Halloween

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Inzwischen waren einige Wochen in Hogwarts vergangen und heute war Halloween. Selena kam sehr gut im Unterricht mit, was nicht zuletzt durch ihr Lernen rund um die Uhr zu begründen war. Des Öfteren tat sie dies auch mit anderen Schülern zusammen, vorzugsweise mit Daphne, aber manchmal auch mit Hermine, da diese ihren Eifer teilte. Ab und zu halfen die Beiden auch Harry und Ron auf die Sprünge.

Sie war froh, dass zwischen ihnen nicht dieses typische Hausdistanz bestand, zumindest wenn sie an ihren Aufsätzen arbeiteten. Ihren Streit hatten sie eigentlich rasch beigelegt. Die kleinen Pausen vom Lernen nutzte sie um mit den Anderen durch Hogwarts zu streifen oder aber auch für das Flugtraining. Sie wollte schon immer mal Quidditch spielen und in ein paar Jahren hatte sie womöglich die Chance ins Team zu kommen. Ein kleines bisschen neidisch auf Harry war sie ja schon, denn schließlich wurde er bereits nach der ersten Flugstunde als Sucher in seiner Hausmannschaft aufgenommen und das nur, weil er Malfoy die Stirn geboten hatte und einem ziemlich schusseligen Jungen aus Gryffindor seinen Erinnermich wiederbeschafft hatte. McGonagall hatte ihn dabei zufällig gesehen und seine Talente entdeckt.

Selena war wirklich neidisch auf ihn. Nicht nur wegen Quidditch sondern auch deshalb, weil er Malfoy eins ausgewischt hatte. Dieser ging ihr nämlich tierisch auf den Keks. Er versuchte stets zwanghaft ein Gespräch zwischen ihnen aufzubauen, obwohl Selenas Desinteresse ziemlich deutlich zu spüren war. Außerdem bedrängte er sie damit, dass es sich für eine Slytherin nicht gehören würde, mit Gryffindors rumzuhängen. So ein Schwachsinn. Zugegeben, einige Gryffindors waren in ihren Augen tatsächlich unausstehlich, aber deshalb traf dies nicht auf alle zu.

Sie hatte einstweilen das Gefühl, sie wäre mit Abstand die toleranteste Slytherin, die es gab. Die Anderen ihres Hauses sah man nämlich zumeist mit Ihresgleichen herumstreifen und obwohl sie die meisten Sachen stets mit Daphne unternahm, hatte sie dennoch einen guten Draht zu den anderen drei Erben und gelegentlich auch zu den Drei aus Gryffindor. Obwohl sie auf Gareth durchaus ab und zu verzichten könnte, denn dieser hatte wohl ein wenig mehr Hochmut als die übrigen Gryffindors abbekommen.

Jetzt saß sie neben Daphne am Slytherintisch in der großen Halle und löffelte ihre Kürbissuppe, die es heute an Halloween wirklich in Übermaßen gab. „Denkst du, es wird heute noch irgendwas richtig Grusliges passieren?", fragte Daphne gelangweilt, denn bis jetzt schien ihre Vorstellung zu diesem Fest in Hogwarts nicht erfüllt worden sein. „Ehrlich gesagt bezweifle ich das", antwortete Selena, wusste aber auch nicht, ob die Lehrer vielleicht irgendwas geplant hatten. Sie hielt es allerdings für unwahrscheinlich. Außer dass die Geister durch das ganze Schloss streiften und alles halbwegs gruselig dekoriert war, war heute nichts sonderlich anders als die übrigen Tage in Hogwarts. Außerdem war auch schon früher Abend und bald würden sich die ersten Schüler wohl bereits in ihre Schlafsäle begeben.

„Wenn ihr euch langweilt, dann kommt doch nachher zur Party um 21 Uhr im Slytherin Gemeinschaftsraum", mischte sich ein Mitschüler von ihnen ein. „Den Tipp hab ich von Malfoy", meinte er und wendete sich dann wieder seinem Essen zu. Selena lugte zu dem blondhaarigen Slytherin, der ein paar Plätze von ihnen entfernt saß. Toll, also waren ihre Möglichkeiten für diesen Abend entweder schlafen oder auf eine Party von Malfoy gehen. Super Aussichten. Daphnes Mine jedoch hellte sich augenblicklich auf.

