🔥 14. Kapitel

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Mit einer sanften Bewegung landete Rhett wieder auf dem Boden und ging in die Knie, damit ich von seinem Rücken steigen konnte. Mit einer eher ungeschmeidigen Bewegung rutschte ich von seinem Rücken und warf noch einmal auf seine Drachengestalt. Es war nur ein paar Tage her seid ich ihn so gesehen hatte und doch kam es mir so vor, als wäre das schon Monate her. Dazu schien ich neue Details zu erkennen. Für ein paar Sekunden sog ich seinen Anblick in mich auf. Als kleines Kind hatte ich mir Drachen immer so vorgestellt. Genauso erhaben, wie er gerade wirkte, als er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete. Sein Blick ruhte auf mir und ich glaubte ein warmes Funkeln in ihnen zu sehen, sicher war ich mir da aber nicht. Ich bewunderte wie die Sonne seine Schuppen erstrahlen ließ, fast so hell, dass es mir in den Augen wehtat. Rhett war ein wunderschöner Drache, was mich daran erinnerte, dass ich die anderen noch gar nicht in ihrer Drachenform gesehen hatte. In dem Moment begann die Luft um mich herum zu flimmern und kurz darauf stand Rhett in seiner menschlichen Form vor mir. Glühende Funken schienen durch die Luft zu fliegen. Ich beobachtete die Funken, während Rhett in den Busch neben sich griff. Dorthin, wo er die Kleidung getan hatte. Meine Wangen färbten sich rot, wenn ich daran dachte, wie oft er jetzt schon so vor mir gestanden hatte. Dennoch versuchte ich diesen Fakt zu ignorieren und mich einfach auf etwas andere zu konzentrieren. Schließlich räusperte sich Rhett, was mir sagte, dass er fertig war. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. Seine Haare waren etwas zerzaust, was vermutlich daher kam, dass er sich alles in Windeseile übergezogen hatte. »Ich hoffe, dass es nicht allzu kalt für dich war. Ich hätte daran denken sollen, dass es in der Luft do-«, fing er an, doch ich unterbrach ihn. »Ist schon okay. Deine Haut war erstaunlich warm und ich bin hart im Nehmen.«

Für einen Moment musterte er mich, dann lächelte er mich an. »Ich hätte trotzdem daran denken sollen.« Damit lief er voraus, und ich ihm hinterher. In der Hinsicht schien Rhett sehr stur zu sein. Jeder konnte mal etwas vergessen und seine Haut hatte mich gewärmt. So war mir nicht so kalt gewesen, wie er vielleicht annahm. Dennoch rührte es mich, dass er sich solche Gedanken darüber machte. Ich war ihm wichtig. Das er das hier für mich getan hatte, war mir aber viel wichtiger, als die Tatsache, dass er vergessen hatte, dass es kalt sein würde. Ich hätte ihm schon gesagt, wenn es mir zu kalt geworden wäre. Die Wahrheit war aber, dass die Wärme seiner Schuppen durch meine Kleidung gedrungen war und somit meine Beine gewärmt hatte, weswegen es nicht kalt geworden ist. Nur schien er das selbst nicht wirklich zu glauben. Innerlich seufzte ich und fragte mich, ob ihm nicht einfach mal etwas egal sein konnte und er sich nur Gedanken machen konnte, wenn die anderen sich nicht beschwerten. Als wir wieder im Innenhof ankamen, räusperte ich mich. Rhett blieb stehen und drehte sich zu mir. Seine Augen musterten mich neugierig. »Ich werde zu Satan gehen und mich ein wenig um ihn kümmern«, meinte ich. Im nächsten Moment fiel mir aber ein, dass ich noch immer meine Schlafkleidung trug und schon bereute ich meinen Satz, der mir ohne nachzudenken einfach über die Lippen gerutscht war. Rhett schien zu merken, dass ich so eben begriffen hatte, dass ich noch immer in meiner Schlafkleidung war, denn ein schiefes Grinsen bildete sich langsam aber sicher auf seinen Lippen. »Ach weißt du, ich gehe mich doch erst lieber anziehen«, meinte ich und huschte an ihm vorbei. Zum Glück blieb die Röte in meinen Wangen aus. Das war eine Erleichterung, die ich nur zu gerne begrüßte. Meine Füße trugen mich in einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit die kleine Treppe nach oben, bevor ich das Gebäude betrat. Die Sonne, die bereits erste Strahlen durch die Fenster schickte, tauchte den Eingang, der sich vor mir erstreckte in ein warmes Licht, was mich für eine Sekunde innehalten ließ. Ich fragte mich, ob die Eingangshalle in Lavandia je so einladend auf mich gewirkt hatte. Auf einmal bezweifelte ich das stark. Das Schloss hatte nur einladend auf gewirkt, wenn ich wusste, dass mein Bruder sich darin aufhielt. Aber sonst war das nicht etwas, was ich für wichtig hielt.

Ein Stich durchfuhr meine Brust, als mir das langsam aber sich bewusst wurde. Dieses feine Detail hatte ich einfach immer übersehen, weil ich nie geglaubt hatte, dass es einen anderen Ort für geben könnte, als Lavandia. Ich habe den Wald immer als Zufluchtsort genutzt, aber seid dem Vorfall mit den Räubern hat mein Vater mich nicht mehr allein gehen lassen. Auf einmal hatten sich meine Möglichkeiten erweitert. Das Schloss hatte ich nur geduldet, weil ich glaubte, dass es nichts anderes für mich geben könnte. Kein anderes zu Hause. Ich hatte angenommen, dass ich dort mein Leben verbringen würde. Jeden Tag. Auf einmal hatte sich das Blatt gewendet und es wirkte so, als hätte ich jetzt die Chance, mich zu entscheiden. Mich zu entscheide, was ich wollte und was nicht. In dem Moment spürte ich, wie Rhett neben mir stehen blieb. Sein Blick ruhte auf mir, was ich ganz deutlich spüren konnte. Mein Herz schlug auf einmal wild in meiner Brust, als wollte es jeden Moment aus meiner Brust springen. Hitze flutete meinen Körper und brachte meine Haut zum Kribbeln. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah zu Rhett, der mich musterte. Erkenntnis flackerte in seinen Augen, als würde er ganz genau verstehen, was in mir vorging. »Lavandia ist nicht wirklich dein Zuhause, oder?«, fragte er, was meine Vermutung bestätigte. Ich fragte mich, ob man mich einfach wie ein offenes Buch lesen konnte oder ob er einfach gut im Raten war. Vermutlich sah er es mir aber an. »Versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Bruder und meine Mutter und meine Zofen, doch es kommt mir so vor, als wäre ich nur ein Anhängsel in der Familie, was man nur dulden muss, weil es da ist. Dazu fühlte ich mich ab und zu wie ein Vogel im goldenen Käfig. Nur durch meinen Bruder hatte ich das Gefühl irgendwie zu Hause zu sein und durch meine Mutter, aber mein Vater hat mir nie das Gefühl gegeben zu Hause zu sein«, beichtete ich und sah ihn an. Er lächelte und nickte. »Ich weiß zwar nicht wie es ist, sich wie ein Anhängsel zu fühlen, da ich ein Junge bin, aber ich kann verstehen, wenn man sich nicht wie zu Hause fühlt. Aber denk daran, dass du immer eine Wahl hast, egal was andere dir sagen.« Bei seinen letzten Worten legte sich seine Hand für einen Moment auf meine Schulter. Der sanfte Druck, den er ausübte, sorgte dafür, dass ich mich bestärkt fühlte. Seine Worte taten ebenfalls gut und gaben mir neue Kraft.

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