Three

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Später, nach einigen Gesprächen über Beruf, Familie und Bekannte, bringe ich Blair zur Tür. Sie besteht darauf nach Hause zu fahren.
Ich habe ihr zwar vorgeschlagen, dass sie bei mir schlafen kann, doch sie hat gesagt, dass sie noch einige berufliche Dinge zutun hat.

„Rufst du mich dann an, wenn du mit ihm geredet hast?"
Sie zieht sich ihre Schuhe an, während ich an der Tür lehne und meine Beine gekreuzt habe.
Ich nicke und sie erhebt sich mit einem hochroten Gesicht, von dem Gebücke „Gut, gibst du mir mal den Mantel?"
Sie deutet auf die Heizung. Ich greife nach ihrem mittlerweile warmen Mantel und übergebe ihn ihr.

„Ganz wichtig, bitte knicke nicht wieder ein. Du bist Julie und hast selber eine Meinung die du zu vertreten hast."

Blair fässt mir an die Schultern und schüttelt mich, während ihrer Rede, durch.
Lachend enziehe ich mir ihr „Ja, Mama!"
Amüsiert geht sie zur Tür die ich öffne „Na dann los."
Blair motiviert sich selber und begibt sich joggend nach draußen zu ihrem Taxi, welches schon auf sie wartet.
Ein letztes Mal winkt sie und steigt dann ins Auto.
Durch die Kälte durchfährt mich ein Schauer. Ich schließe sofort die Holztür. Blair hat recht. Wenn ich mit Logan rede, muss ich stark bleiben und ihm meine Sicht erklären. Das scheint wohl das beste zu sein.

~

Ein Klopfen holt mich aus meinem Schlaf. Ich rolle mich quer durch mein Bett, doch derjenige sieht es nicht ein mit dem nervigen geklopfe aufzuhören.
Draußen ist es noch dunkel, doch das ist es im Winter doch immer.
Erneut klopft jemand an meiner Haustür. Das ich eine Klingel habe, scheint wohl nicht bekannt zu sein.
Seufzend roll ich mich zum Wecker.

8:46 Uhr.

Wer will so früh was von mir?

Es ist verdammt nochmal Samstag!

Langsam, sehr langsam, rolle ich mich aus dem Bett und gähne, als ich sitze. Immer noch strahlt die Bettdecke so eine Wärme aus, das es mir sehr schwer fällt jetzt aufzustehen.
In meine Hausschuhe schlüpfend, richte ich meine Haare, indem ich mir schnell einen Dutt mache. Wie ein Penner will ich auch nicht unbedingt aussehen. Wer weiß wer da an der Tür ist?
Egal wer ist es. Bitte, lieber Gott, lass es nicht Miss Susan sein. Man muss sie einmal getroffen haben, um zu verstehen was ich meine.

An der Tür angekommen, öffne ich sie. Nein, Gott hat mich nicht erhört.
Kleine graue Augen sehen mich empört durch eine Goldbrille an.

„Guten Morgen, Miss Susan!"
Mit einem gedrückten Lächeln, versuchen ich meine Verärgerung zu überspielen.

„Miss Wyler, Ihre Bürgersteigsseite ist komplett zugeschneit. Mein Mann ist heute fast darauf ausgerutscht!"
Sie verschränkt ihre Arme. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon längst umgefallen.

„Das... Ähm das tut mir leid. Ich werde den Schnee sofort beseitigen."
Erneut lächle ich, doch die Miene von Miss Susan verändert sich nicht.
„Das will ich doch hoffen."

Innerlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das sie mein Grundstück verlässt.
Langsam geht ihr Blick runter zu meinem Herzchen Pyjama. Etwas peinlich berührt, stelle ich mich hinter die Tür.

„Dann..." Ein letztes Mal sieht sie mir skeptisch ins Gesicht „Schönen Tag noch."
Ihr Ton klingt nicht wirklich so, als hätte sie das ernst gemeint. Selbst ein Kleinkind hätte das raushören können, diesen Sarkasmus.

Lächelnd nicke ich und sie dreht sich um, um endlich mein kleines Grundstück, falls man es so nennen kann, zu verlassen.
Langsam schließe ich die Tür wieder und seufze.
Welche Laus ist ihr über die Leber gelaufen, das sie jeden Tag etwas zu meckern hat?
Mal ist es die Lautstärke meiner Musik, dann der Dampf, welcher aus dem Fenster quillt, wenn ich was koche, oder eben wie jetzt der Schnee.

Gähnend gehe ich in die kleine Küche, um mir ein morgendliches Müsli vorzubereiten. Ich hole aus dem Hängeschrank eine Schüssel und tue Schokomüsli rein.
Das ist die einzige Sorte die wirklich schmeckt. Ich meine Müsli mit Rosinen? Rosinen, wer hat sich das ausgedacht?
Ein paar Trauben trocknen zu lassen und dann wieder als etwas neues zu vekaufen? Ich verstehe es nicht.
Nachdem ich Milch hinzugefügt habe, gehe ich samt der Schüssel in das wohlig warme Wohnzimmer.
Da es draußen nur leicht schneit, kann ich die Gelegenheit nutzen und in die Stadt gehen und meiner Mutter endlich ein Weihnachtsgeschenk kaufen. Kann schon sein das die Zeit knapp ist, aber no risk no fun, richtig?

Das Müsli schaufel ich so weg und sehe nebenbei auf den Fernseher, den ich eben angemacht habe.

Möglicherweise sollte ich die Chance nutzen und in der Stadt auch Logan besuchen und dringend mit ihm reden. Das muss ich hinter mich bringen.
Im Fernseher läuft gerade irgendeine amerikanische Soap, die mal wieder sehr übertrieben dargestellt ist. Kein einziger Amerikaner würde jemals so oberflächlich leben, außer vielleicht die Leute die wirklich Kohle haben.

Der letzte Haufen Müsli landet in meinem Mund. Anschließend stehe ich auf, mach diese nervige Soap aus und beginne damit mich fertig zu machen.
Zähne putzen, Haare kämmen und Gesicht waschen, denn geduscht habe ich gestern Abend noch.

Im Schlafzimmer öffne ich den riesen Schrank und mein Blick fliegt sofort auf ein paar T-shirts, die Logan hier für den Notfall gebunkert hat. Aber dadurch das er bis jetzt immer oft hier war, hat er sie täglich genutzt.
Traurig ziehe ich ein graues T-Shirt raus und rieche dran. Ich muss das alles endlich in Ordnung bringen.
Sein Duft brennt förmlich in meiner Nase.
Ich könnte ja auch einfach eins seiner T-shirts anziehen. Sozusagen ein Zeichen der Liebe. Begeistert werfe ich mir das Shirt über und ziehe dann eine dunkelblaue, enganliegende Jeans an.

Zufrieden gehe ich in den Flur und sammle Handtasche, den Mantel und die Mütze zusamnen. Mit einem nervösen kribbeln im Bauch, schnappe ich mit den Haustürschlüssel und begebe mich in die Schneelandschaft.

Mein Blick wandert zur Seite, wo der Mann von Miss Susan erneut Schnee von dem Bürgersteig fegt. Das macht keinen Sinn, da es ja noch schneit.
Schließlich schließe ich ab und gehe die Steintreppe hinunter. Um den Schnee werde ich mich später kümmern.
Andere Dinge haben jetzt auf jeden Fall mehr Priorität.

Nach ein paar Schritten stecke ich mir schon die Hände in die Manteltasche, sonst hält man die Kälte nicht aus.
Ein paar Schneeflocken fliegen mir ins Gesicht, weshalb ich meine Augen schließen muss. Mir kommt eine ältere Damen mit ihrem kleinen Terrier entgegen. Wie aufgeregt schnupper er an jedem Laternenpfahl und an jedem Baum. Darüber amüsiert lächelnd gehe ich an ihnen vorbei.

Mein Tempo verlangsamt sich plötzlich, als ich bei einer Kreuzung zum halten komme.

Zuerst Geschenk oder zuerst Logan?

Mein Herz sagt mir zwar, daß ich zuerst meines Gewissens wegen zu Logan gehen sollte, doch ich entscheide mich für das Geschenk.

Meine Füße tragen mich über die Straße in die linke Richtung, wo sich quasi die Einkaufsmeile befindet.

Die Meile ist trotz des Wetters, gut gefüllt. Vor allem viele ältere Pärchen sind unterwegs und halten Händchen. Diese Geste dieser Menschen, erinnert mich an Logan und mich, wie wir vor einigen Tagen noch selber so durch die Stadt gelaufen waren. Frisch verliebt wie kleine Kinder.
Doch im Moment bin ich mir unsicher, ob das nochmal so geschehen wird. Ich muss mich wirklich beeilen mit dem Geschenk kaufen.

Vielleicht hätte ich zuerst zu Logan gehen sollen.

When two lonely hearts meetWhere stories live. Discover now