ein Palast der jedem Menschen Ehrfurcht einbringen würde? Egal was es werden würde, Hanna wusste, dass es wohl für die nächsten Jahre ihr Zuhause sein würde.

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