„Komm schon Selena, bitte! Lass uns da zusammen hingehen! Ich weiß, dass du ihn nicht besonders magst aber auf der Party können wir doch trotzdem Spaß haben", sagte sie mit leuchtenden Augen. Selena seufzte gequält auf, versprach aber Daphne zuliebe mitzukommen. Diese wirkte daraufhin deutlich weniger gelangweilt als zuvor und tippelte aufgeregt mit den Fingern auf dem Tisch herum. „Ich habe dir doch gesagt, ich komme mit. Dann tu mir wenigstens den Gefallen und zapple hier nicht so rum", meinte Selena grinsend.

Ihre Freundin hörte augenblicklich auf und wand ihren Blick peinlich berührt dem Tisch zu. Selena konnte nur amüsiert den Kopf schütteln. Es war so eindeutig, dass ihre Freundin gewaltig in Malfoy verschossen war, auch wenn Selena nicht den leisesten Schimmer hatte, wie das überhaupt möglich war. Plötzlich hörte sie, wie sich die gewaltigen Türen der großen Halle scheppernd öffneten. Wie auch ihre Mitschüler blickte sie auf.

Herein stürmte ein durcheinander und gehetzt wirkender Professor Quirrel, ihr Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, der bis zur Mitte der Halle lief und dann panisch in Richtung des Lehrertisches rief: „Trooooooooll! Troll, unten im Kerker! Ich dachte ich sag's ihnen." Dann kippte er, kreidebleich wie er war, um. In der Halle brach fassungslose Panik aus. Die Mehrheit der Schüler sprang auf. Sie stießen ihr Essen achtlos beiseite und gaben ihrem reflexartigen Fluchtinstinkt nach. Selena überfiel auch Panik, jedoch gelang es ihr, sich daraufhin einigermaßen selbst zu beruhigen. Die Lehrer würden die Schüler schon beschützen.

Und damit hatte sie auch Recht, denn kurze Zeit später ließ der Ausruf ihres Schulleiters alle Schüler innehalten. „Seid ruuuuuhig! Verfallt jetzt bitte nicht in Panik! Also gut. Die Vertrauensschüler bringen ihre Häuser in die Gemeinschaftsräume, die Lehrer gehen mit mir hinunter in die Kerker." Aufgeregt führten die Schüler die Anweisung Dumbledores aus und auch Selena und Daphne folgten ihren Vertrauensschülern. Am Ausgang der Halle trafen sie auf eine Gruppe von Gryffindors, unter ihnen auch Harry, Gareth und Ron. „Selena!", schrie Gareth durch das Gewusel hindurch. „Du musst mit uns kommen! Hermine hat keine Ahnung von dem Troll."

„Warum? War sie nicht in der Halle?", fragte die Angesprochene. „Keine Zeit für Erklärungen, wir müssen sie warnen!", meinte Gareth. Selena blickte sich um. Daphne war bereits mit den übrigen Slytherin am Ende des Ganges und ihre Abwesenheit schien in der Hektik, die hier herrschte, keinem aufzufallen. „Also gut. Wo ist sie?" „Neville meinte, sie ist im Mädchenklo", sagte Gareth noch, dann rannte er mit den anderen Beiden schon los. Selena nahm die Beine in die Hand und folgte ihnen. Wieso tat sie dies überhaupt? Wieso riskierte sie den Verlust von Hauspunkten? Sie konnte es selbst nicht mehr leugnen. Sie hatte Hermine nach den vielen Stunden des gemeinsamen Lernens lieb gewonnen. Dass sie in Gryffindor war, machte für Selena keinen Unterschied mehr und wenn sie die Möglichkeit hatte, ihr zu helfen, würde sie diese auch wahrnehmen.

Warum Hermine überhaupt nicht zum Fest erschienen war, würde sie aus den anderen drei Gryffindors schon noch herauskriegen, aber jetzt hatte die Sicherheit ihrer Freundin oberste Priorität. Harry hielt sie vor einer Kreuzung mit dem Korridor zurück, der in Richtung Mädchenklo führte. Sie zwängten sich in einen dunklen Spalt und warteten ab. „Der Troll ist nicht mehr im Kerker Leute", flüsterte Ron, nachdem ein gewaltiger Bergtroll mit einer riesigen Keule im Gepäck um die Ecke bog. „Er geht ins Mädchenklo", flüsterte Harry panisch zurück. „Schnell, wir müssen Hermine helfen", meinte Selena darauf energisch. Die Anderen staunten über die Panik in ihrer Stimme, doch nickten dann entschlossen. Gemeinsam rannten sie zum Eingang und verschafften sich Zugang zum Mädchenklo.

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⏰ Last updated: Feb 10, 2019 ⏰

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Die Hüter (Harry Potter Universe FF)Where stories live. Discover now