Fifty

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Ich lächle Owen zu, der mir entgegen kommt, während er lächelnd seine Zigarette wegschnipst. Jo hingegen sieht nur kurz zu mir, um dann wieder auf die Backsteinmauer die gegenüber liegt zu starren.
Davon lasse ich mich aber nicht verunsichern, sondern umarme Owen, der seine Arme ausbreitet.
„Was verschlägt dich hierher?"
Er schiebt mich zu ihrem Stehplatz und ich zucke mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Ich bekam Lust euch mal wieder zu besuchen."
„Schön." Er lächelt mir zu und stellt sich dann neben Jo, der mich immer noch ignoriert.
Owen tippt ihn an.
„Wir haben Besuch, Bro."
Jo atmet den Qualm aus, schnipst die Zigarette weg und sieht kurz zu mir runter „Hi."
Verunsichert lächle ich und stelle mich dann neben Owen.

Hat Jo ein Problem damit das ich hier bin? Ist er sauer? Dabei habe ich ihm doch geholfen, als es ihm schlecht ging.

Seine Augenbrauen sind zusammen gezogen. So ungefähr habe ich damals in der Schule auf die Tafel geguckt, wenn mein Mathelehrer wieder eine dubiose Formel an die Tafel geschrieben hat. Aber hier ist weder eine Tafel, noch eine schwere Formel zu sehen.
Die Stille, die zwischen uns herrscht ist mir sehr unangenehm.
Am Himmel kann man schon einzelne Sterne sehen, aber anders als sie, fühle ich mich allein.
Meine Hände reibe ich aneinander und versuche sie so warm zu bekommen.
„Kalt?" Owen schnippst seine Zigarette aus und deutet auf meine Hände. Ich nicke nur und lache verlegen. Verlegen? Keine Ahnung warum.
Vielleicht will ich sie nicht dazu bringen rein zu gehen. Vielleicht genieße ich es auch mal nicht allein zu sein. Jo kümmert es nicht wie es mir geht. Mittlerweile sieht er auf sein helles Smartphone. Auch Owen merkt das was nicht stimmt und stupst ihn an. Jo aber reagiert darauf gar nicht.
Das wird mir echt zu blöd. Ich scheine echt unerwünscht zu sein.
Meine Augen werden glasig. Warum zieht mich das jetzt so runter?
„Owen ich muss los."
Mit der Hoffnung das er nicht sieht wie es mir geht, lächle ich leicht und deute zur Tür. Lange starrt er mich an, bis er nickt und mich umarmt.
„Komm gut nach Hause, ja?"
Lächelnd sieht er mich an. Aber er strahlt auch etwas mitleidiges aus.
Mit einem letzten Blick zu jo, der mich immer noch ignoriert, seufze ich leise und verlasse die beiden Jungs.
Zusammen mit einem komischen Gefühl im Bauch.
Die Bar ist völlig durchqualmt und kurz winke ich Jeff zu, der mir zunickt.
Zügig verlasse ich die Bar..

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Lustlos stecke ich den Schlüssel in mein Schloss damit ich die Tür öffnen kann. Was habe ich getan das er mich anscheinend verabscheut?
Liegt das daran das ich plötzlich so aufgetaucht bin? Doch bevor ich zu Ende denken kann, fällt mir der Schlüssel aus der Hand, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hab.
Meine Hand greift danach, als ich plötzlich etwas aus dem Wohnzimmer höre.
Sofort stehe ich wieder kerzengerade. Was war das? Ich schlucke. Wenn das ein Einbrecher ist, dann renn ich einfach raus. Aber was ist wenn er mich packt? Mein Bauch fängt an zu verkrampfen. Was mache ich jetzt? Mit ganz langsamen, benommen wirkenden Schritten schleiche ich zum Wohnzimmer.
Ich muss wissen was hier vorgeht, egal wie viel Angst ich habe.
Doch ich sehe nichts. Jetzt komme ich aus der Ecke hervor, hinter der ich mich versteckt hatte.
Verwirrt betrete ich den Raum.
„Hallo?" Auf dem Sofa liegt ein offenes Buch.
Ich nehme es in meine Hände.

„Hallo."

Mein Atem bleibt stehen. Schlagartig drehe ich mich um. Was macht er hier?
Augenblicklich fällt das Buch auf den Boden, ohne daß ich das wirklich mitbekomme.
Logan starrt mich mit seinen braunen Augen an, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
„Die Tür war auf und als ich geklingelt habe, hat keiner aufgemacht."
Und dann geht er einfach rein? Am liebsten würde ich ihn am liebsten rauswerfen. Nur mein Körper streikt. Stattdessen stehe ich hier und rühre mich nicht einen Millimeter.
Langsam kommt er auf mich zu. Endlich setzen sich meine Beine in Bewegung und sofort trete ich einen Schritt zurück.
„Was suchst du hier?"
Mein Kreuz berührt das Sofa. Weiter zurück kann ich nicht gehen.
„Ich will mit dir reden."
Reden? Er will reden? Jetzt?
Mein Blick wandert auf den Boden. Ich bemerke das ich er mich weiterhin anstarrt.
„Bitte."
Wieder tritt er einen schritt nach vorne. Diesmal bewege ich mich nicht. Ich werde vom Sofa aufgehalten.
Meine Gefühle und Gedanken spielen verrückt. Ich weiß das es falsch wäre ihm zuzuhören und ihm zu erlauben zu sprechen, aber ich will endlich wissen warum das alles so passiert ist wie es passiert ist. Ich denke darüber wird er mit mir sprechen wollen.

Still nicke ich und er atmet erleichtert aus. Warum kaufe ich ihm das alles nicht ab?
Das ist doch alles nicht wahr.
Er setzt sich neben mir auf das Sofa, worauf ich mich schweigend gesetzt habe.
Mein Mantel und meine Schuhe sind immer noch an meinem Körper. Ich bin aber gerade zu angespannt um mich darum zu kümmern.

„Julie.." Er faltet seine Hände und mein Kloß im Hals wächst von Minute zu Minute.
„Es tut mir alles so leid."
Ich sage nichts sondern schweige vor mich hin. Mein Mundwerk lässt sich nicht mehr öffnen.
„Ich meine das hast du wirklich nicht verdient."
Seine Hand wandert neben meine. Ich habe angst das er sie ergreift. Deswegen ziehe ich meine Hand weg und lege sie auf mein Knie.
Er seufzt leise, aber so das ich es noch hören kann.
„Julie. Ich möchte nicht das wir uns weiterhin anschweigen."
Jetzt sehe ich auf. Moment mal. Wer hat denn immer das Gespräch zu ihm gesucht?
Gereizt sehe ich ihn an. Er sieht an meinem Blick das ich seiner aussage nicht zustimme.
„Ich meine das nicht bö-", ich schüttel den Kopf.
„Hör auf zu reden.
Ich war diejenige die immer mit dir reden wollte, aber du hast abgeblockt. Du warst immer der der mich ignoriert, angeschwiegen und völlig blöd dastehen lassen hat."
Jetzt schüttelt er den Kopf.
„Das ist bullshit. Ich wollte die ganze Zeit mit dir reden."
Verächtlich lache ich und stehe auf. Mein Weg führt mich zum Fenster.
Der Schnee ist weg, genauso wie meine Geduld.
„Logan, gehe einfach. Du machst alles gerade schlimmer."
Ich höre das er auch aufsteht.
„Du verstehst nicht was ich dir damit sagen will oder?"
Ich ignoriere diese Aussage. Wer versteht schon seine Logik.
„Verdammt Julie, ich liebe dich noch!"

Mein Herz bleibt stehen

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt