third chapter

112 20 13
                                    

third chapter | lost II

A E V I A

Zusammen liefen sie die Treppe hinab und den Gang entlang. Als sie an dem Wohnzimmer vorbeiliefen, presste Aevia ihre Augen zusammen und als sie diese wieder öffnete, sah sie Fenrys in der großen Haustüre stehen und ihr freundlich lächelnd die Tür aufhalten. Sie schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln und trat ins Freie. Zusammen liefen sie zu dem dunkelblauen Auto.

Mittlerweile standen nur noch wenige Nachbarn hinter dem Absperrband. Trotzdem fühlte sie die Blicke der neugierigen Menschen, welche sich in ihre Haut brannten.

Auch wenn sie nichtmal ein halbes Jahr in diesem Dorf wohnte, kannten sie hier trotzdem viele Leute. Ihre Familie wurde von dem ersten Tag an immer komisch angeschaut. Aevia ging davon aus, dass sie dies taten da nicht viele Leute nach Blackwoods zogen, eigentlich gar keine. Wenn dann zogen die Leute von Blackwood weg. Aber dahin? Für viele Dorfbewohner nicht nachvollziehbar.

In der kurzen Zeit hatte Aevia schon von vielen Flüchen und Legenden gehört, welche auf Blackwoods lasten sollten, aber über keine wirklich nachgedacht, geschweige geglaubt, dass sie irgendwie wahr sein können. Doch anscheinend gab es viele Leute die diesen Glauben schenkten und sogar wegen ihnen in die Stadt zogen, auch wenn Aevia glaubte, dass es einfach eine Ausrede dafür war in eine Stadt zu ziehen in welcher tausendmal bessere Umstände herrschten.

Bei Aevias Familie war es damals jedoch genau anders herum. Sie und ihre Familie wollten schon lange von der stickigen, schmutzigen Stadt weg und hatten es damals auch geschafft. Damals dachten sie es würde ihnen hier gefallen, ihnen besser gehen. Dachten.

„Aevia", die raue Stimme des grauhaarigen Mannes, rieß Aevia aus ihren Gedanken. Sie schüttelte schnell ihren Kopf und duckte sich um unter dem Absperrband hindurch zu kommen. Sie liefen eilig zu Fenrys Auto. Aeviea stieg schnell bei dem Beifahrersitz ein und atmete erleichtert aus, als endlich keine Last mehr auf ihrem Fuß lag.

Fenrys verstaute ihren Koffer im Kofferraum und stieg dann kurze Zeit später neben ihr ein. Seufzend startete er den ratternden Motor und fuhr aus der schmalen Einfahrt.

Stumm beobachtete Aevia eine Zeit lang wie der alte Mann konzentriert das Auto steuerte, doch senkte dann lieber ihren Blick auf ihre Hände, welche immer noch erdig waren. Sie drehte ihre Hand und fixierte das Zeichen neben ihrer Pulsader.

Der dunkle Kreis in welchem sich ein weiteren kleinen Kreis befand und so diesen ein bisschen wie ein Mond aussehen ließ, hatte Striche an seinen Seiten welche sie etwas an Strahlen einer Sonne erinnerten.
Ihr ganzes Leben hatte sie dieses Zeichen versteckt, weil sie die ganzen Fragen satt war. Doch eigentlich war sie die Person mit meisten offenen Fragen.

„Bald schon wirst du erfahren, was es damit auf sich hat", ihr Kopf schnellte zur Seite. Fenrys Blick war immer noch starr auf die Straße gerichtet.

„Wieso können Sie es mir nicht sagen?", fragte sie ihn leise.

„Ich bin nicht die Person die dir das sagen sollte", erklärte er ihr und lächelt kurz.

„Wohin fahren wir jetzt überhaupt? Was mache ich eigentlich hier? Müsste ich nicht in irgendein Heim oder so?", fragte sie weiter und durchbohrte ihn mit ihrem Blick.

„Sei froh, dass du in kein Heim kommst, die Waisenhäuser hier sind wie im Mittelalter", sagte dieser lachend: „Du kommst nach Ravenhill und ich bin mir sicher, dass es dir dort gefällt".

Aevia verdrehte die Augen. Wie konnte er in diesem Moment lachen?

„Kann ich von diesem Ravenhill aus in die Schule?", fragte sie ihn seufzend.

Glowing HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt