second chapter

161 21 12
                                    

second chapter | lost I

A E V I A

Unsicher stieg das Aevia aus dem Auto. In Gedanken versunken, schloss sie die Autotüre und drehte sich zu dem großen Haus, welches sie einst so geliebt hatte.

Es war, im Vergleich zu den anderen Häusern im Dorf, ziemlich hoch gebaut und die schmalen Fenster hatten einen dunkelroten Rahmen. Dieser kräftige Kontrast von dunkelrot und weiß war jedoch nicht störend, Aevia fand ihn auf eine Art und Weise reizvoll.

Fenrys kam, aufmunternd lächelnd, auf das Mädchen zu und hielt ihr den Arm hin. Ohne ihm ins Gesicht zu schauen, klammerte sie sich an diesen. Langsam bewegten sie sich vorwärts.

Ohne, dass ein Wort ihre Lippen verließ, betrachtete Aevia den Platz. Ihr Garten war mit einem rot-weißen Absperrband eingegrenzt. Einige neugierige Nachbarn hatten sich hinter dem Band gesammelt und versuchten wie schnatternde Hühner, herauszufinden was in dem Haus geschehen war.

Auf der anderen Seite des Absperr-Bands standen einige Polizisten und ein Mann, welcher mit einer teuer aussehenden Kamera von der Terrasse Fotos schoss.

Fenrys und Aevia drängten sich durch die Schar neugieriger Leute und liefen auf das Absperrband zu.

Selbstsicher war Fenrys daran das Band zu heben, als ein breit-gebauter Mann, welcher einen Anzug trug sich ihm in den Weg stellte. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt und sein kalter Blick durchlöcherte Fenrys und jede seiner Bewegungen.

„Das Betreten des Tatorts ist nur für Polizisten gestattet", erklärte er ihnen mit fester Stimme.

Von dem Mann eingeschüchtert ließ Aevia ihren Blick über das dunkelrote Dach zum Himmel gleiten. Normalerweise war der Himmel um diese Jahreszeit Tagsüber immer tiefblau. Aevia liebte diese Farbe. Sie erinnerte sie an die Augen ihrer Mutter. Jedes Mal wenn sie in diese geschaut hatte, war es als würde sie in den Himmel schauen.
Doch an diesem Tag hatte der Himmel nicht die Farbe der Augen ihrer geliebten Mutter. Heute war der Himmel von grauen Wolken bedeckt. Nur einzelne goldene Sonnenstrahlen hatten sich durch diese durchgekämpft und verloren sich kurz über dem feuchten Boden.

„Wir kommen direkt von der Polizei und das hier ist eine Angehörige", ertönte Fenrys raue Stimme neben Aevia. Sie sah zur Seite.

Der Mann ließ mit einer prüfenden Miene seinen Blick zwischen Fenrys und ihr hin und her gleiten. Nach einer kurzen Stille trat er stumm einen Schritt zur Seite. „Das ist die letzte Ausnahme die ich für dich mache. Das nächste Mal ist es mir egal, dass du ein guter Freund meines Bosses bist", sagte dieser genervt und hob das rot-weiße Plastikband.

„Danke", sagte Fenrys und Aevia meinte für einen kurzen Teil einer Sekunde ein überhebliches Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können.

Langsam setzte sich Fenrys in Bewegung. Mit wackeligen Schritten folgte Aevia ihm. Sie duckten sich unter dem Band hindurch und durchschritten langsam den gepflegten Garten.

Der Wind wehte um ihre Ohren und das Rascheln des Apfelbaums ließ sie kurz in alten Erinnerungen schwelgen. Erinnerungen von schönen Sommertagen, von Picknicken im Garten, von Abendessen im Sonnenuntergang. Ein Stechen brannte in ihrer Brust. Es tat weh hier ohne ihnen zu sein.

Hastig schüttelte sie ihren Kopf und schaute geradeaus. Mit ihren, vor Müdigkeit brennenden Augen fixierte sie die dunkelrote Haustüre. Nun war es Angst, welche durch Aevias, nun zitternden, Körper flutete und den Schlag ihres schmerzenden Herzens übertönte.

Ma was war das für ein Schrei", rief Aevia die Treppen herab und fuhr sich mit der Hand durch durch ihr schwarzes Haar. Keine Antwort.

Glowing HeartsWhere stories live. Discover now