Kapitel 3

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Völlig gerädert saß ich ein paar Tage später in der Uni und versuchte mühselig meine Augen offen zu halten. Bis jetzt hatte ich es noch nicht über mich gebracht ins Firmengebäude der Salvatores zu gehen. Auch wenn meine Neugierde förmlich danach schrie zu erfahren, was es mit all dem auf sich hatte, hielt mich mein gesunder Menschenverstand immer wieder davon ab.

Irgendetwas stimmte mit diesen Kerlen nicht. Keine Ahnung was es war. Vielleicht die Art wie sie sich verhielten, vielleicht die Tatsache, dass mein Bruder nie einfach so ein riesen Geheimnis um irgendwelche vermeintlichen Geschäftspartner gemacht hätte. Liz hatte schon recht als sie sagte, ich solle vorsichtig sein.

Und trotzdem ließ mich die Begegnung mit den Beiden und deren Bitte einfach nicht los. Die letzten Nächte war ich oft wach gelegen, hatte mich von einer Seite auf die Andere gedreht und das Für und Wider der ganzen Geschichte abgewogen. Aber ich war nicht im geringsten zu einem Resultat gekommen.

Die letzten ein oder zwei Jahre bevor Logan gestorben war, hatte er sich verändert. Wenn ich recht überlegte hatte ich es bemerkt, nachdem er einige Monate sein Praktikum gemacht hatte. Ich konnte bis heute nich so recht sagen, was es war, aber wenn man einen Menschen schon sein Leben lang kannte, da spürte man sofort wenn etwas Anders war als bisher.

Ich hatte permanent das Gefühl, dass ich, wenn ich auf die Bitte der beiden Brüder eingehen würde, zumindest teilweise herausfinden würde, was mein Bruder die letzten Monate seines Lebens so beschäftigt hatte.

"Okay, was ist mit dir los, Kleine?" Seufzend sah Daniel zu mir, darauf bedacht nicht zu laut zu reden. "Du bist schon seit Tagen total merkwürdig drauf." Für gewöhnlich mochte ich die fürsorgliche Seite, die Daniel oft an den Tag legte, heute brachte sie mir allerdings überhaupt nichts. Würde ich ihm erzählen was mich beschäftigte, wäre er der Erste der versuchen würde mir das Alles auszureden. So gut kannte ich ihn mittlerweile.

"Es ist nichts." Sein Blick sagte mir, dass er ganz genau wusste, dass ich ihn anflunkerte. "Lilly." Mahnend sah er mich an. Okay, Plan B. "Ich hab nur ein paar alte Freunde von meinem Bruder getroffen. Das hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Das ist alles." Wirklich gelogen war es ja nichtmal. Nach einem letzen prüfenden Blick nickte mein Mitbewohner schließlich und widmete sich etwas widerwillig wieder unserem Professor, der sich mal wieder um Kopf und Kragen redete.

Demotiviert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte vor mir sinken und hörte nur noch mit einem Ohr zu. Immer wenn ich in den letzten Tagen etwas zur Ruhe kam blitzen wieder diese verdammten grünen Augen in meinem Gehirn auf, die mich schon beinahe dazu zu drängen schienen zu ihm zu kommen.

Ach verdammt, das war doch nicht normal.

_ _ _ _

Noch immer konnte ich nicht recht fassen, dass ich wirklich vor diesem beschissenen Wolkenkratzer stand und tatsächlich überlegte da rein zu gehen.

Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und blinzelte der Fassade entgegen, die im Licht der Sonnenstrahlen zu funkeln schien. Seufzend gab ich mir einen Ruck, klammerte mich an den Träger meiner Tasche und steuerte auf die große Eingangstüre zu.

Meine schweren Boots hinterließen dumpfe Geräusche auf dem auf Hochglanz poliertem Marmorboden und die Blicke, die mir die ganzen Anzugträger zuwarfen sprachen Bände. Aber hey, seit wann interessierte mich die Meinung von Anderen?

Ich drehte mich einmal um mich selbst, bis mir die Rezeption ins Augen sprang, hinter der eine aufgebrezelte Blondine so tat als wäre sie ganz besonders beschäftigt. Zielstrebig stapfte ich auf das Püppchen zu und erntete, kaum war ich am Tresen angekommen, einen abschätzigen Blick ihrerseits. "Kann ich Ihnen helfen?" Oh, diese nervige Stimme. "Ich möchte gerne zu Milo Salvatore." Sie zog ihre aufgemalten Augenbrauen nach oben. "Haben Sie einen Termin?" "Nein, aber er meinte ich kann jeder Zeit vorbei kommen." "Wenn Sie keinen Termin haben, muss ich Sie bitten zu gehen."

Verflucht sei dieser miese Italiener, der mir nicht mal seine Nummer gegeben hatte.

Meine Augen verengten sich. "Es ist wichtig." "Na sicher ist das." Ihre Stimme tropfte nur so vor Ironie. Dumme Schnepfe. Gerade als ich kurz davor war ihr meine Meinung zu geigen, stellte sich eine bekannte Gestalt neben mich und sah die Empfangsdame scharf an.

