🔥 8. Kapitel

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Unruhig wälzte ich mich hin und her. Meine Haare waren mittlerweile sicher zerzaust und standen in alle Richtungen ab. Rhett war noch immer nicht da und langsam machte ich mir Sorgen, dass er noch nicht da war. Tief holte ich Luft und blickte auf das Meer hinaus. Die Sterne und der Mond spiegelten sich darin. Meine Gedanken kreisten um Rhett, um meinen Bruder und meine Familie. Da erblickte ich einen Drachen am Himmel, dessen goldene Schuppen im Mondlicht glänzten. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Jetzt sah ich Rhett noch einmal mit anderen Augen. Heute oder gestern Morgen hatte ich mich nur darauf konzentriert, dass ich erwartet hatte, dass Drachen tot waren aber es doch nicht waren. Jetzt erblickte ich seine ganze Schönheit. Wie majestätisch er sich bewegte, wie seine Schuppen glänzten. Ich beobachtete jeden Flügelschlag. Fasziniert sah ich dabei zu, wie er zur Landung ansetzte. Sein Blick glitt zu meinem Fenster, als würde er spüren, dass ich ihn beobachtete. Röte Schoss mir in die Wangen und ich drehte mich weg. Beim Striptease wollte ich ihn nicht beobachten. Nicht schon wieder. Erleichterung durchflutete mich. Rhett schien unversehrt zu sein. Das war schon mal etwas. Warum es mich aber gleich so erleichterte, wusste ich nicht. Jedenfalls sollte sein Wohlergehen mir nicht so wichtig sein. Das war schon einmal sicher. Dennoch war es so und es verwirrte mich. Ich redete mir ein, dass das nur an meiner Familie lag. Ich sagte mir, dass ich mir keine Sorgen um ihn, sondern um meine Familie gemacht hate. Das glaubte ich zumindest nach einer Weile. Weiter in Gedanken lag ich in meinem Bett und starrte diesmal die kalte Wand an, die mir gegenüber war. Ich zählte die Steine, bis ich Schritte vernahm. Wie von selbst setzte mein Herz schon wieder einen Schlag aus, nur um kurz darauf heftig in meiner Brust zu pochen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Das, was Rhett mir jetzt sagen würde, könnte alles ändern. Entweder könnte es mich glücklich machen oder mich ruinieren. Fest hoffte ich auf Ersteres, doch gleichzeitig wagte ich mich auch nicht, meine Hoffnungen hoch anzusetzen.

Die Schritte stoppten vor meiner Türe, doch nichts geschah. Die Tür ging nicht auf und Rhett klopfte nicht. Nervös lag ich da und fing an, die Sekunden zu zählen. Als ich bei 14 angekommen war, hörte ich, wie sich die Schritte entfernten. Verblüfft hielt ich inne und lauschte, wie Rhett die Tür seines Zimmers aufmachte. Wie von selbst schlug ich die Decke von meinem Körper und schwang meine Beine über die Bettkante. Hastig lief ich auf die Türe zu. Das Geräusch meiner Schritte hallte im stillen Raum wieder. Mit einem Ruck zog ich die Türe auf und sah um die Ecke. Rhett hielt in der Bewegung inne. Sein Körper versteifte sich für einen Moment, dann wandte er mir den Blick zu. Seine Augen glühten in einem bernsteinfarbenen Ton. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass er gerade noch ein Drache gewesen war, oder weil ihn etwas wütend machte. »Geht es meiner Familie gut?«, fragte ich frei heraus und musterte ihn. Er nickte, sagte aber kein Wort. Verwirrt musterte ich ihn. »Ist alles okay, Rhett?« Die Besorgnis in meiner Stimme hätte ich gerne unterdrückt, doch es schien mir nicht möglich zu sein. »Ja. Alles okay«, meinte er kurz angebunden, wich aber meinem Blick aus, als hätte er Angst, dass ich noch einmal einen Blick auf seine Augen erhaschen konnte, die die Farbe von Bernstein aufwiesen. »Und du bist sicher, dass es meiner Familie gut geht?«, hakte ich nach, da ich beim besten Willen nicht sicher war, ob er mich nur anlog, schließlich wich er meinem Blick aus. Jetzt schnellte sein Blick zu mir und seine Augen schienen Feuer zu sprühen. Instinktiv krallte ich meine Hand am Türgriff fest und wich einen Schritt zurück. »Ich würde dich nicht anlügen. Damit das klar ist«, meinte er. Sein Tonfall war hart und kalt. Ich nickte, fragte mich aber gleichzeitig, was dann in ihn gefahren ist. Als er merkte, wie er sich mir gegenüber benahm, holte er einmal tief Luft und schloss die Augen. Kurz darauf blickte ich wieder in seine natürlichen Augen, die nicht so wirkten, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen.

»Tut mir leid. Es war nur ein langer Flug und mein Bruder ist noch immer sauer auf mich. Das beschäftigt mich eben mehr, als es sollte. Es ist nicht gegen dich gerichtet, Laia«, wisperte er und die Wärme trat in seine Augen zurück, aber auch eine Verletztheit, die er mit allen Mitteln zu verbergen versuchte. Nun lächelte ich ihn sanft an. »Schon okay. Ich wollte dir auch noch danken, dass du das für mich getan hast. Das bedeutet mehr sehr viel. Also danke.« Rhett schwieg, sah mich aber dafür sehr intensiv an. So intensiv, dass ich das Gefühl hatte, er könnte direkt in meine Seele schauen. Dann blinzelte er und der kurze Moment war vorbei. »Kein Problem. Ich hätte auch gewollt, dass das jemand für mich machen würde. Du musst dich also nicht bedanken«, meinte er und wich meinem Blick nun wieder aus. »Schlaf schön.« Damit huschte er in sein Zimmer und schloss die große Holztüre hinter sich, weswegen mir keine Zeit geblieben war, ihm ebenfalls eine gute Nacht zu wünschen. Für einen Moment stand ich weiter im Gang und starrte auf die Tür, die sich in diesem Moment hinter Rhett geschlossen hatte. Meine Gedanken drehten sich um sein Verhalten, welches manchmal sehr komisch sein konnte. Leise seufzte ich und wandte mich ab. Ein Schrei stieg in meiner Kehle auf. Gwaine lehnte an der Wand gegenüber. Doch der Schrei blieb mir in der Kehle stecken. »Ich habe mich dir nicht richtig vorgestellt. Ich bin Gwaine«, meinte er und hielt mir überraschenderweise die Hand hin. Verblüfft musterte ich ihn. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass er wirklich kommen würde und sich mir wirklich vorstellen würden. Eher hatte ich erwartet, dass er mich für den Rest seines Lebens ignorieren würde.

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