1. Kapitel - Wo bin ich?

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Es war dunkel und kalt. Ich lag mitten im Wald, die Baumkronen waren dicht aneinander gewachsen, es kam kaum Licht durch. Nur ein kleiner Silberschimmer kam zwischen den Blättern durch und erhellte nur einen kleinen Teil, der vor mir lag. Also ging ich zum Licht oder besser gesagt in Richtung Mond, vielleicht ist in dieser Richtung irgendwer, der mir sagen kann, wo ich bin.

Mit jedem Schritt nach vorn wirkte dieser Wald immer unheimlicher, ich hoffte nicht hier draußen übernachten zu müssen. Die Nacht war sehr kalt und ich hatte nicht besonders viel an, denn es war ja auch Sommer und sehr heiß. Aus diesem Grund hatte ich nur meine Stiefel mit vielen Schnallen, eine schwarze sehr kurze Hose und ein sehr kurzes Neckholdertop an und ich habe noch meine schwarzen Stulpen mit Schnallen an, sowie zwei Zöpfe, damit mir die Haare bei dem warmen Wetter nicht im Nacken liegen und kleben.

Ich hätte nie gedacht, dass es Nachts so kalt werden kann, ich mein, wir haben Sommer. Hier sieht es auch nicht besonders nach meiner Heimat aus. Aber wie sollte ich in so kurzer Zeit, so weit weg gekommen sein. Jemand hat mir in meiner Heimatstadt mal wieder ein Bein gestellt und ich bin natürlich auf den Kopf gefallen und bin bewusstlos geworden. Dann haben mich die Irren also in einem Wald verfrachtet, damit ich schön weit weg bin und nie wieder komme.

Ich weiß nicht warum die alle so gegen mich sind, ich habe denen nie etwas getan. Den ganzen Ärger nur, weil ich nicht so herum laufe wie die Anderen, warum sollte ich auch, ich bin nun mal nicht wie die. Ich bin ich und ich bin stolz drauf, ich bin nun mal ein Goth, was soll's, deswegen bin ich doch trotzdem immer noch ein Mensch. Leider sehen die Anderen das alles anders.

Naja, egal, wenn ich jemanden hier finde, der mir helfen kann, dann zeige ich die Leute an, denn ich kenne ihre Gesichter und nach all der Zeit sogar ihr vollständigen Namen und Adressen, denn jetzt sind die echt zu weit gegangen. Da vorn ist eine Lichtung, ich hoffe ich sehe da vorn ein wenig mehr, als nur Gestrüpp und Baum. Aber irgendwie fühle ich mich hier gerade wohler in diesem unheimlichen Wald, als zu Hause, wo mich alle hassen, nur weil ich anders bin.

Wenn ich hier wirklich sehr weit weg bin von zu Haus, dann kann ich vielleicht hier bleiben und ein neues Leben anfangen, wenn die Leute hier in der Umgebung toleranter sind. Wie ich sehe, ist das da vorn keine Lichtung sondern das Ende des Waldes, wie schön, endlich eine andere Landschaft und hoffentlich auch Menschen, die mir helfen können und wollen. Ich hoffe, dass die Menschen hier netter sind, ich weiß nicht, wie lange das meine Psyche aushält, die ganzen Sticheleien sind schon hart. Jetzt habe ich den letzten Baum erreicht und bin schockiert über das, was ich da sehe.

Da stand ein Dorf, aber nicht so wie ich Dörfer kenne. Denn da stand ein Dorf, dessen Häuser aus Holz gebaut wurden und mitten drin sehe ich einen Brunnen auf einen großen Platz, das wird der Marktplatz sein. Das kann doch nicht sein, es gibt doch in dieser Zeit keine Hinterwäldler mehr, die noch so wohnen oder doch?

Aber das kann mir jetzt egal sein, ich brauche Hilfe und da kann ich nicht auch noch anfangen mich darüber zu beschweren, dass es nicht die Hilfe ist, die ich wollte. Ich hoffte innigst, dass da vorn, in diesem Dorf anständige Menschen wohnen, die ein Herz haben und sich nicht daran stören, was ich trage und wie ich aussehe. Allerdings habe ich dennoch Bedenken, wenn die mich doch nicht mögen und so wie es aussieht, sind die wirklich noch Hinterwäldler, dann habe ich jetzt Angst, dass die plötzlich mit Mistgabeln auf mich los gehen könnten.

„Oh mein Gott, was sollen denn jetzt diese Ängste, Mensch Mädel, du hast Kopfschmerzen und wahrscheinlich sogar eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung gibt es bestimmt noch gratis dazu. Also reiß dich zusammen und geh jetzt dahin, damit dir geholfen wird."

Na toll, jetzt führe ich auch schon Selbstgespräche, in denen ich mir selbst in den Hintern trete. Na dann mal los, dann gehe ich mal in das Dorf, wenn ich Glück habe, ist noch jemand wach und hilft mir.

Ein neues Leben? - Eine neue Heimat -Where stories live. Discover now