Fabio.

"Du wolltest sicher zu meinem Bruder und mir, oder?" Ich nickte während mein Blick noch immer an dem Püppchen haftete. "Milo hat die Hoffnung schon aufgegeben, dass du noch kommst, Lilly." Dann wandte er sich vom Tresen ab und der giftigen Blondine verrutschte ihr Lächeln, dass sie aufgesetzt hatte sobald Fabio in Sicht war.

Die Gute wurde wohl nicht gerne ignoriert.

Ich stiefelte dem jungen Mann hinterher, der geradewegs einen der zahlreichen Aufzüge ansteuerte. Mit einem schiefen Lächeln betrat er die verspiegelte Kabine und drückte auf den obersten Knopf, während ich ihm folgte. "Ich hätte um ehrlich zu sein auch nicht mehr erwartet, dass du kommst." Eingehend musterte er mich woraufhin ich mich grinsend an die Wand lehnte. "Ich stecke eben voller Überraschungen." "Das glaub ich dir aufs Wort.", lachte mein Gegenüber ehe die Türen aufschwangen und ich freie Sicht auf die Chefetage hatte.

"Mein Bruder ist gerade noch bei unserem Dad. Wir warten einfach in seinem Büro." Noch immer sah ich mich um und blieb schließlich bei dem jungen Mann neben mir hängen. Wie ich schien auch er nicht im geringsten in dieses Gebäude zu passen. Nikes und Cap statt Jackett und Krawatte. Der einzige Unterschied zwischen uns waren die Blicke der anderen Menschen. Er war immerhin der Sohn des Bosses, er könnte hier auch in von Matsch bedeckten Klamotten aufschlagen und es würde trotzdem niemand wagen ihn schief anzuschauen.

"Willst du einen Kaffee? Du siehst so aus als würdest du gleich einschlafen.", schmunzelte Fabio. "Das wäre meine Rettung." Lachend nickte er und wandte sich an eine ältere Dame die ihn liebevoll anlächelte und kurz darauf in einem kleinen Raum verschwand. "Nora bringt den Kaffee gleich." Er ging einige Schritte und hielt mir eine Türe auf. "Dir ist schon klar, dass du mir nur hättest sagen müssen wo die Kaffeemaschine steht und ich mir selbst einen hätte machen können, oder?" Verschmitzt grinste er. "Ja, das ist mir klar. Aber Nora macht den besten Kaffee der Chefetage." Belustigt sah ich ihn an, beließ es aber dabei. Wenn er das sagte.

Ich sah mich etwas in dem geräumigen Büro um und staunte nicht schlecht, als ich die Aussicht sah, die sich mir von hier aus über New York bat. Unglaublich.

Ein leises Knarren ertönte, als sich Fabio mit Schwung in einen der Sessel fallen lies, die vor dem großen Schreibtisch standen, und dann lächelnd auf den Zweiten deutete. Ich glitt deutlich sanfter und eleganter in das weiche graue Polster und musterte Fabio, der mich mit einem fetten Grinsen auf den Lippen anblickte. "Ist was?" "Jetzt kann ich verstehen, warum Logan dich uns nie vorstellen wollte. Er hat unglaublich oft von dir geredet und wir wollten dich echt gerne kennenlernen, so wie er immer von dir geschwärmt hat. Aber er wollte nicht." Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen. "Und wieso verstehst du das jetzt?" Der junge Mann zuckte die Schultern. "Du bist verdammt hübsch. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass wir uns an dich ran machen könnten."

Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen. Das klang nach Logan. Bei Mary war ihm so ziemlich alles egal. Aber sobald mich ein männliches Wesen nur schief ansah, musste man sich in Acht nehmen. Die Bindung zwischen Logan und mir war schon immer die Stärkste unter uns Geschwistern. Mary war irgendwie immer etwas außen vor, ausgemacht hatte es ihr aber scheinbar nie etwas.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich vorbei kommst." Mein Kopf schnellte in die Richtung von Milo, der unbemerkt sein Büro betreten hatte. "Du willst uns also helfen?" Er umrundete seinen Schreibtisch, setzte sich auf den Bürostuhl, stützte seine Arme auf dem Tisch ab und sah mich an.

Wollte ich das wirklich?

Ich hatte das Gefühl da steckt so viel mehr dahinter.

Meine Augen begegneten dem grünen Funkeln.

"Ja, ich helfe euch."

Heyho 😊

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel 👍

Für alle die sich unsicher sind: Lilly, ihre Freunde und ihre Familie sind neue Charaktere und stehen in keinerlei Verbindung zum Buch „Rafael". Milo und Fabio sind die beiden Söhne von Rafa und Roxy. 👍

Habt Ihr Lust, dass ich eine kleine Besetzungsliste mache, wie ich persönlich mir die Charaktere vorstelle, oder soll ich hin und wieder ein Bild zu einem Kapitel Posten?

Love you ♥️

Milo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt